Finalsieg im Mittelrheinpokal Bonner SC schlägt Fortuna Köln und steht im DFB-Pokal

Bonn · Der Bonner SC hat es geschafft. Durch einen 1:0-Sieg gewinnt der BSC das Finale im Mittelrheinpokal gegen Fortuna Köln und steht in der ersten Runde des DFB-Pokals.

„Zu Huus“ spielt es sich noch immer am schönsten. Vor der Rekordkulisse von 6643 Zuschauern im Sportpark Nord bezwang der Fußballregionalligist Bonner SC im Mittelrhein-Pokalfinale den Drittligisten Fortuna Köln mit 1:0 (0:0) und schaffte damit den ersehnten und kaum für möglich gehaltenen Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals – 40 Jahre nach dem letzten BSC-Auftritt im großen Pokalgeschäft.

Das Tor des Nachmittags hatte Dario Schumacher mit einem Linksschuss in der 56. Minute erzielt. BSC-Schlussmann Martin Michel hatte den knappen Sieg mit Glanzparaden gegen Markus Pazurek (65.) und Hamdi Dahmani (84.) festgehalten. Pech hatten Pazurek und Christopher Theisen, die in der 36. und 38. Minute zweimal den Pfosten trafen.

Auf den Spuren von Beckenbauer

Wie Franz Beckenbauer tigerte auch BSC-Trainer Daniel Zillken nach dem Schlusspfiff mutterseelenalleine über den Rasen. „Natürlich hatten wir auch Glück“, sagte der 49-Jährige. „Aber die Mannschaft ist einmal mehr über sich hinausgewachsen und hat sich den Pokalsieg verdient. Für mich ist das die Krönung von 30 langen Jahren, in denen ich so viel in den Fußball investiert habe.“

Auch BSC-Präsident Dirk Mazurkiewicz konnte sein Glück kaum fassen. „Vor sieben Jahren haben wir einen Verein übernommen, der klinisch tot war. Dieser Erfolg ist die Belohnung für alle diejenigen, die in den letzten Jahren mitgeholfen haben, dieses Ziel hier und heute zu erreichen.“ Als fairer Verlierer präsentierte sich Fortuna-Trainer Uwe Koschinat. „Ich gratuliere meinem Kollegen und dem BSC vom ganzen Herzen. Bonn hat das Spiel mehr als Chance betrachtet als wir. Nach dem 0:1 haben wir zu viele Fehlentscheidungen getroffen. Rückstände sind nicht unsere Spezialität. Der BSC-Sieg geht absolut in Ordnung.“

Start ohne langes Vorgeplänkel

Für das Spiel des Jahres hatte BSC-Trainer Daniel Zillken im Vergleich zur gelungenen Generalprobe, dem 2:0-Erfolg am vergangenen Samstag gegen Viktoria Köln, drei Änderungen vorgenommen. Für Günter Mabanza verteidigte auf der linken Seite Ugur Dündar. Neben Dario Schumacher auf der Sechs spielte Kris Fillinger. Dafür saß BSC-Kapitän Ricardo Retterath zunächst auf der Bank. Dort nahm überraschend auch Kelvin Lunga Platz, der am Samstag nach einem Zusammenprall mit Lucas Musculus mit einer Gehirnerschütterung ins Krankenhaus musste, am Mittwoch aber fleißig mittrainiert hatte. Für Lunga begann Daniel Somuah.

Ebenfalls auf der Bank musste Thiemo-Jerome Kialka sein Mütchen kühlen. Der 28-Jährige spielte zwischen 2013 und 2015 in der Kölner Südstadt und hätte allzu gerne gegen seinen ehemaligen Kollegen gespielt. Und mit langem Vorgeplänkel hielten sich beide Mannschaften dann auch nicht auf. Schließlich war Pokal.

Die erste Torannäherung verzeichnete der BSC. Nach einem Foul an Connor Krempicki in zentraler Position drosch Bonns Freistoßschütze vom Dienst, Dario Schumacher, den Ball allerdings in die Mauer (9.). Weitaus vielversprechender war der Schuss von Daniel Somuah in der 18. Minute, den Andre Poggenborg gerade noch parieren konnte. Ebewa-Yam Mimbala hatte Somuah den Ball maßgerecht vor die Füße geköpft.

