Kanu-WM Erster WM-Titel seit 1993: Anton und Aigner holen Gold

Rio de Janeiro · Die schwere Rückkehr der deutschen Slalomkanuten nach Rio wurde dank Franz Anton und Hannes Aigner zu einer sportlichen Erfolgsgeschichte. Beide holten an der Copacabana Gold und erinnerten zugleich an den bei Olympia 2016 tödlich verunglückten Trainer Stefan Henze.

 Der deutsche Hannes Aigner gewinnt bei der Kanuslalom-WM die Goldmedaille.

Der deutsche Hannes Aigner gewinnt bei der Kanuslalom-WM die Goldmedaille.

Foto: Li Ming/XinHua

Erst der historische Titel-Coup von Franz Anton, dann der goldene WM-Abschluss von Hannes Aigner an der Copacabana.

Besser hätte die schwere Rückkehr der deutschen Slalomkanuten an den Unfallort des 2016 in Rio de Janeiro tödlich verunglückten Stefan Henze kaum laufen können. Im Ziel musste Weltmeister Franz Anton sofort an den verstorbenen Kanutrainer denken. "Wir haben Stefan vor zwei Jahren hier verloren, und das ist etwas, das ich immer bei mir habe", sagte Anton nach dem ersten WM-Titel im Canadier-Einer seit 25 Jahren.

Die Kraft für seinen Fabellauf zog er aus den den "schönen Erinnerungen" mit dem früheren Coach, "das war eine schöne Beruhigung für mich", sagte der 28-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Der Polizeimeister legte am Samstag im Olympic Whitewater Stadium einen perfekten Auftritt hin und wurde im Ziel von seiner Frau Rebekka mit einem Küsschen belohnt.

24 Stunden später folgte der nächste Gold-Coup. Der Augsburger Hannes Aigner paddelte im Kajak-Einer zum Titel. Damit belohnte er sich auf der Strecke nachträglich. Vor zwei Jahren verpasste er Olympia-Bronze noch um drei Hundertstelsekunden. "Ich bin so glücklich, ein Traum für mich geht in Erfüllung. Es hat heute alles gepasst", sagte der Olympia-Dritte von London 2012.

Im Ziel warf er sein Paddel vor Freude weg und reckte beide Arme siegessicher in die Höhe - wohlwissend, das es mindestens für eine Medaille reichen würde. Seine Fabelzeit von 89,69 Sekunden konnte niemand mehr toppen, Zweiter wurde der Tscheche Jiri Prskavec.

"Es waren zwei gigantische Läufe von den Jungs. Ich kann da nur den Hut ziehen", lobte Cheftrainer Michael Trummer, der schon am ersten Wettkampftag glücklich war. Mit Gold und zweimal Bronze wurde die interne Zielstellung schon zur Halbzeit übererfüllt. Denn Sideris Tasiadis aus Augsburg gewann nach einem ebenfalls fehlerfreien Lauf hinter dem Briten Ryan Westley Bronze im Einer-Canadier. Europameisterin Ricarda Funk sicherte sich im Kajak-Einer ebenfalls Bronze.

Es war sogar mehr drin. Die 26-jährige aus Bad Kreuznach, die im Halbfinale als Zeitschnellste fehlerfrei blieb, machte am zweiten Tor einen Fehler. "Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich das noch bis unten hinbringe. Aber dann hab ich mir gesagt: scheiß drauf, ich geb' jetzt noch mal richtig Gas", sagte Funk.

Für Franz Anton war es eine Achterbahn-Saison. Nachdem er im Vorjahr das olympische Aus in seiner Lieblingsdisziplin Canadier-Zweier mit seinem Weltmeister-Partner Jan Benzien verdauen musste, konzentrierte er sich auf das Solo-Boot. Doch es funktionierte nicht. "Der Saisonanfang lief voll scheiße an, ich zweifelte und wollte nach jedem Fehler aufgeben", sagte er rückblickend.

Doch Cheftrainer Trummer glaubte an den WM-Dritten von 2014. "Mit Felix Michel wechselten wir noch den Trainer, es hat sich nun alles ausgezahlt", meinte Trummer, der dieses Gold auch auf dem Weg nach Tokio als wichtiges Zeichen für Anton sieht.

Erst später erinnerte ihn seine mitfiebernde Ehefrau Rebekka an den historischen Erfolg: Immerhin holte der Athlet vom Leipziger Kanu-Club das erste WM-Gold im Einer-Canadier seit 1993. Damals gewann Martin Lang im italienischen Mezzana den Titel.

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