Nach Heimpleite "Club" am Abgrund - Köllner weiter "guter Dinge"

Nürnberg · Rekordabsteiger ist der 1. FC Nürnberg schon. Beim hilflosen Kampf gegen den neunten Bundesliga-Abstieg speist sich die Hoffnung allein aus der Schwäche der direkten Konkurrenten. Der Sportvorstand denkt an "personelle Veränderungen".

 Bedient: Die Nürnberger Spieler sind nach der Heimpleite gegen Hertha BSC.

Bedient: Die Nürnberger Spieler sind nach der Heimpleite gegen Hertha BSC.

Foto: Daniel Karmann

Nach dem missglückten Neustart des 1. FC Nürnberg in der Fußball-Bundesliga dachte Andreas Bornemann laut über "personelle Veränderungen" als Hilfestellung für die Mannschaft nach.

Aber damit zielte der Sportvorstand des Tabellenletzten nach dem 1:3 (1:1) gegen Hertha BSC, das im Max-Morlock-Stadion schon am 18. von 34 Spieltagen Endzeitstimmung auslöste, nicht auf Trainer Michael Köllner.

Obwohl Bundesliga-Neuling Köllner seinem offensiv wie defensiv limitierten Aufsteiger-Team auch in der Wintervorbereitung keine zündenden Leistungsimpulse vermitteln konnte. "Der erste Impuls muss von uns kommen als Mannschaft", betonte Torwart Christian Mathenia.

Bornemann hatte Köllner schon während der Hinrunde eine Jobgarantie ausgesprochen. Und dessen Arbeit sei "noch genauso gut, wie sie vor einem Dreivierteljahr war, als wir gemeinsam aufgestiegen sind", sagte der Sportvorstand am Sonntagabend im Bayerischen Fernsehen: "Die Rahmenbedingungen und die Konkurrenzsituation in der Bundesliga haben sich verändert - und nicht die Qualität unseres Trainers."

Als Option denkt Bornemann trotz begrenzter Finanzmittel eher an Last-Minute-Verpflichtungen: "Wir haben noch ein paar Tage Zeit." Qualität koste aber "ein paar Euro", gab Bornemann kurz vor Ablauf der Transferfrist zu bedenken: "Der Kern dieser Mannschaft wird es richten müssen." Die abgezockten Berliner um die Torschützen Vedad Ibisevic und Ondrej Duda deckten die bekannten Defizite der Franken schonungslos auf, auch wenn Kapitän Hanno Behrens nach mehr als 400 torlosen Minuten immerhin mal wieder ein FCN-Treffer gelang.

Vieles deutet darauf hin, dass der neunmalige deutsche Meister am Saisonende den unrühmlichen Titel des Rekordabsteigers mit dem dann neunten Bundesliga-Abstieg festigen wird. Die Hoffnung auf ein Happy End im Abstiegskampf speist sich nach zwölf sieglosen Partien am Stück und nur elf Punkten allein aus der Schwäche der Konkurrenten FC Augsburg (15 Zähler), VfB Stuttgart (14) und Hannover (11).

Von einer großen Chance, die nach der Niederlagen-Vorlage des Trios gegen Hertha verpasst wurde, mochte Köllner dennoch nichts wissen. "Wir haben uns auch nicht zum großen Verlierer in diesem Quartett aufgeschwungen", konterte der Coach trotzig. Die Tabellensituation sei unverändert. "Und nächste Woche haben wir wieder eine große Chance zu punkten", sagte er mit Blick auf das Spiel in Mainz.

Köllner verharrt in seiner eigenen Welt. Er lobte auch am Sonntag das Engagement ("Wir haben alles reingeschmissen"). Seinem Team und sich selbst traut er sogar einen Düsseldorf-Lauf zu. Der Mitaufsteiger verwandelte mit vier Siegen nacheinander einen Zwei-Punkte-Rückstand auf den "Club" in zehn Zähler Vorsprung. "Ich denke schon, dass das meine Mannschaft auch kann", sagte Köllner zu einer Erfolgsserie, wie sie dem erfahrenen Kollegen Friedhelm Funkel mit Düsseldorf glückte: "Da bin ich guter Dinge."

Kapitulieren ist jedenfalls keine Option. "Wenn wir aufgeben, dann ist die Saison so früh nach 18 Spieltagen zu Ende. Das darf nicht passieren, das machen wir auch nicht", sagte Bornemann. "Es tut weh, aber wir haben noch Spaß an der Bundesliga", sagte Außenverteidiger Enrico Valentini. Das "Selbstvertrauen-Level" sei natürlich nicht mehr groß: "Aber wir sind noch positiv in der Gruppe. Wir müssen auch mal dreckig und eklig gewinnen." Am besten schon am Samstag in Mainz.

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