1. FC Köln Der 1. FC Köln sucht seine alte Form

Köln. · Durch das 1:3 in Hoffenheim rutscht der 1. FC Köln wieder in den Abstiegskampf. Der Druck vor dem Duell mit Leipzig am Montag steigt für die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol.

 Zu spät kommt hier FC-Abwehrspieler Jorge Meré (links), der den von Christoph Baumgartner (nicht im Bild) geköpften Ball erst hinter der Torlinie erwischt. Auch Torhüter Timo Horn ist beim 0:2 machtlos.

Zu spät kommt hier FC-Abwehrspieler Jorge Meré (links), der den von Christoph Baumgartner (nicht im Bild) geköpften Ball erst hinter der Torlinie erwischt. Auch Torhüter Timo Horn ist beim 0:2 machtlos.

Foto: dpa/Ronald Wittek

Glück und Konzentration sind zwei Dinge, die nicht zwingend in enger Beziehung zueinander stehen. Es ist aber unbestritten, dass beide für sich im Profifußball eine wesentliche Rolle spielen. Und deshalb in diesem Geschäft manchmal doch miteinander korrelieren. Der 1. FC Köln erlebte ein solches Zusammentreffen am Mittwoch an einem wunderbar lauen Frühsommerabend im Kraichgau und musste nach dem 1:3 bei der TSG 1899 Hoffenheim äußerst negative Erfahrungen mit auf den 285 Kilometer langen Heimweg nehmen.

Markus Gisdol benötigte keine Detektivarbeit, um seine Erkenntnisse gleich nach Spielschluss mitzuteilen: „Unser Spiel bestand mal wieder aus Wellenbewegungen. Wir sind zu nachlässig. Sobald die Konzentration und die Spannung etwas nachlassen, kommen die Gegentore, die wir viel zu leicht zulassen“, kritisierte der FC-Chefcoach. Da half es auch wenig, dass die Kölner über weite Teile der unterhaltsamen Partie ordentlich Fußball spielten.

Ausschlag gab fehlende Konzentration

Den Ausschlag gaben die Momente der fehlenden Konzentration. Vor der Corona-Zwangspause hatten die Geißböcke ihre Gegner zermürbt, indem sie über die gesamte Spieldauer stabil geblieben waren und sich kaum individuelle Fehler leisteten. „Wir hatten einen guten Lauf, der von Corona unterbrochen wurde. Danach muss man sich alles wieder hart erarbeiten“, erklärte FC-Torwart Timo Horn nach dem vierten sieglosen Geisterspiel in Folge. Eine Einschätzung, die auch dadurch untermauert wurde, dass der sonst am Fußballplatz festgekettete Kapitän Jonas Hector an seinem 30. Geburtstag von sich aus draußen blieb, weil „er nicht bei 100 Prozent“ sei.

In Hoffenheim brach sich der FC also wieder selbst das Genick. Vor dem 0:1 durch Christoph Baumgartner (11.) patzte Kingsley Ehzibue schülerhaft. Bei Baumgartners zweitem Streich (46.) ließ sich Toni Leistner von Flankengeber Robert Skov übertölpeln, und Steven Zubers 3:0 (48.) begünstigte Benno Schmitz, der seine Position rechts hinten im Stich ließ, um in der Mitte bei Baumgartners Hackentrick-Vorlage schlecht auszusehen. Vor allem der Doppelschlag nach der Pause und einer guten Phase des FC Ende der ersten Hälfte brachte Gisdol in Wallung: „Wir nehmen uns fest vor, so weiterzumachen und verändern in der Halbzeit nichts, schenken aber gleich das Spiel weg. Darüber werden wir in aller Deutlichkeit reden müssen.“

In Unterzahl aufgeschwungen

Und weil den Kölnern immer wieder die nötige Konzentration abging, fehlte ihnen das Glück. Unglücksrabe Sebastiaan Bournauw etwa wäre im Kölner Lauf vor Corona wohl niemals so spät dran gewesen, wie in seinem verhängnisvollen Zweikampf gegen den omnipräsenten Baumgartner im Niemandsland der Kölner Hälfte. So aber traf der belgische Innenverteidiger mit offener Sohle die Wade des Österreichers und musste nach Intervention des Video-Assistenten zu Recht vom Platz. Gestern wurde der 21-jährige Shooting-Star für zwei Spiele gesperrt.

In Unterzahl hatte sich der FC zum ersten Mal aufgeschwungen und nach dem bitteren Doppelschlag ein zweites Mal Moral bewiesen und durch Florian Kainz auf 1:3 verkürzt (60.). „Der Moment des gehaltenen Elfmeters war ein wichtiger Moment für uns. Wenn der reingeht, dann hätte es Köln noch mehr Luft gegeben“, räumte TSG-Coach Alfred Schreuder ein. Zumal sein Team nach Gelb-Rot gegen Kapitän Benjamin Hübner und dem 1:3 der Verunsicherung nach drei Heimniederlagen in Serie und schon acht in dieser Saison freien Lauf ließ.

Mark Uth vergab Strafstoß

Doch ausgerechnet einer der prägenden Figuren des FC-Aufschwungs nach der Winterpause versagten zum zweiten Mal in Folge die Nerven. Wie schon beim 2:2 gegen Düsseldorf vergab Mark Uth einen Strafstoß (77.) und verbaute seinem Team die große Chance, zumindest noch einen Punkt mitzunehmen. Der Leihspieler aus Schalke hat in der Corona-Pause etwas von seiner Leichtigkeit verloren und die FC-Offensive damit einen Teil ihrer Gefährlichkeit und die Überraschungsmomente.

Auch deshalb sind die Kölner wieder fester Bestandteil des Abstiegskampfes. Auf sieben Punkte ist der Vorsprung gegenüber Düsseldorf und dem Relegationsplatz geschmolzen. Und am Montag (20.30 Uhr) kommt RB Leipzig ins Rheinenergiestadion. Gegen den Champions-League-Anwärter darf sich der FC keine Nachlässigkeiten leisten. Wie so etwas sonst enden kann, wüssten die Mainzer nach ihren 0:8- und 0:5-Niederlagen in dieser Saison zu berichten. Oder auch Markus Gisdol: Beim 1:4 im Hinspiel gab der 50-Jährige sein Debüt auf der FC-Bank.

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