GA-Serie: "Sonntags-Kicker" Bonner Torhüter spendet für krebskranken Jungen

BONN · Marcel Malzahn ist seit Jahren unumstrittene Nummer eins im Tor des FV Endenich. Nun sorgte er neben dem Platz für Aufsehen – mit einer Knochenmarkspende für einen krebskranken Jungen.

 Knochenmarkspender für einen tschechischen Jungen: Torwart Marcel Malzahn vom FV Endenich.

Knochenmarkspender für einen tschechischen Jungen: Torwart Marcel Malzahn vom FV Endenich.

Foto: Horst Müller

Auf dem Fußballfeld ist Marcel Malzahn nicht zu übersehen. Mit seinen 1,90 Metern und kräftiger Statur flößt der Torwart jedem gegnerischen Stürmer Respekt ein. Seit fast vier Jahren ist der 28-Jährige Stammkeeper beim Landesligisten FV Endenich und rettete seinem Team in dieser Zeit schon unzählige Punkte.

Es ist aber nicht nur der Fußballplatz, wo Malzahn als Retter auftritt: Auch im privaten Leben hat er vor Kurzem diese Rolle eingenommen, als er einem an Blutkrebs erkrankten sechsjährigen Jungen aus Tschechien sein Knochenmark spendete.

Dass er bei der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) registriert ist, liegt an einem früheren Fall von Blutkrebs, mit dem Malzahn zu seiner Zeit bei Fortuna Bonn konfrontiert wurde: „Damals erkrankte die Tochter eines Bekannten unserer Mannschaft, weshalb sich das komplette Team und viele aus dem Verein haben registrieren lassen.“ Da er nicht als Spender infrage kam und es der einzige Fall von Blutkrebs in seinem Bekanntenkreis blieb, spielte die Krankheit und seine Registrierung als potenzieller Spender in seinem Leben keine weitere Rolle mehr.

Bis zum Dezember des letzten Jahres: „Da habe ich einen Brief bekommen, dass ich ein passender Spender bin“, erinnert sich Malzahn. Nun war er quasi gezwungen, sich erneut mit diesem Thema zu beschäftigen. „Anfangs hatte ich schon ein paar Bedenken, weil ich noch nicht so gut informiert war. Als ich mich dann schlau gemacht hatte, war klar, dass nur die Vollnarkose die üblichen Risiken hat.“ Zudem wurde ihm in dieser Phase bewusst, was er mit der Spende erreichen kann: „Bei der Registrierung vor ein paar Jahren wusste ich noch nicht, was man bewirken kann. Aber als ich mich nach Erhalt des Briefs genauer mit dem Thema beschäftigt habe, stand fest, dass ich das auf jeden Fall mache.“

Folglich unterzog sich Malzahn in einer Kölner Privatklinik dem einstündigen Eingriff, bei dem ihm eine kleine Menge des Knochenmarks aus dem Beckenkamm entnommen wurde. Unmittelbar danach rief er bei der DKMS an, um Alter, Geschlecht und Nationalität des Empfängers zu erfahren. „Als mir da gesagt wurde, dass es sich um einen sechsjährigen Jungen aus Tschechien handelt, hat mich das ziemlich berührt und ich habe einen Post bei Facebook abgesetzt, auf den ich eine große Resonanz bekommen habe“, erzählt Malzahn.

Auch innerhalb der Endenicher Mannschaft war seine Knochenmarkspende ein Thema und hatte Folgen: Vier seiner Mitspieler ließen sich zuletzt ebenfalls registrieren, ein paar waren es schon vorher. „Wir sind stolz auf Marcel“, betont Trainer Hansi Langen, der seinen Stammkeeper schnell wieder auf dem Platz sah: Trotz einer angedachten Pause von drei Wochen stand Malzahn bereits 14 Tage nach dem Eingriff schon wieder im Tor der zweiten Mannschaft.

„Ich habe einfach ausgeholfen“, so Malzahn, in dessen Darstellung es so klingt, als hätte man ihn darum gebeten. „Er hat sich aber freiwillig ins Tor gestellt, obwohl er noch pausieren sollte“, verrät dagegen Langen. Da er in dieser Partie keinerlei Probleme hatte, stieg er umgehend wieder ins Training ein und besetzt seitdem wieder den Platz im Kasten der ersten Mannschaft.

In rund zwei Monaten wird Malzahn erfahren, ob die Behandlung mit seinem Knochenmark beim Jungen anschlägt. Zudem ist er für weitere zwei Jahre als fester Spender des Sechsjährigen reserviert. „Wenn sich später die Möglichkeit eines Treffens ergibt, würde ich das auch sehr gerne wahrnehmen. Allerdings ist das bei tschechischen Patienten erst nach fünf Jahren möglich“, sagt er.

Bis dahin wird Malzahn im Endenicher Trikot alles daransetzen, mit Paraden weiterhin zum Erfolg seines Teams beizutragen. Seine größte Leistung ist ihm in dieser Saison jedoch außerhalb des Platzes gelungen.

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