Ehemalige Tennis-Ikonen Australian-Open-Siegerin Osaka beeindruckt frühere WTA-Stars

Melbourne · Im großartigen Damen-Finale der US Open behielt Naomi Osaka die Nerven, holte ihren zweiten Grand-Slam-Titel nacheinander und ist nun die neue Weltranglisten-Erste. Das könnte sie lange bleiben, meinen etliche Große aus vergangenen Tennis-Tagen.

 Beeindruckte mit ihren Sieg bei den Australian Open: Die Japanerin Naomi Osaka posiert mit dem Daphne Akhurst Memorial Cup.

Beeindruckte mit ihren Sieg bei den Australian Open: Die Japanerin Naomi Osaka posiert mit dem Daphne Akhurst Memorial Cup.

Foto: Aaron Favila/AP

Siegerehrungen sind auch nach dem zweiten Grand-Slam-Titel noch nicht die Spezialität von Naomi Osaka. Doch ihr erster Australian-Open-Erfolg hat etliche einstige Tennis-Größen von einem überzeugt: Die neue Nummer eins der Welt wird noch viel Gelegenheit zum Üben bekommen.

Beim US-Open-Finale im vorigen September hatte sich noch die erzürnte Verliererin Serena Williams in den Vordergrund gedrängt, in Melbourne stand Osaka dank des 7:6 (7:2), 5:7, 6:4 gegen Petra Kvitova im Mittelpunkt - und wusste im Anschluss an das spannende und hochklassige Match nicht mehr, was sie sich für den Fall des Falles zuvor notiert hatte. Am Sonntagmorgen präsentierte die 21-Jährige den Fotografen am Strand von Melbourne dann gelöster und von sanften Wellen umspült den erstmals gewonnenen Daphne Akhurst Memorial Cup.

Am Abend zuvor kam ihr alles noch surreal vor. "Vielleicht fühle ich etwas beim nächsten Turnier, wenn hinter meinem Namen die Nummer 1 steht. Im Moment bin ich glücklicher, diese Trophäe gewonnen zu haben", sagte sie.

Ihre mentale Stärke, die sie schon im vorigen September in New York im Endspiel gegen die schimpfende Serena Williams zeigte, half ihr diesmal, drei ungenutzte Matchbälle beim Stand von 5:3 im zweiten Satz abzuhaken. Osaka beschrieb, wie sie nach einer kurzen Krise und Tränen in den Augen im entscheidenden Satz alles ausblendete. "Ich habe mich leer gefühlt, als wäre ich irgendwie ein Roboter. Ich habe nur meine Befehle ausgeführt." Erst in den Momenten der Entscheidung, als klar war, was auf dem Spiel stand, kamen andere Gedanken zurück.

Ikonen einstiger Tage zeigten sich beeindruckt. "Du hast eine strahlende Zukunft vor dir. Dein Talent, dein Schwung, Dein Wille werden dich weit bringen", schrieb Damen-Tennis-Pionierin Billie Jean King bei Twitter. Die frühere Weltranglisten-Erste Tracy Austin erinnerte daran, dass Osaka vor einem Jahr nur die Nummer 72 war. Nicht viele hätten so einen schnellen Aufstieg erwartet. "Du reifst so schnell - die Zukunft gehört Dir", schrieb die Amerikanerin.

Als erste Spielerin seit der Amerikanerin Jennifer Capriati im Jahr 2001 ließ Osaka dem ersten Grand-Slam-Titel beim nächsten der vier wichtigsten Turniere gleich den nächsten folgen. Seit dem Wimbledonsieg von Serena Williams im Jahr 2015, mit dem diese alle vier großen Titel hielt, waren keiner Spielerin mehr zwei Erfolge am Stück gelungen. Er gebe keine Limits nach oben für Osaka, befand die deutsche Damen-Tennis-Chefin Barbara Rittner: "Mit ihrem perfekten, druckvollen Spiel - wer soll sie schlagen?" Auch Boris Becker traut Osaka zu, die dominierende Spielerin der nächsten Jahre zu werden.

Martina Navratiova meinte, nach dem US-Open-Sieg sei die in Florida lebende Tochter eines Haitianers und einer Japanerin ein Star geworden, nun sei sie ein Superstar. "Glückwunsch, Champ - und Petra Kvitova: Du bist ein Champion des Lebens", schrieb die gebürtige Tschechin an die tapfere Verliererin gerichtet.

Die nie aufgebende Kvitova hatte im ersten Satz mehr Chancen und stemmte sich danach mit allem, was sie aufzubieten hatte, gegen die Niederlage. Letztlich verpasste die 28-Jährige den ersten Triumph einer Tschechin in Melbourne nach 32 Jahren und ihren dritten Grand-Slam-Titel nach den Wimbledonsiegen 2011 und 2014.

Doch nach einer Messerattacke, bei der sie ein Einbrecher im Dezember 2016 in ihrem Haus schwer an der linken Hand verletzte, sei nicht sicher gewesen, ob sie je wieder einen Tennisschläger würde halten können, sagte Kvitova bei der Siegerehrung. "Die Hand ist nicht bei hundert Prozent und wird es nie mehr sein", erklärte sie später. Doch mehr schmerzte sie in diesem Moment die Niederlage. Ein Sieg hätte auch für Kvitova den Sprung auf Platz eins bedeutet.

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