Deutsche Post Marathon 2018 Das G-A-Team läuft den Halbmarathon in Bonn

Bonn · 13.729 Sportler haben am 18. Deutsche Post Marathon teilgenommen - darunter GA-Mitarbeiterin Nathalie Dreschke. Sie beschreibt die motivierenden Erlebnisse während des Halbmarathons.

Zehn, neun, acht, ... In wenigen Sekunden fällt der Startschuss für den Halbmarathon. Sechs, fünf, vier - die Läufer neben mir scharren bereits mit den Hufen. Umarmungen werden ausgetauscht, unzählige Viel-Glück-Rufe sind im Startblock zu hören. "Hebt die Hände", ruft Marathon-Moderator Frank Piontek den Läufern zu. Drei, zwei, eins - los. Endlich. Die Halbmarathon-Strecke ist freigegeben, die Läufer stürmen los. An den Seiten stehen Hunderte jubelnder Zuschauer, die die Starter mit einem strahlenden Lächeln auf die Strecke schicken.

Schnell werde ich von beiden Seiten überholt, kein Wunder, schließlich standen einige Top-Starter neben mir im Startblock. Die Sonne strahlt mittlerweile durch die Wolken, nur einige Pfützen auf den Straßen hat der morgendliche Regen hinterlassen. Die Nervosität steckt mir in den Knochen, doch während der ersten Steigung an der Kennedybrücke lässt sie langsam nach.

Bloß nicht von den schnellen Läufern mitreißen lassen, sage ich mir und falle immer weiter zurück. Rasch finde ich mein Tempo - und beginne mich umzuschauen. Links sehe ich einen Mann in einem roten Anzug, der mit Herzen übersät ist, einer Clownsnase im Gesicht und einer Perücke auf dem Kopf. "Ihr seid super! Haltet durch", lese ich auf seinem Plakat, das er breit grinsend in die Höhe hält. Er hat auch eine Startnummer an seinem Anzug befestigt, darauf erkenne ich seinen Namen: Michel. Klar, der Marathon-Clown - seit Jahren zählt er in Bonn quasi zum Inventar am Streckenrand. Ich laufe an ihm vorbei, er feuert mich an. Anerkennung, die guttut.

Feen und eine Bierflasche

Am Ende der Kennedybrücke geht es Richtung Limperich. Auch hier warten einige Familien, um die Teilnehmer anzufeuern. Ein Plakat mit dem Spruch "Lauf Mama" hält ein kleiner Junge auf den Schultern seines Vaters stolz in die Höhe. Weitere Kinder stehen am Rand der Strecke und strecken den Läufern große Schaumstoffhände entgegen. Kilometer drei ist geschafft, 18 Kilometer liegen noch vor mir. Die erste Läuferin neben mir geht bereits und atmet schwer. Auch mir fällt das Atmen schwer, durch den Regen ist es sehr schwül. In dem Moment schweben zwei Feen an mir vorbei - bekleidet mit Tüllrock, Ringelsocken und Feenflügeln auf dem Rücken. Beschweren sollte ich mich in meiner kurzen Sporthose nicht.

Viele Zuschauer haben sich Campingstühle und Tische vor ihre Häuser gestellt. Aus Musikboxen dröhnt laute Musik. Kilometer acht: Es geht wieder zurück auf die Kennedybrücke. In der Mitte steht eine Band und sorgt unter den Zuschauern und Läufern für Stimmung. Bei so viel Motivation von allen Seiten vergesse ich beinahe meine schweren Beine. Aber nur beinahe. Eine Gruppe von Läufern überholt mich und unterhält sich dabei lachend. Wie das an diesem Punkt noch möglich ist? Für mich bleibt es ein Rätsel.

Am Rheinufer auf dem Weg Richtung Posttower erregt eine Gruppe Männer meine Aufmerksamkeit: Sie verteilen Bier und Würstchen. Einige Läufer bleiben stehen und bedanken sich. Am Posttower vorbei geht es die Petra-Kelly-Allee hoch. Kilometer 14 liegt jetzt hinter uns. "Umkehren macht auch keinen Sinn mehr", lese ich auf dem T-Shirt von zwei Startern. Recht haben sie. Ich staune nicht schlecht, als ich eine laufende Bierflasche entdecke. Genauer gesagt einen Mann in einem riesigen Kostüm. Der Läufer hat bloß eine quadratische Öffnung zum Luftholen vor dem Gesicht.

Über den gelben Teppich ins Ziel

Nach einer kurzen Steigung bei Streckenkilometer 17, die einige Läufer in die Knie zwingt, geht es am Museum Koenig vorbei auf der Konrad-Adenauer-Allee in Richtung Ziel. Am Rand sehe ich Michel wieder. Hinter ihm sitzt eine Gruppe, vermutlich Studenten, auf einem Sofa mitten auf der Straße. In der Hand haben sie Weingläser und prosten uns zu. Am Hofgarten vorbei, und hinter mir ruft einer: "Der letzte Kilometer. Gebt noch einmal Gas!"

Vorbei an der letzten Versorgungsstation, ich nehme mir einen letzten Becher Wasser - und meine müden Beine in die Hand. Je näher ich in Richtung Ziel komme, desto lauter werden die Rufe, ich genieße die letzten Meter über den gelben Teppich ins Ziel. Meine Zeit: 2:20:22 Stunden. Keine Glanzleistung, aber darum ging es auch nicht. Um mich herum fallen sich die Bezwinger der Halbmarathonstrecke in die Arme. Und egal, wo ich hinschaue, ich sehe nur freudestrahlende Gesichter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort