US Open Aus für Zverev und Kerber - Kohlschreiber als Letzter dabei

New York · Was für ein Tennis-Samstag bei den US Open: Erst scheitert Angelique Kerber früh, dann verliert Alexander Zverev das Duell gegen Philipp Kohlschreiber. Der Altmeister ist nun als letzter Deutscher dabei und hat einen Rat für den Jungstar.

Wutentbrannt zertrümmerte Alexander Zverev bei der Tennis-Lektion von Philipp Kohlschreiber seinen Schläger. Wimbledonsiegerin Angelique Kerber kann nach dem frühen US-Open-Aus trotzdem mit einer guten Jahresbilanz heimfliegen.

Das letzte Grand-Slam-Turnier der Saison endete mit einem weiteren schmerzhaften Tiefschlag für Jungstar Zverev. Weil auch Jan-Lennard Struff bei seiner Drittrunden-Premiere verlor, ist an diesem Montag im Achtelfinale nur noch Routinier Kohlschreiber als letzter von einst 16 Deutschen gegen den Japaner Kei Nishikori dabei.

Zverevs neuer Trainer Ivan Lendl dürfte am Samstag auf der Tribüne des Louis-Armstrong-Stadiums während der 7:6 (7:1), 4:6, 1:6, 3:6-Niederlage gegen Kohlschreiber klar geworden sein, dass es noch viel zu verbessern gibt. Sein Schützling hatte nach nur einer gemeinsamen Woche eh keine Wunderdinge erwartet. "Er hat gesagt: Ich hoffe, Du spielst gut bei den US Open, aber wir schauen mehr auf das nächste Jahr", berichtete Zverev und sprach von einem Prozess.

Natürlich war der 21-Jährige bedient, nachdem ihm Kohlschreiber dank taktischer Raffinesse in gut drei Stunden den ersten Auftritt in einer dritten Runde der US Open verdorben hatte. Der fast zwei Meter lange Zverev konnte sein kraftvolles Spiel von hinten nicht wie gewohnt aufziehen, der kleinere Kohlschreiber bewegte den Schlaks gut und ärgerte ihn mit unterschnittenen, kurzen, tiefen Bällen.

Der 34-jährige Bayer warb um Geduld mit dem Riesentalent. "Er ist noch ein verdammt junger Mensch, er macht alles richtig", sagte Kohlschreiber, gab Zverev aber auch mit auf den Weg: "Man sollte sich nicht nur auf zwei, drei Stärken verlassen." Zverev erklärte, er habe sich nicht so gut gefühlt wie zuvor, als er tagsüber bei viel höheren Temperaturen gespielt hatte.

Andere Bedingungen hin, langsamere Bälle her: Unter dem Strich bleiben als Ergebnisse 2018 das erste Grand-Slam-Viertelfinale bei den French Open, wo Zverev verletzt ohne Chance war, sowie die dritten Runden kurz danach in Wimbledon und zudem bei den Australian und nun den US Open. Die ständigen Zweifel wegen seines Abschneidens bei den Grand Slams fand Zverev erneut zu hoch gehängt, es gebe ja noch viel mehr Turniere, bei denen er auch Niederlagen kassiere.

Angelique Kerber schaut indes vor allem auf die vier wichtigsten Events und hatte bei aller Enttäuschung über das 6:3, 3:6, 3:6 gegen die starke Slowakin Dominika Cibulkova keinen Grund, sich die Bilanz dieser Saison schlechtzureden. "Nach 2017 hätte kein Mensch damit gerechnet, dass ich überhaupt so eine Grand-Slam-Saison spielen kann", sagte Kerber nach dem Aus gegen die einstige Australian-Open-Finalistin, der sie davor zuletzt 2016 im Finale beim Jahresabschluss der besten Acht unterlegen war.

In jenem Jahr waren ihr die Triumphe bei den Australian und US Open gelungen, dazu noch der Einzug in die Endspiele von Wimbledon und Olympia, bevor die Norddeutsche 2017 in ein tiefes Loch fiel. In dieser Saison trennte sie am Jahresanfang nur ein Punkt vom Final-Einzug in Melbourne, bei den French Open gelang auf dem bis dahin wenig geliebten Sand zum zweiten Mal der Viertelfinal-Einzug, ehe der erträumte Triumph in Wimbledon folgte.

Nur sie selbst und die Menschen in ihrem Team und ihrem Umfeld hätten ihr eine solche Wende zum Guten zugetraut, berichtete Kerber. "Deswegen bin ich schon sehr zufrieden und stolz, dass ich das geschafft habe, wieder zurückzukommen, wieder in die Top Fünf zu kommen", betonte die 30-Jährige. "Es war klar, dass irgendwann wieder ein kleines Loch kommen wird." Ganz von ungefähr war das Aus nach einer Auszeit und den Eindrücken der vergangenen Wochen nicht.

Auch das 4:6, 1:6, 6:7 (4:7) von Jan-Lennard Struff gegen den belgischen Weltranglisten-Zehnten David Goffin kam nicht unerwartet. Der 28-Jährige stand zum zweiten Mal nach Wimbledon unter den letzten 32 bei einem Grand-Slam-Turnier - kein Grund für Frust also.

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