Infantino in der Kritik DFB kritisiert FIFA-Abstimmung über Milliardenprojekte

Berlin · Die FIFA und ihr Boss Gianni Infantino stehen weiter in der Kritik. Sondierungen des Weltverbandes unter kleineren Verbänden zu Club-WM und Nations League seien "unseriös" gewesen, meint der DFB. Dem widerspricht die FIFA. Rückenwind für Infantino kommt aus Asien.

 FIFA-Präsident Gianni Infantino steht erneut in der Kritik.

FIFA-Präsident Gianni Infantino steht erneut in der Kritik.

Foto: Natacha Pisarenko/AP

Der Deutsche Fußball-Bund hat den Weltverband FIFA einem Medienbericht zufolge wegen einer Befragung über milliardenschwere Zukunftsprojekte beim "Executive Football Summit" in Doha kritisiert.

"Ohne nähere Fakten zu kennen und die Ergebnisse der Beratungen der Taskforce abzuwarten, ist es unseriös, nationale Verbände ganz allgemein abstimmen zu lassen, ob sie für oder gegen eine Club-WM oder die Global Nations League sind", teilte der DFB der "Süddeutschen Zeitung" mit.

Nach DFB-Informationen "haben sich einige, vielleicht sogar alle in Doha anwesenden europäischen Verbände deshalb nicht an der Abstimmung beteiligt". Sie würden auf die "konstruktive Arbeit der UEFA-Vertreter in der Task Force" vertrauen. Dieses Gremium hatte erstmals am 9. Dezember in Paris getagt; die Task Force will in den nächsten drei Monaten die Machbarkeit und die Rahmenbedingungen für die neuen Wettbewerbe prüfen.

Hintergrund der DFB-Kritik an der FIFA ist die Art und Weise der Befragung der 52 in Doha anwesenden Mitgliedsländer. Abgestimmt werden sollte laut SZ-Informationen gar nicht darüber, ob die Länder eine reformierte Club-WM oder globale Nations League überhaupt wollen. Es sei lediglich "um einen festen Fragenkatalog zu Terminen, Teilnehmerzahlen und Spielmodi" gegangen. Die FIFA äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Zeitungsbericht.

Der Plan von FIFA-Präsident Gianni Infantino sehe vor, dass "erst die Kleinverbände abgewickelt werden sollen, die sich kaum bis gar nicht für Turniere interessieren, in denen sie keine Rolle spielen". Erst am Ende gehe es "an die kritische Masse: Europas Topvertreter, die sich mit dem Thema nur befassen wollen, wenn sie alle Details des Milliardendeals kennen".

Aus Sicht der FIFA ist am Prozedere der Befragung in Doha allerdings nichts auszusetzen. "Jeder kann sich auch gegen jeden Vorschlag aussprechen", teilte der Weltverband auf Anfrage der "Süddeutschen Zeitung" mit.

Bei aller Kritik aus Europa bekam Infantino auch Rückenwind - aus Asien. Die zwölf südostasiatischen Mitgliedsländer der AFF sprachen sich am Samstag in Hanoi einstimmig für die Wiederwahl des Schweizers im Juni 2019 aus, teilte AFF-Vizepräsident Maj Gen Khiev Sameth mit.

Bereits im Frühjahr wollte Infantino seine 25-Milliarden-Dollar- Offerte von namentlich nicht benannten Sponsoren aus Fernost und der Golfregion im FIFA-Council durchsetzen. Aufgrund großer Skepsis der europäischen Funktionäre um DFB-Chef Reinhard Grindel wurde eine Entscheidung zunächst vertagt.

Bis zum nächsten Treffen des FIFA-Rates im März in Miami soll die Task Force die Möglichkeiten einer Einführung der Club-WM mit 24 Mannschaften und eines Transkontinentalturniers prüfen.

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