Mehr Befugnisse für Personal DFB kämpft um Videobeweis - Fröhlich: "Nicht gescheitert"

Frankfurt/Main · Nach der personellen Neuausrichtung justiert der DFB auch inhaltlich beim ins Schlingern geratenen Prestigeprojekt Videobeweis nach. Das Vier-Augen-Prinzip an den Kontrollmonitoren wird intensiviert. Weitere Verbesserungsvorschläge liegen auf dem Tisch.

 Die Video-Assistenten erhalten mehr Befugnisse.

Die Video-Assistenten erhalten mehr Befugnisse.

Foto: Rolf Vennenbernd

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) arbeitet mit Hochdruck an der Rettung des umstrittenen Videobeweises und stattet sein Personal mit mehr Befugnissen aus.

Künftig sollen die beiden Video-Assistenten bei jedem Bundesligaspiel noch enger zusammenarbeiten, um die Fehlerquote zu minimieren. Dies kündigte der neue Projektleiter Lutz Michael Fröhlich in einem Interview der "Bild"-Zeitung an.

"Wir werden in Zukunft zwei Video-Assistenten haben, die auch im Spielberichtsbogen stehen und somit zum Schiedsrichter-Team gehören. Sie dürfen eingreifen. Einer, der sich strittige Szenen ansieht, und einer, der den weiteren Spielverlauf im Auge hält, während der erste eine strittige Szene checkt", erläuterte der Schiedsrichter-Boss und stellte klar: "Der Supervisor soll in Zukunft stiller Beobachter sein und nicht mit den Video-Assistenten kommunizieren."

Trotz der massiven Probleme glaubt der 60-Jährige, der am vergangenen Montag den entmachteten Ex-Referee Hellmut Krug als Projektleiter abgelöst hatte, nicht an ein vorzeitiges Ende der Testphase in der Winterpause. "Ich bin überzeugt, dass es nicht so kommen wird", betonte Fröhlich. Der Videobeweis sei aus seiner Sicht noch zu retten. "Es gibt Probleme, aber er ist sicher nicht gescheitert. Jetzt liegt es an allen - Schiedsrichter, Vereine, Fans und Medien -, ihn nach vorne zu bringen", erklärte Fröhlich.

Unterstützung erhielt er von DFL-Boss Christian Seifert. "Der Video-Assistent ist eine gute Idee und die richtige Innovation für die Bundesliga. Der Fußball wird dadurch nicht zu 100 Prozent gerecht - aber gerechter als vorher", sagte Seifert in einem Interview der Zeitungen der FUNKE Mediengruppe.

Auch Bundestrainer Joachim Löw sprach sich dafür aus, dem technischen Hilfsmittel weiter eine Chance zu geben. "Ich bin ein absoluter Befürworter. Wir sind noch in der Probierphase. Es dauert manchmal ein bisschen lange, manchmal wird eingegriffen, wo es gar nicht notwendig ist. Aber bei ganz, ganz wichtigen Entscheidungen, Rote Karte ja oder nein, Elfmeter ja oder nein, Tor ja oder nein, finde ich es gut. Dann macht er den Fußball gerechter", sagte Löw.

Um für mehr Transparenz zu sorgen, erwägt der DFB, strittige Szenen künftig auf den Videoleinwänden in den Stadien zu zeigen. Dies bestätigte DFB-Präsident Reinhard Grindel am Mittwoch am Rande einer Fanveranstaltung in Hannover. "Wir Schiedsrichter sind dafür offen, sehen Vor- und Nachteile", sagte Fröhlich. Die Bundesligavereine hatten sich vor der Saison dagegen ausgesprochen.

Der für das Schiedsrichterwesen zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann brachte einen weiteren Vorschlag ein: Ein sogenanntes Challenge-System. Damit hätten die Trainer pro Halbzeit eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten, den Videobeweis zu fordern. Dieses Verfahren erlaubt derzeit aber der Weltverband FIFA nicht. "Vielleicht muss eine andere Lösung gefunden werden, wie man den Zuschauern im Stadion die Entscheidungswege präsentiert", sagte Zimmermann der "Sport-Bild".

Es gibt also reichlich Gesprächsstoff, weshalb der DFB in Abstimmung mit der DFL ein zeitnahes Treffen mit den Bundesliga-Managern plant. "Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, inne zu halten und vieles zurück auf den Anfang zu stellen. Die ursprüngliche Idee des Video-Assistenten war ja, glasklare Fehler zu korrigieren", forderte Seifert. Denn die Zeit wird langsam knapp: Im März 2018 befindet das FIFA-Regelboard IFAB über eine weltweite Einführung des Videobeweises.

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