Bundesliga-Spiel am Sonntag Was den 1. FC Köln bei Union Berlin erwartet

Köln · Am Sonntag spielt der 1. FC Köln bei Union Berlin. Beide Vereine treffen zum ersten Mal als Erstligisten aufeinander. Für die Kölner dürfte es beim Gastgeber laut und eng werden.

 Kölns Trainer Markus Gisdol an der Seitenlinie: Der FC trifft am Sonntag auf Union Berlin. (Archivfoto)

Kölns Trainer Markus Gisdol an der Seitenlinie: Der FC trifft am Sonntag auf Union Berlin. (Archivfoto)

Foto: dpa/Marius Becker

Was es bedeutet im Jahr 2019 in der „Alten Försterei“ Fußball spielen zu müssen, durfte der 1. FC Köln noch zu Zweitliga-Zeiten erfahren. Am 31. Januar ging der dreifache Deutsche Meister zum Rückrundenauftakt in Köpenick mit 0:2 baden. Was seinerzeit Anlass zu großer Sorge gab, denn die als Tabellenzweiter und Aufstiegsfavorit angereiste Elf von Trainer Markus Anfang war gegen den kampf- und willensstarken „Noch-Nie-Bundesligisten“ 1. FC Union Berlin chancenlos.

Mittlerweile sind die beiden Kultclubs Erstligisten. Die Kölner stiegen, wie es sich für ihr Selbstverständnis gehört, auf am Ende recht lässige Art auf. Dagegen musste sich der Arbeiterclub aus dem tiefen Osten der Hauptstadt über die Relegation gegen den VfB Stuttgart zum 56. Mitglied der Bundesliga-Geschichte malochen. Nicht der einzige Gegensatz, der die beiden Aufsteiger vor ihrem ersten Duell in der höchsten deutschen Spielklasse am Sonntag trennt.

Zum Beispiel der bisherige Saisonverlauf: Der FC hat nach 13 Spieltagen eine Trainerentlassung sowie einen Sportchef-Abgang hinter sich und als Tabellenvorletzter erst acht Punkte eingesammelt. Halb so viel wie die „Eisernen“ auf Rang elf. Zwölf dieser Zähler fuhr Union „An der Alten Försterei“ mit Siegen gegen Borussia Dortmund (3:1), Borussia Mönchengladbach (2:0), SC Freiburg (2:0) und den Stadtrivalen Hertha BSC (1:0) ein. In dem von 2000 freiwillig helfenden Fans im Jahr 2008 mit modernisierten Stadion, in dem es nach Nackenkammsteaks riecht und wo die Currywurst (mit Mayo) für zwei Euro zu haben ist, sind die kühnsten Träume schon in der Hinrunde wahr geworden.

„Ich hatte noch keine Berührungspunkte mit der Alten Försterei, aber als Spieler hätte ich mich auf diese Atmosphäre extrem gefreut.“ Horst Heldts aktive Karriere ist im Alter von 49 Jahren natürlich längst Geschichte, aber auch als neuer Sportchef des 1. FC Köln steckt er mit Blick auf Sonntag voller Erwartungen: „Es ist ein kleines, enges Stadion, in dem es sehr laut werden kann. Ich bin gespannt.“ Heldt freut sich auch einen ehemaligen Mitarbeiter aus Schalker Zeiten wieder zutreffen, Unions Geschäftsführer Fußball Oliver Ruhnert: „Er war Leiter der Nachwuchsabteilung und maßgeblich am Erfolg der Jugendteams auf Schalke beteiligt. Ich schätze ihn sehr.“

Ruhnert ist ein Mosaikstein des Erfolgswegs der Eisernen. 13 Neuverpflichtungen vor dieser Saison für nur 5,9 Millionen Euro gehen auf sein Konto, darunter die Ex-Kölner Anthony Ujah und Neven Subotic. Dann ist da noch Präsident Dirk Zingler. Seit 2004 im Amt weiß der 55-jährige Baustofflogistik-Unternehmer, was es bedeutet anzupacken. Wo beim 1. FC Köln geredet wird, handelt Union. Ab 2020 wird die Alte Försterei von derzeit 22.012 auf 37.000 Plätze ausgebaut – nach DFL-Richtlinien, aber ohne seinen Charakter und seine Einzigartigkeit zu verlieren: „Ein enges Stehplatzstadion, das unser Fußballherz höher schlagen lässt“, beschreibt Zingler. 10.000 der 15.000 neuen Plätze werden „Steher“ sein . Und weil der 1. FC Union wirklich ein etwas anderer Fußballverein ist, verbessert er die ohnehin schon maue Parkplatzsituation am Stadion im Zuge des Ausbaus nicht. Die Fans sollen auch künftig klimafreundlich mit der Tram und der S-Bahn bis Wulheide fahren.

In Oberschönweide und Köpenick dient alles dem Ereignis Fußball. Ein Ereignis, in dem auch der Kommerz seinen Platz findet, weil er im Bundesliga-Business nun mal dazu gehört. Der ganze Club denkt eben pragmatisch und spielt unter seinem „Arbeiter-Trainer“ Urs Fischer aus der Schweiz genauso Fußball. Die 0:4-Auftaktniederlage gegen RB Leipzig konnte die Eisernen nicht nachhaltig umwerfen. Immer wieder Aufstehen ist hier das jahrelang trainierte Motto und in der Gemeinschaft bloß niemanden fallen lassen. In Köln können sie neidisch sein und sich wieder auf ein unangenehmes Spiel in der Alten Försterei einstellen. „Union ist Favorit“, sagt Horst Heldt aus voller Überzeugung – obwohl sich dieser Satz auch für den FC-Sportchef ungewöhnlich anhören dürfte.

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