Gold, Silber, Bronze Deutschland von Norwegen noch im Medaillenspiegel überholt

Pyeongchang · Nach der Total-Pleite von Sotschi ist Deutschland bei den Winterspielen wieder zur zweitbesten Wintersportnation hinter Norwegen aufgestiegen. Mit 31 Medaillen, davon 14 goldene, ist es die beste Olympia-Bilanz auf Eis und Schnee seit der Wiedervereinigung.

 Bobpilot Francesco Friedrich holte die 14. Goldmedaille für das deutsche Team.

Bobpilot Francesco Friedrich holte die 14. Goldmedaille für das deutsche Team.

Foto: Tobias Hase

Deutschland hat mit einer spektakulären Rückkehr an die Weltspitze der Wintersportnationen ein olympisches Märchen voller Überraschungen, Wunder und Rekorde geschrieben.

"Das Team Deutschland hat aus den Spielen ein sportliches Spektakel gemacht", bilanzierte Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig am Ende der 23. Olympischen Winterspiele von Pyeongchang.

Einiges dazu beigetragen hat die begeisternde Eishockey-Auswahl von Bundestrainer Marco Sturm, die Sensations-Gold nur knapp verpasste. Bereits Silber der größte Olympia-Erfolg der deutschen Eishockey-Geschichte. "Das wird es so schnell nicht wieder geben", sagte der deutsche Eishockey-Präsident Franz Reindl.

Nach der Total-Pleite in Sotschi 2014 mit nur 19 Medaillen starteten die deutschen Athleten vom ersten Wettkampftag an einen historischen Höhenflug. Mit 14 Gold-, zehn Silber- und sieben Bronzemedaillen machten sie das erfolgreichste Abschneiden Deutschlands bei Winterspielen nach der Wiedervereinigung perfekt. Erst am Schlusstag der Pyeongchang-Spiele gewann Norwegen das Kopf-an-Kopf-Rennen mit 39 (14/14/11) Medaillen.

Damit verfehlte es das Team Deutschland knapp, nach 1992, 1998 und 2006 zum vierten Mal den Spitzenplatz im Medaillenspiegel zu erobern. "Wir sind stolz auf diese besondere Gesamtleistung", kommentierte Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, eine Bilanz zum Genießen. Das vom DOSB-Leistungssportchef ausgegebene Ziel von 19 plus X Medaillen ist damit übererfüllt worden. "Es ist ein relativ großes X geworden", sagte Schimmelpfennig.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière gratulierte "einem großartigen deutschen Team zu einem grandiosen Erfolg und Platz zwei im Medaillenspiegel". In Deutschland sei man "Zeuge großartiger Leistungen und Erfolge unserer Sportler, die wir so zum Teil ja gar nicht erwartet hatten", gewesen.

Für Schimmelpfennig waren es nicht nur Winterspiele mit einer enormen Medaillenausbeute, sondern auch solche, bei denen deutsche Athleten "Geschichte und Geschichten geschrieben haben". Allen voran die Eishockey-Auswahl um Christian Ehrhoff, der nach dem Endspiel gegen die Russen als Fahnenträger bei der Abschlussfeier das letzte Kapitel der "Mega-Story", wie er es nannte, schrieb.

Zu den Sternstunden in Pyeongchang gehörten zudem der deutsche Dreifach-Triumph im Einzel in der Nordischen Kombination durch Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Eric Frenzel und das erste deutsche Paarlauf-Gold nach 66 Jahren durch Aljona Savchenko/Bruno Massot, die mit ihrer Kür auch Olympiasieger der Herzen waren.

"Das sind drei einzigartige Erfolge. Sie mögen symbolisch dafür stehen, wie schön und wie wertvoll solche Momente sind, bei denen man spürt, dass es sich lohnt, was man macht", sagte Verbandschef Hörmann, der ebenfalls rundum zufrieden über das Erreichte in Südkorea war. "Der wahre Sport siegt wieder einmal über die Skepsis", sagte er nicht nur gemünzt auf die Medaillenbilanz.

Auch die Vergabe der Winterspiele nach Pyeongchang war mit Kritik und vor allem in Deutschland mit Bitterkeit verbunden gewesen. Mitbewerber München hatte das Nachsehen bei der Wahl durch das Internationale Olympische Komitee gehabt. "Ich möchte den Gastgebern von Pyeongchang gratulieren. Das muss man erst mal so hinbekommen", lobte Hörmann und betonte: "Die Marke Olympia lebt und fasziniert."

Der Erfolg in Asien entfachte wieder die Lust auf eine neue deutsche Kandidatur für das größte Sportereignis der Welt. "Die Vision der Olympischen Spiele in Deutschland bleibt auf unserer Agenda, gerne mit drei Ausrufezeichen", sagte Hörmann. "Wir werden einen Plan machen."

Zu überlegen ist aber auch, wie und welche Sportarten in Zukunft gefördert werden sollen. Denn neben viel Licht gab es auch Schatten. Nicht in allen Sportarten lief es blendend. Im Alpin-Ski, Eisschnelllauf, Skilanglauf und in den Trendsportarten - außer Snowboard - gab es keine Medaillengewinne.

"Die fehlenden Erfolge in den neuen Sportarten, sind durch die Erfolge der traditionellen Sportarten aufgefangen worden", resümierte Schimmelpfennig. Die strategische Frage sei nun, ob man die Sportarten-Vielfalt weiter sichern oder auf die Erfolge in den etablierten Sportarten setzen wolle. "Wir tendieren zur Vielfalt und wollen weiter breit aufgestellt sein", sagte der Chef de Mission.

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