Start in die Fußball-Regionalliga Bonner SC will unter den Top acht landen

Bonn · In die Saison 2019/2020 der Regionalliga West starteten die Rheinlöwen wie gewünscht mit einer Spielpause. Für die kommende Spielzeit haben sich die Bonner einiges vorgenommen und dafür sowohl den Kader als auch die Vereinsführung neu aufgestellt.

Die Fußball-Regionalliga West startete am vergangenen Wochenende in die neue Saison – allerdings noch ohne den Bonner SC. Die Elf von Cheftrainer Thorsten Nehrbauer hatte in der mit 19 Vereinen besetzten Liga am ersten Spieltag spielfrei. Verabredungsgemäß. Die Stadt führt Reparaturarbeiten im Sportpark Nord durch. Auch deshalb beginnt die Saison für den BSC mit zwei Auswärtspartien hintereinander. Am Samstag steht zunächst die Partie beim SV Lippstadt 08 auf dem Programm. Eine Woche später fährt der BSC-Tross nach Düsseldorf, trifft im Paul-Janes-Stadion auf die U23 von Fortuna Düsseldorf.

Für BSC-Kapitän Mario Weber stellt diese Konstellation keinen Nachteil dar. „Die Tage der Erholung am letzten Wochenende haben uns Spielern sehr gut getan.“ Auch sein Trainer bleibt gelassen. „Es ist schön, dass es nun auch für uns losgeht“, meinte Nehrbauer, der seinen Spielern am vergangenen Wochenende nach strapaziöser Vorbereitung drei freie Tage spendiert hatte. In dieser Woche plant der BSC-Trainer fünf Trainingseinheiten.

Die Erwartungen an die Saison 2019/2020 sind rund um den Sportpark nicht gerade niedrig. Ex-Profi und Ex-Nationalspieler Stephan Engels – neben dem sportlichen Leiter Thomas Schmitz seit dieser Saison mitverantwortlich für die Kaderplanung – hatte die Latte hoch gehängt: Unter die ersten acht sollte der BSC am Ende der Saison schon einlaufen. Dafür hat der Club neun Neuzugänge verpflichtet, zudem rückten zwei Spieler aus der U19-Mannschaft ins Team auf. Einig sind sich alle Beteiligten, dass der BSC diesmal mit dem Abstieg tunlichst nichts zu tun haben soll.

Professionalisierung vorantreiben

Neben der sportlichen Seite hat sich der Verein strukturell professioneller aufgestellt. Der geschäftsführende Vorstand wurde verkleinert. Neben dem Aufsichtsrat in-stallierte der Club mit dem Segen der Mitglieder einen Verwaltungsrat und Wahlausschuss. Möglich ist nun auch die Ausgliederung des wirtschaftlichen Geschäftsbetriebs, sprich der ersten Mannschaft, mit dem dazugehörigen Marketing und Vertrieb. „Wir wollen den Weg der Professionalisierung vorantreiben“, sagte der Vorstandsvorsitzende Dirk Mazurkiewicz.

Was die sportliche Leistungsfähigkeit anbetrifft, gefällt BSC-Trainer Nehrbauer zumindest der Begriff Überraschungsteam. „Wir können viele Mannschaften ärgern, wenn wir die PS auf den Platz bringen.“ Was die eigene Leistungsstärke anbelangt, gibt sich auch BSC-Kapitän Mario Weber optimistisch. „Wenn wir defensiv so kompakt stehen wie zuletzt in den Testspielen, habe ich ein gutes Gefühl.“

Dass auf der anderen Seite des Platzes in den sechs Vorbereitungsspielen nur drei Tore heraussprangen, schreckt den 29-jährigen Innenverteidiger nicht. „Die Ausbeute war nicht sonderlich berühmt. Aber wir haben uns viele Torchancen herausgespielt.“ Nehrbauer war dennoch zufrieden. „Alle Spieler haben voll mitgezogen.“ In der letzten Trainingswoche vor dem ersten Punktspiel in Lippstadt sind alle Akteure bis auf den nach wie vor nach seiner Leisten-OP noch nicht voll belastbaren Marcel Kaiser im Mannschaftstraining. Wieder voll belastbar ist auch Markus Wipperfürth, der zuletzt über Knieprobleme geklagt hatte.

