Trotz drohenden Abstiegs Beim 1. FC Köln wird Vereinstreue noch groß geschrieben

KÖLN · Nach Höger und Hector bleibt wohl auch Torwart Horn beim 1. FC Köln. Bittencourt und Meré sind weitere Kandidaten für einen Verbleib beim FC.

Gianluigi Buffon ist im modernen Fußballgeschäft der Inbegriff von Vereinstreue. Seit 2001 trägt die Torwart-Legende das Trikot von Juventus Turin. Selbst als die „Alte Dame“ zur Saison 2006/2007 in die Serie B aufgrund des Wettskandals absteigen musste, blieb der Nationalkeeper und führte Juve nach dem Wiederaufstieg in eine neue erfolgreiche Ära.

Ein bis heute einzigartiger Vorgang? Ja, wäre da nicht der 1. FC Köln. Erst Marco Höger, dann Jonas Hector und nun wahrscheinlich auch Marcel Risse und Timo Horn: Trotz des drohenden sechsten Abstiegs der Geißböcke in die 2. Bundesliga haben sich vier Säulen des sportliches Erfolgs der vergangenen Jahre dem FC verschrieben.

Der Jubel in der so leidgeprüften Anhängerschaft des FC ist groß, das Gefühl, ein besonderer Verein zu sein, eindrucksvoll bestätigt. Der Kölner braucht Folklore und liebt die romantische Vorstellung von Gemeinschaftsgefühl, Stärke und Leidenschaft. Und ein Hauch von Dramatik darf es bitte auch noch sein.

Als Jonas Hector nach dem 1:2 in Berlin sein Trikot in die Fankurve warf und es Sekunden später wieder vor ihm auf dem Boden landete, brach der einzige aktuelle deutsche Nationalspieler des FC in Tränen aus. „Da haben sich die Fans definitiv den Falschen ausgeguckt. Auch, wenn es nicht immer so rüberkommt, aber Jonas lebt diesen Verein, gibt in jedem Training immer alles und hat eine hohe Identifikation mit dem FC. Er will jetzt zurückzahlen“, lobte FC-Trainer Stefan Ruthenbeck Hectors Entscheidung: „Es ist toll, dass es noch Typen im Fußball gibt.“

Soweit der romantische Teil. Dass die Domino-Steine im FC-Kader aktuell reihenweise in Richtung Verbleib fallen, hat aber natürlich auch eine wirtschaftliche und vertragliche Seite. Während Höger seinen noch bis 2021 laufenden Vertrag erfüllt, hat Hector seinen Kontrakt mit der Entscheidung, seine Ausstiegsklausel im Falle eines Abstiegs nicht zu ziehen, gleich bis 2023 verlängert – oder besser gesagt, einen neu aufgelegten Vertrag enthalten.

Die Gründe liegen auf der Hand: Zum einen dürfte das im alten Vertrag festgelegte Gehalt des 27-Jährigen nach oben angepasst worden sein. Zum anderen enthält das Papier wohl eine neue Ausstiegsklausel für den Fall, dass der FC kommende Saison den direkten Wiederaufstieg verpasst. 2020 findet mit der EM wieder ein Großereignis statt und zwei Jahre 2. Liga sind für die Karriere eines Nationalspielers dann doch zu viel. Neben dem Verbleib seines Linksverteidigers profitiert auch der FC von dem neuen Vertrag. Er könnte Hector nämlich jetzt für mehr als die im alten Kontrakt festgelegte Ablösesumme in Höhe von geschätzt neun Millionen Euro verkaufen. Bei Timo Horn sind die Dinge ganz ähnlich gelagert.

Auch der Torwart wird einen modifizierten Vertrag mit Ausstiegsklausel im Fall des Nicht-Aufstiegs erhalten. „Das wird sich bei Timo im Laufe dieser Woche entscheiden. Jonas hat es vorgemacht. Es zeigt die große Verbindung zu diesem besonderen Verein und seinen Fans. So etwas vergessen die Menschen nicht“, stellte FC-Sportchef Armin Veh via „Sportbild“ den nächsten Domino-Stein mit Buffon-Effekt relativ klar in Aussicht.

Geht es nach den FC-Fans sollten mit Leonardo Bittencourt und Jorge Meré zwei weitere FC-Profi dem Beispiel ihrer Teamkollegen folgen. Bittencourt soll zwar von Werder Bremen, RB Leipzig und nun auch Hoffenheim umworben werden, hat aber ebenso wie Hector und Horn seine Verbundenheit zu Köln und dem FC deutlich zum Ausdruck gebracht. Der nach Peter Stögers Demission zumeist stark aufspielende Spanier Meré könnte nach den wahrscheinlichen Abgängen von Dominique Heintz, Dominic Maroh und Frederik Sörensen zum neuen Abwehrchef des FC aufsteigen.

Noch jemand hat übrigens in diesen Tagen seinen Verbleib beim FC angekündigt. Werner Spinner sagte dem „Kölner Stadtanzeiger“, dass er bis 2019 im Amt bleibe, Das hat aber weniger mit Gianluigi Buffon zu tun, denn Spinner ist Präsident und bis 2019 gewählt. Er hätte also vorzeitig zurücktreten müssen.

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