Kantersieg Ermutigende Talente-Gala: Favre erweckt BVB zu neuem Leben

Dortmund · Beim BVB kehrt zumindest für einen Abend der Zauber vergangener Tage zurück. Der Kantersieg über Nürnberg schürt den Glauben, dass es unter der Regie von Trainer Lucien Favre allmählich aufwärts geht. Am Samstag in Leverkusen steht eine echte Reifeprüfung an.

 Mit dem BVB obenauf: Trainer Lucien Favre.

Mit dem BVB obenauf: Trainer Lucien Favre.

Foto: Ina Fassbender

Selbst Perfektionist Lucien Favre wirkte rundum zufrieden. Bei der 7:0 (2:0)-Gala von Borussia Dortmund gegen den 1. FC Nürnberg dürfte dem Schweizer Fußball-Lehrer endgültig klar geworden sein, welch großes Potenzial in seinem jungen Team steckt.

"Wir waren erleichtert", kommentierte er den höchsten BVB-Heimsieg seit 32 Jahren sichtlich entspannt. Doch bei aller Freude über die Fortschritte seiner zuletzt oft behäbig wirkenden Profis schlüpfte Favre am Ende eines denkwürdigen Fußball-Abends dann doch wieder in seine altbekannte Rolle als Mahner: "Es braucht seine Zeit, diese Mannschaft zu formen, aber es macht Spaß. Es gibt noch viel Arbeit."

Nach zwei eher zähen Auftritten in Brügge und in Sinsheim gegen Hoffenheim spielte sein Team groß auf und blieb auch im siebten Pflichtspiel unter seiner Regie ohne Niederlage. Obwohl zwischenzeitlich fünf BVB-Profis auf dem Platz standen, die nicht älter als 20 Jahre sind, wurde der Aufsteiger aus Nürnberg phasenweise vorgeführt.

"Heute war es großartig. Man hat gesehen, welche Qualität im vorderen Bereich da ist", befand Sebastian Kehl, neuer Leiter der Lizenzspielerabteilung, mit Verweis auf große Talente wie Christian Pulisic (20), Jadon Sancho (18) und Jacob Bruun Larsen (20). "Es ist eine große Freude mit diesen jungen Spielern", sagte auch Manager Michael Zorc am Tag danach: "Über das Spiel gibt es nicht viel zu meckern."

Es passte ins Bild von einem entwicklungsfähigen Talentschuppen, dass Achraf Hakimi ein beachtliches Debüt feierte. Der im Sommer von Real Madrid ausgeliehene 19-Jährige, der in Spanien geboren wurde und für die marokkanische Nationalelf spielt, glänzte auf der rechten Abwehrseite und traf bei seinem ersten Torschuss für den BVB gleich ins Schwarze. "Es war ein sehr gutes Gefühl", kommentierte der Piszczek-Ersatz seinen Treffer zum 3:0 in der 48. Minute. Dass mit Bruun Larsen (9. Minute), Marco Reus (32./58.), Manuel Akanji (74.), Sancho (85.) und Julian Weigl (88.) fünf weitere Profis ein Tor erzielten, rundete die starke Leistung des Kollektivs ab.

Die famose Vorstellung rückte selbst die knifflige Personalie Mario Götze in den Hintergrund. Obwohl der Weltmeister von 2014 zum zweiten Mal in Serie nicht im Kader stand, musste Trainer Favre diesmal nur wenige Fragen zum Dauerthema der vergangenen Wochen beantworten. "Es ist sehr schwer für ihn und auch sehr schwer für mich. Aber wir haben viele Spieler", sagte der Coach. Dass Götzes Mitstreiter auch ohne ihn groß auftrumpften, dürfte die Einsatzchancen für den Edeltechniker kaum erhöht haben. Im Training der Reservisten am Donnerstag fehlte er. "Er ist krank", sagte Favre.

Für mehr Gesprächsstoff sorgte da schon der auf nur zwei Punkte verkürzte Abstand zu den Bayern. Doch auch in der Stunde des Erfolgs ließ sich Kapitän Reus nicht zu einer Kampfansage an den in den vergangenen Jahren übermächtigen Rekordmeister hinreißen: "Wir gucken nur auf uns. Jetzt auf die Tabelle oder auf die Bayern zu schauen, würde nichts bringen." Der zweifache Torschütze weiß nur zu gut, dass schon in der kommenden Partie bei Bayer Leverkusen mit deutlich mehr Gegenwehr zu rechnen ist und es deshalb schwer wird, den Aufwärtstrend zu bestätigen: "Nürnberg hat uns nicht an die Grenzen gebracht. Das wird schon am Samstag hundertprozentig anders sein."

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