Rot-Weiss Essen ist der Favorit

Nehrbauer schaute sich am Samstag „einen weiteren interessanten Spieler an“. Wo und um wen es sich dabei handelt, wollte der 41-Jährige allerdings nicht verraten. Die Beobachtung der Partie der Düsseldorfer gegen Lippstadt, die die Fortuna mit 1:0 gewann, überließ Nehrbauer seinem Assistenten Gordon Addai. Die Analyse dieses Spiels wird in dieser Woche in die Trainingsinhalte einfließen.

Für den BSC-Cheftrainer sind die Ergebnisse vom Wochenende typisch für einen ersten Spieltag. „So richtig repräsentativ sind die Resultate meiner Meinung noch nicht“, sagt Nehrbauer. „Klar ist, dass es in der Liga sehr eng zugehen wird.“ Zwar gewann mit Rot-Weiss Essen am vergangenen Freitagabend der meist genannte Top-Favorit auf das Erreichen der Relegation zur dritten Liga vor der beeindruckenden Kulisse von 14 500 Zuschauern gegen die U23 von Borussia Dortmund mit 2:1, benötigte dafür aber eine gehörige Portion Dusel. Den Siegtreffer hatte RWE-Innenverteidiger Alexander Hahn erst in der Nachspielzeit (90.+5) per Foulelfmeter erzielt. „Zudem hätte Dortmund zu diesem Zeitpunkt auch bereits mit 2:0 oder 3:0 führen können“, sagt der BSC-Trainer, der sich die Partie als Video im Netz angeschaut hatte.

Nehrbauer kritisiert neue Regel

Dass der Mitaufstiegsfavorit SV Rödinghausen gleich mit 3:1 bei der U23 von Borussia Mönchengladbach gewann, ist für den BSC-Trainer indes keine sonderlich große Überraschung. „Rödinghausen hat seine Qualität unter Beweis gestellt. Die Mannschaft wird nach dem 38. Spieltag unter den Top vier landen.“ Dafür sei mit dem Erfolg von Aufsteiger TuS Haltern beim Drittligaabsteiger Lotte und dem Sieg des klammen Wuppertaler SV gegen Mitfavorit Alemannia Aachen nicht unbedingt zu rechnen gewesen. Auch der 2:0-Sieg der SG Wattenscheid 09 beim SC Verl ergab bei den Wettanbietern eine gute Quote. Kurz danach wurde bekannt, dass die SG der Insolvenz wieder einmal von der Schippe gesprungen war.

Ein Thema in der Vorbereitung waren auch die neuen Regeln. Für die BSC-Spieler gab es eigens eine Regelkunde. Der Coach bezeichnete die neue Auswechselregelung, nach der in der Regionalliga ab dieser Spielzeit vier Spieler ausgewechselt werden dürfen, als gewöhnungsbedürftig. Ganz und gar nicht einverstanden ist Nehrbauer damit, dass nun auch Trainer und Betreuer mit Gelben und Roten Karten bestraft werden können. „Rot“ führt laut Fifa-Beschluss schon zum Saisonbeginn zu einer Zwangspause von mindestens einem Spiel. Die neue Regelung bei Verwarnungen wird erst von der Generalversammlung der Deutschen Fußball Liga am 21. August in Berlin diskutiert. „Für mich ist diese Regel äußerst fragwürdig“, findet der BSC-Trainer. „Fußball lebt nun einmal von Emotionen. Diese Sanktionierung nimmt dem Fußball ein Stück weit Leidenschaft.“

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