SONNTAGSKICKER Dienstleister übernehmen Jugendtraining beim SSV Merten

BORNHEIM · Die ständige Suche nach ehrenamtlichen Trainern und Betreuern führte beim SSV Merten zu einem Umdenken. Der Verein hat die Jugendabteilung in eine Fußballschule ausgelagert.

 Theo Riegel, Vorsitzender des SSV Merten, und Yaschar Hayit (rechts), Geschäftsführer der Fußballschule, unterzeichnen im Beisein von zahlreichen Jugendspielern auf dem Mertener Sportplatz die Verträge zur zukünftigen Zusammenarbeit.

Theo Riegel, Vorsitzender des SSV Merten, und Yaschar Hayit (rechts), Geschäftsführer der Fußballschule, unterzeichnen im Beisein von zahlreichen Jugendspielern auf dem Mertener Sportplatz die Verträge zur zukünftigen Zusammenarbeit.

Foto: Wolfgang Henry

Mit einer Unterschrift hat der SSV Merten am vergangenen Samstag seine Jugendarbeit auf neue Füße gestellt. Statt wie sonst üblich in den Nachwuchsteams auf Ehrenamtliche wie Väter oder ältere Jugendspieler als Trainer zu setzen, gehen die Vorgebirgler nun einen anderen Weg.

Der Trainings- und Spielbetrieb des Vereins liegt in Zukunft in den Händen der Akademie für Fußballkunst, die im benachbarten Brühl beheimatet ist. Diese wird dann für alle Mannschaften ab der C-Jugend bis runter zu den Bambinis zuständig sein. Sämtliche Teams laufen jedoch weiterhin unter dem Namen SSV Merten auf.

Dass die Mertener diesen ungewöhnlichen Schritt gehen, liegt vor allem an zwei Dingen, wie SSV-Vorsitzender und Jugendleiter Theo Riegel erzählt: „Für die Jugend ist es besonders schwer, ehrenamtliche Trainer zu finden.

Wir hatten jetzt einfach genug davon, jedes Jahr den Leuten hinterherzulaufen.“ Zudem habe die Fußballschule bei vergangenen Fußballcamps in Merten einen sehr guten Eindruck hinterlassen.

Erhöhte Mitgliedsbeiträgeund Turniere finanzieren das Training

Deren Dienste gibt es freilich nicht zum Nulltarif, weshalb Riegel den Eltern eine Beitragserhöhung aufbürdete. Aktuell kostet die Arbeit der Akademie jedes Jahr eine Summe im mittleren fünfstelligen Bereich. Doch trotz der höheren Ausgaben waren die Eltern vom Konzept überzeugt: Bei einer Versammlung stimmten sie laut Riegel bei nur zwei Gegenstimmen für die Pläne des Vereins.

Neben den erhöhten Mitgliedsbeiträgen will der SSV durch groß angelegte Heimspielsamstage der Jugend oder Turniere zusätzliches Geld einnehmen. Von der Neuausrichtung erhofft sich Riegel einerseits eine Qualitätssteigerung der Jugendarbeit und andererseits eine Sogwirkung auf andere Nachwuchsspieler. Aktuell habe der Verein zehn Jugendmannschaften, nun hofft der Vorsitzende auf zwei bis drei weitere Teams, die durch die Neustrukturierung dazukommen sollen.

Nicht nur für die Mertener, sondern auch für die Akademie für Fußballkunst bedeutet der eingeschlagene Weg Neuland. Denn zum ersten Mal in ihrem rund anderthalbjährigen Bestehen organisiert die Fußballschule die Jugendarbeit eines Clubs. „Für uns ist das natürlich eine deutlich größere Nummer im Vergleich mit den bisherigen Camps und mit viel Arbeit verbunden“, sagt Yaschar Hayit, Geschäftsführer der Fußballschule.

Bei ihrer Arbeit setzt diese auf individuelle Trainingspläne für jede Mannschaft und baut auf ungefähr 30 Trainer, von denen einige allerdings nur saisonal im Einsatz sind. „Die Spieler werden nach Leistung, unabhängig vom Alter, vierteljährig beurteilt und können je nach Entwicklung in höheren Teams aushelfen oder aufrücken, um weiter gefördert zu werden“, heißt es zudem im Konzept der Akademie.

Kinder müssen trotz Allem Spaß haben

Generell wird die Professionalisierung in den Leitlinien großgeschrieben: So soll „eine einheitliche Spielauffassung entwickelt“ und über Strafenkataloge ab der D-Jugend nachgedacht werden. Trotz des Leistungsgedankens sagt Hayit aber auch: „Ich lege großen Wert darauf, dass das Training Spaß macht und die Kinder gerne kommen.“

Kritisch wird die Mertener Umstrukturierung von Bonns Kreisvorsitzendem Jürgen Bachmann gesehen: „Für größere Vereine mag das praktikabel sein, aber für die Mehrheit der Clubs ist das meiner Meinung nach kein Modell der Zukunft.“ Es gehöre für ihn nach wie vor zum Vereinsleben, dass Ehrenamtliche gewonnen und durch Teilnahme an Lehrgängen die entsprechenden Lizenzen erworben werden.

„Auch auf diese Weise kann man das Jugendtraining professionalisieren“, meint Bachmann. Riegel hält dagegen: „Man kann einen Verein heute nicht mehr so führen wie noch vor 30 Jahren. Inzwischen sind wir mehr Dienstleister als klassischer Verein.“ Deshalb habe er auch keine Berührungsängste, die Arbeit des Clubs auf eine mehr materielle Ebene zu bringen.

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