Länderspiel gegen die Slowakei Eine Chance für die Jugend

ASCONA · Beim Länderspiel gegen die Slowakei können gerade die jungen Talente auf sich Aufmerksam machen - und für die EM empfehlen. Der Leverkusener Bernd Leno steht im Tor.

 Bernd Leno.

Bernd Leno.

Foto: dpa

GA-Redakteur Guido Hain berichtet aus Ascona.

Man muss Joachim Löw nicht lange lauschen, um festzustellen, woher er stammt. Sprachlich lässt er sich zweifelsfrei in Baden-Württemberg ansiedeln. Und wenn er so spricht, dann gerne "au scho" mal von "högschder Disziplin". Das legt den Verdacht nahe, Löw sei ein Schwabe. Doch weit gefehlt. Nicht alle Baden-Württemberger sind Schwaben. Das darf und sollte man nicht leichtfertig in einen Topf werfen. Denn Löw, geboren und aufgewachsen in Schönau im Südschwarzwald, ist Badener, darauf legt er selbst großen Wert. Daher verwundert es etwas, wenn allerorten nur die Rede ist von der "Schwaben-Connection", "die da wo" den Bundestrainer umgibt.

Schwaben-Connection ist fester Bestandteil

Die Schwaben-Connection ist fester Bestandteil der Nationalmannschaft und Kern des Aufschwungs, den der deutsche Fußball 2004 eingeleitet hat. Der damalige Bundestrainer Jürgen Klinsmann, tatsächlich geboren im Schwäbischen, nahm Joachim Löw als Assistent an seine Seite. Heute bilden den schwäbisch/badischen DFB-Zirkel neben Löw der gebürtige Karlsruher Oliver Bierhoff (Manager), der Heidelberger Hansi Flick (Sportdirektor), der frühere Stuttgart-Profi Thomas Schneider (Co-Trainer) und seit Kurzem der Ulmer Marcus Sorg (Co-Trainer).

Klinsmann aber war es, der mit seiner amerikanisch gefärbten Teamprägung mit all seinen Fitness- und Spezialtrainern Löw deutlich insperierte. Das Training in Gruppen hat der Weltmeister-Trainer in seine Arbeit einfließen lassen. Es ergibt ja auch Sinn, wie beim US-Football in Mannschaftsteilen Systeme und Laufwege einzustudieren. Manchmal aber unterliegt Löw auch der Notwendigkeit, aus Fitnessgründen seine Gruppierung vorzunehmen. Das sei "au scho" ein bisschen schwierig, verriet Löw imTrainingslager in Ascona. Fünf Gruppen muss der Bundestrainer, das ist die vordringlichste Zielsetzung in dieser Woche, getrennt voneinander in einen möglichst optimalen körperlichen Zustand versetzen.

In Gruppe A versammelt Löw jene Spieler, die ohne Blessuren die Bundesligasaison zu Ende gespielt haben und seitdem individuelle Programme absolvieren. Gruppe B: die Dortmunder und Münchner, die noch eine Woche dranhängen mussten, weil sie im Pokalfinale aufeinandertrafen. Gruppe C: die länger verletzten Spieler wie Bastian Schweinsteiger, Benedikt Höwedes, Jerome Boateng und Julian Draxler. Gruppe D: die frischverletzten Spieler wie Mats Hummels (Wadenprobleme) und Mario Götze (Rippenbruch). Gruppe E: Spieler, die noch im Einsatz sind wie Lukas Podolski (stößt morgen vor dem Test gegen die Slowakei zur Mannschaft) und Toni Kroos (kommt Anfang der Woche).

Ziel sei es, sagte Löw, dass alle Spieler in der kommenden Woche "ein Niveau erreichen". Löw muss sich in der aktuellen Situation nun damit abfinden zum morgigen Testspiel gegen die Slowakei in Augsburg (17.45 Uhr/live in der ARD) nur auf einen rudimentären Kader zurückgreifen zu können. Bereits am Donnerstag beim geheimen Trainingsspiel gegen die deutsche U20 konnte sich der Bundestrainer daher auch einen intensiveren Überblick über jene Spieler verschaffen, die sich noch Hoffnungen auf eine Nominierung machen dürfen. Insbesondere für das Hochtalentierten-Quartett mit Julian Weigl, Joshua Kimmich, Leroy Sané und Julian Brandt war es beim 7:0 über 4x20 Minuten eine gute Gelegenheit, auf sich aufmerksam zu machen. Der Schalker Sané jedenfalls erzielte schon mal einen Treffer.

Ebenso dient das Slowakei-Spiel für sie als Bewerbungsschreiben. "Die Spieler können sich zeigen", sagte Torwarttrainer Andreas Köpke gestern. Er ließ schon mal durchblicken, wer gegen die Osteuropäer zwischen den Pfosten steht - und wer nicht. Stammmtorhüter Manuel Neuer "bleibt im Hotel", teilte Köpke mit. Der Leverkusener Bernd Leno wird sein erstes Länderspiel bestreiten. Gut möglich, das auch Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona zum Einsatz kommt. Wer allerdings einen verschärften Konkurrenzkampf der beiden Kronprinzen erwartet, liegt falsch - meinte zumindest der frühere Nationaltorwart.

Von angeblichen Probleme zwischen den beiden will Köpke nie etwas mitbekommen haben. "Das Verhältnis ist normal", sagte er, "Sie gehen gut miteinander um. Sonst hätten wir sie gar nicht mitgenommen." Kaum zu glauben, wenn man sich die bisherigen deutschen Torhüter-Duelle vor Augen führt: Toni Schumacher gegen Uli Stein, Oliver Kahn gegen Jens Lehmann. Alles ruhig also beim Nationalteam. Kann ja noch kommen, die WM ist lang genug.

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