Interview mit FC-Stadionsprecher „Den Videobeweis hasse ich wie die Pest“

Köln · Die siebte Minute der Nachspielzeit im Freitagspiel gegen die TSG aus Hoffenheim brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. So erlebte FC-Stadionsprecher Michael Trippel den Moment, der alles auf den Kopf stellte.

 (Archiv)

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„Es ist zum Kotzen.“ Michael Trippel ließ seinen Emotionen nach dem Hoffenheimer Elfmetertor zum 2:1-Sieg beim 1. FC Köln über die Stadionlautsprecher freien Lauf.

Der Stadionsprecher sprach den FC-Fans am Freitag aus den Herzen, kurz bevor das Aus von Sportchef Armin Veh und Trainer Achim Beierlorzer besiegelt wurden. Mit dem 65-Jährigen unterhielt sich Martin Sauerborn.

Herr Trippel, wie kam es zu diesem Ausbruch der Gefühle?

Mir ist einfach die Hutschnur gerissen. Mal wieder war der Videobeweis gegen uns, und das in der 96. Minute. Das konnte doch alles nicht mehr wahr sein.

Wie schwer ist es für einen Stadionsprecher in solchen Momenten die Ruhe zu bewahren?

Schwer, wenn man emotional verhaftet ist. Wenn es nur um einen Job geht, ist es einfach, aber wenn man wie ich 25 Jahre hinter dem Verein steht, wird es schwieriger. Im Moment kommt ja auch vieles zusammen. Die sportliche Situation, die Trainer-Situation und dieser Videobeweis, den ich hasse wie die Pest. Das musste das einfach mal raus. Ich habe ja auch niemanden beleidigt. Und viele Fans haben sich bei mir gemeldet und gesagt, dass sie genau das gleiche gedacht haben.

Es gab den 20. Mai 2017, da haben Sie in der Nachspielzeit gegen Mainz das Telefon klingeln lassen, weil der FC im Europapokal stand.

Ja, das war schön.

Jetzt kam die Negativ-Emotion raus. Gab es noch andere Situationen, in denen Sie vom normalen Weg eines Stadionsprechers abgekommen sind?

Wenn ich sehe, wie in anderen Stadien Eckbälle und Torwartparaden von Stadionsprechern bejubelt werden, sind wir in Köln noch relativ harmlos. Wenn ich alle fünf Jahre meine Emotionen zeige, heißt das nur, dass Michael Trippel ein echter FC-Fan ist.

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