Die Sonntagskicker Eine ordentliche Prise Zusammenhalt

ALFTER · In den letzten Jahren ist der SC Volmershoven-Heidgen stetig gewachsen. Neues Vereinsheim, neuer Kunstrasen, sportliche Erfolge – alles ohne das große Geld. Die Anhänger des Clubs sind ein Teil des Erfolgsgeheimnisses.

 Der gute Kameradschaftsgeist ist einer der Erfolgsfaktoren beim SC Volmershoven-Heidgen.

Der gute Kameradschaftsgeist ist einer der Erfolgsfaktoren beim SC Volmershoven-Heidgen.

Foto: Matthias Kirch

Vor einigen Jahren war der SC Volmershoven-Heidgen noch dafür bekannt, einen der schlechtesten Aschenplätze der Region zu haben. Das Feld wurde vor beinahe 50 Jahren auf eine ehemalige Müllkippe gebaut und senkte sich bereits nach wenigen Spielzeiten ab. Auf dem Feld ging es auf und ab – und auch sportlich. Lange hangelte sich der SC durch die unteren Kreisligen.

Inzwischen sieht es auf dem Gelände anders aus: Die Holzbaracke ohne Toiletten und Duschen ist einem neuen Vereinsheim gewichen. Wo der Tennenplatz war, liegt seit 2011 Kunstrasen. Die erste Herrenmannschaft steht einen Spieltag vor Saisonende der Kreisliga A auf dem vierten Platz – mit der Chance auf Rang drei. Zu den Heimspielen kommen etwa 100 Zuschauer, obwohl im Ort nur knapp über 1000 Menschen wohnen.

Die positiven Entwicklungen der letzten Zeit sind nicht auf große Sponsoren zurückzuführen. Stattdessen herrscht rund um den Club ein ganz besonderer Zusammenhalt: „Die Bauarbeiten der letzten Jahre wurden oft mit großen Eigenleistungen bewältigt. Spieler und Vereinsmitglieder, die handwerklich begabt sind, haben uns ehrenamtlich geholfen. Sonst hätten wir das nicht geschafft“, sagt Geschäftsführer Dieter Kaemmer.

Manchmal Zuckerbrot und Peitsche

Neben der Infrastruktur haben noch andere Faktoren zu den jüngeren Erfolgen beigetragen. Vor allem eine gute Jugendarbeit: Inzwischen spielt in jeder Altersklasse mindestens eine Mannschaft, elf Nachwuchsteams sind es insgesamt. Laut Kaemmer durchliefen über 70 Prozent der Spieler im Herrenbereich die eigene Jugend. Einer von ihnen ist Hendrik Brandhoff. Er ist seit 16 Jahren im Verein und hat nie für einen anderen Club gespielt. „Alle versuchen im Jugendbereich, den Spaß am Fußball zu vermitteln und die Spieler besser zu machen. Sowohl fußballerisch als auch in ihrer Persönlichkeit“, sagt Brandhoff.

Im Optimalfall landen die Jugendlichen dann irgendwann bei Ralf Zimmermann. Seit 2013 ist der 57-Jährige Trainer der ersten Herrenmannschaft und coachte in den 1990er Jahren die Frauen-Bundesligamannschaft des SC Bad Neuenahr. Seine Marschroute ist große Disziplin: „Ehrlichkeit und Kameradschaft sind mir wichtig. Manchmal gibt es auch Zuckerbrot und Peitsche als Konzept.“ Regelmäßige Mannschaftsabende und -fahrten sollen das Teamgefüge stärken. Auch hier helfen Vereinsmitglieder und Freunde des Clubs mit. „Man wird in den Partykeller eingeladen, Leute bringen Essen zu den Heimspielen mit. Auch zu den Auswärtsspielen begleiten uns Fans.“ Für Zimmermann sind die Zuschauer sehr wichtig: „Einen Fanclub in der Kreisliga, wo sonst gibt es denn so etwas? Die Leute im Ort sind stolz auf den Verein und die Spieler spüren die Wertschätzung.“

Bescheidene Ziele

Auch deshalb bleiben viele dem SCVH treu. Für sie ist das familiäre Flair wichtiger als die Vergütung. Mit ihnen plant der Verein für die kommenden Jahre, gleichzeitig kommen immer wieder Spieler aus dem Jugendbereich nach. Die Saison 2020/2021 markiert das 100-jährige Bestehen des Clubs. Das Ziel bis dahin ist, den Status quo zu erhalten.

Zimmermann bekundet, dass sich manche Mitglieder vor einem erneuten Aufstieg fürchten. „Manche behaupten: 'Wir dürfen bloß nicht in noch höhere Ligen kommen. Das können wir nicht stemmen.' Für mich persönlich ist so etwas wie die Bezirksliga natürlich ein Traum, aber das muss nicht sein.“ Auch Geschäftsführer Kaemmer gibt sich bescheiden: „Wenn wir weiterhin mit guter Jugendarbeit und großem Rückhalt im Ort in die richtige Richtung gehen, bin ich zufrieden.“

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