1. FC Köln Abstiegskampf am sechsten Spieltag

Köln · Fünf Spiele, fünf Niederlagen - der 1. FC Köln ist denkbar schlecht in die Saison gestartet. Wir haben zehn mögliche Gründe für den schwachen Saisonstart der Geißböcke zusammengestellt. Vom Verkauf von Modeste über den Videobeweis bis zur Pechsträhne.

 Trostspender: FC-Kapitän Matthias Lehmann tätschelt Konstantin Rausch den Kopf – eine Geste, die als Aufmunterung gemeint ist.

Trostspender: FC-Kapitän Matthias Lehmann tätschelt Konstantin Rausch den Kopf – eine Geste, die als Aufmunterung gemeint ist.

Foto: Benjamin Horn

Es ist kaum zu glauben. Am 20. Mai lag sich ganz Köln noch glückselig in den Armen, um sich und den 1. FC für den Einzug in die Europa League abzufeiern. Nur vier Monate später stehen die Kölner nach sechs Pflichtspielniederlagen in Folge am sportlichen Abgrund. Eine Diskrepanz, die auf den ersten Blick nicht zu erklären ist. Zehn mögliche Gründe, wie es soweit kommen konnte:

Anthony Modeste

Die pessimistischen Kritiker haben es sofort geahnt. Der Verlust des Torgaranten wiegt schwer – für manche zu schwer. Auf dem Feld war Modeste mit seiner unberechenbaren Qualität im Abschluss der Unterschiedsspieler, an dem sich eine Mannschaft hochziehen kann. Neben dem Platz gefiel der Franzose als Stimmungskanone.

Die Transferpolitik

Sportchef Jörg Schmadtke hat fünf Neue geholt, darunter vier blutjunge, nahezu Bundesliga unerfahrene Abwehrspieler. Dabei gab es in der unter Trainer Peter Stöger immer stabilen Defensive kaum Handlungsbedarf. Für Stürmer Jhon Cordorba sind die Schuhe seines Vorgängers Modeste noch zu groß. Nach guten Ansätzen zeigte der Kolumbianer gegen Frankfurt Anzeichen von Verzweiflung und Resignation. „Alles, was gut gemeint ist, muss nicht auch gut sein“, bewertet Stöger Cordobas Laufwege. Schmadtke hat es zudem in seiner Einkaufspolitik versäumt, die Baustellen auf den offensiven Außenbahnen und im Mittelfeld zu bearbeiten.

Der Kader

Die Probleme auf diesen Positionen haben sich aufgetan, weil Leonardo Bittencourt und vor allem Marcel Risse mit den Folgen ihrer langen Verletzungen zu kämpfen haben. Im Mittelfeld ist das Spiel des FC mit Matthias Lehmann und Marco Höger zu langsam. Christian Clemens und Sehrou Guirassy sind als weitere Hoffnungsträger hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Der Ausfall Hectors

Zunächst suchten der Nationalspieler und sein Trainer noch die richtigen Rolle für Hector. Zentrales Mittelfeld oder linker Verteidger? Dann verletzte er sich in London schwer. So oder so kann der FC Hector kaum ersetzen.

Das Umfeld

Erstmals nach vier Jahren gibt es Unruhe am Geißbockheim. Was mit der nebulösen Demission von Pressesprecher Alex Jacob im Juni unscheinbar begann, setzte sich mit dem Transfertheater um Anthony Modeste im Sommer fort. Die schwierigen Umstände beim Verkauf des Stürmers nach China kosteten die Clubführung Zeit, Energie und Nerven. Inzwischen gibt es reichlich Brandherde: die Erweiterung des Trainingsgeländes, der Stadionaus- bzw. Neubau, der Antrag der Initiative „100% FC“ und ein Interview von FC-Präsident Werner Spinner, in dem er die Initiative vor der Mitgliederversammlung je nach Lesart in die Nähe von Extremen rückt.

Der Spielplan

Drei Auswärtsspiele in Gladbach, beim Angstgegner Augsburg und in Dortmund an den ersten vier Spieltagen: ein Programm wie gemacht für einen Fehlstart.

Der Videobeweis

Als Befürworter des Videobeweises ist die neue Technik für den FC zum Bumerang geworden. In Dortmund und gegen Frankfurt gab es klare Benachteiligungen, die auf einen Nebenschauplatz geführt und abgelenkt haben.

Die Spielidee

In den ersten Partien fand sich der FC in der ungewohnten Rolle des Ballbesitzteams wieder und fühlte sich dort nicht wohl. Die Kompaktheit ist verloren gegangen, weil zu viele Spieler nicht die richtigen Entscheidungen treffen. Der FC muss zu seinen Wurzeln zurück und auf einer stabilen Defensive aufbauen. „Ritterrüstung anziehen, Kopf runter und durch“, gab Jörg Schmadtke als Devise aus.

Das Mentale

„Fußball findet zu 80 Prozent im Kopf statt“, erklärte Kapitän Matthias Lehmann. Die individuellen Fehler und die Niederlagenserie haben automatisch in den Teufelskreis der Grübelei geführt. Und wer auf dem Platz zu viel denkt, hat weniger Zeit zum instinktiven Fußballspielen.

Das Pech

Der FC muss gerade leidvoll erfahren, dass sich im Moment alles gegen ihn verschworen hat. „Das ist wirklich so, wenn man unten steht“, sagt auch Peter Stöger.

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