Nur zwei Minuten später stand der Kölner Publikumsliebling erneut im Mittelpunkt. Diesmal prüfte Mimbala in höchster Not seinen Schlussmann nach einer Flanke von Marcel Kaiser. Noch dramatischer die Szenerie vor dem Kölner Tor in der 22. Minute: Wieder spielte Kaiser den Vorbereiter. Die gut getimte Flanke des schnellen Mittelfeldspielers erreichte den Kopf von Krempicki, der wiederum zentimetergenau Lucas Musculus in Szene setzte.

Der BSC-Stürmer hätte wohl alle seine 20 Ligatore für das 1:0 hergegeben. Aber stattdessen bekam Musculus drei Meter vor Poggenborg nur seine Stollen an den Ball, der deshalb knapp vorbei trudelte. Damit hatte der Regionalligist vorerst sein Pulver verschossen.

Pech für die Fortuna, Glück für den BSC

Nun war der Drittligist an der Reihe, vor dem der BSC in der ersten Hälfte den Respekt nie ganz ablegen konnte. Nachdem Michael Kessel in der 23. Minute knapp über das Tor von Martin Michel gezielt hatte, hielt das Stadion in der 30. Minute den Atem an. BSC-Innenverteidiger Mario Weber hatte Kessel im Strafraum zu Fall gebracht, aber die Pfeife von Schiedrichter Dominik Jolk blieb stumm.

Dafür hörte BSC-Schlussmann Martin Michel in der 36. und 38. Minute gleich zweimal den dumpfen Knall, als erst Markus Pazurek und dann Christopher Theisen jeweils aus rund 20 Metern völlig unbehelligt den Pfosten trafen. Beim zweiten Pfostenknaller hatte der Linienrichter allerdings die Fahne gehoben. Drei Minuten vor dem Seitenwechsel hätte wiederum Krempicki den Vierligisten in Führung schießen können. Der Ex-Schalker, der sich in der kommenden Woche entscheiden will, ob er bleibt oder geht, hatte Mimbala den Ball vom Fuß gespitzelt, war dann aber an Poggenborg hängen geblieben.

Schumacher mit dem goldenen Tor

Auch nach dem Seitenwechsel besaß der BSC erneut die erste gute Chance. Der Flachschuss von Musculus strich knapp am linken Pfosten vorbei. An das, was dann in der 56. Minute passierte, werden sich nur noch die Älteren unter den 6643 Zuschauern erinnern – ein Torschrei, der dreistellige Phonzahlen erreichte. Musculus hatte auf Schumacher eingeworfen. Der Sechser kurvte dann nach innen und traf aus 16 Metern mit links zum 1:0 ins linke obere Eck. Poggenborg flog vergeblich.

Ab der 65. Minute wurde das Finale zwischen Fortuna Köln und dem BSC endgültig zum Heimspiel. Martin Michel hatte gegen den frei vor ihm auftauchenden Pazurek den Ausgleich verhindert – die mehrheitlich von BSC-Fans bevölkerte Haupttribüne stand Kopf. Nun bekam der BSC auch die Räume für sein schnelles Umschaltspiel. Nur drei Minuten nach Michels Glanzparade rettete diesmal auf der anderen Seite Poggenborg gegen Kaiser. Auch in der 84. Minute verzweifelten die meist kopflos angreifenden Kölner an Michel, der den Kopfball von Dahmani über die Latte lenkte.

In der 89. Minute sah Fortuna-Kapitän Daniel Flottmann nach taktischem Foul an Somuah noch die Gelb-Rote Karte. Doch das ging fast schon im Jubelsturm der BSC-Anhänger unter. Lucas Musculus sprach dann aus, was sich alle beim BSC wünschten. „Jetzt wollen wir im Pokal den 1. FC Köln.“

  • Bonner SC: Michel, Dündar, Dick, Weber, Omerbasic, Fillinger (90. Lünenbach), Schumacher, Krempicki,Kaiser (68. Retterath), Somuah, Musculus (84. Mabanza).
  • Fortuna Köln: Poggenborg, Flottmann, Uaferro, Pazurek, Kessel (80. Burger), Oliveira Souza (75. Bösing), Röcker (63. Alibaz), Theisen, Mimbala, Bender, Dahmani.
  • Tore: 1:0 Schumacher (56.).
  • Zuschauer: 6643.
  • Schiedsrichter: Dominik Jolk (Kreis Berg)
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