DFB-Pokal Abschiedsfinale für Bayern-Trainer Jupp Heynckes

BERLIN · Für Bayerns Trainer Jupp Heynckes geht es im DFB-Pokal um einen weiteren Titel vor dem endgültigen Karriereende, für Nachfolger Niko Kovac um seinen bisher größten Erfolg und einen guten Abgang aus Frankfurt.

 Locker und entspannt drücken sich Jupp Heynckes und Niko Kovac vor der Pokal-Trophäe die Hände.

Locker und entspannt drücken sich Jupp Heynckes und Niko Kovac vor der Pokal-Trophäe die Hände.

Foto: dpa

Als Jupp Heynckes am Freitagmittag mit Mats Hummels das Podium zur obligatorischen Pressekonferenz vor dem DFB-Pokalfinale betrat, löste das ein wenig Verwunderung aus. Erwartet worden war eigentlich, dass der Trainer des FC Bayern von Kapitän Thomas Müller begleitet werden würde. Folglich wurde spekuliert, ob Müller, der am Donnerstag wegen eines Magen-Darm-Infekts nicht am Mannschaftstraining hatte teilnehmen können, auch für das Duell mit Eintracht Frankfurt am Samstag (20 Uhr) auszufallen drohe.

Doch Heynckes wischte die Zweifel beiseite – und amüsierte sich auf Kosten des Weltmeisters: „Wir haben ja heute um fünf Uhr vor zu trainieren. Und Sie wissen ja, dass Thomas gerne redet. Deswegen habe ich ihn direkt zum Hotel geschickt, damit wir hier etwas zügiger vorankommen.“ Auf diese Weise machte Heynckes klar: Einem Einsatz Müllers steht nichts im Wege.

Tiefenentspannt, unaufgeregt und mit sich und der Welt im Reinen, so präsentierte sich der 73-Jährige am Tag vor seinem letzten Spiel als Trainer. Dass ihm dabei mal wieder eine Hauptrolle angesichts des zweiten Karriereendes zugeschoben wird, ist zumindest für Heynckes uninteressant. „Ich habe mein Karriereende 2013 mit dem Triple gehabt“, betonte er erneut und schob nach: „Natürlich werden Emotionen hochkommen, aber ich weiß nicht, was passiert.“

Sicher ist dagegen, dass sowohl bei seinen Spielern als auch bei den Verantwortlichen der Bayern-Chefetage viel Wehmut dabei sein wird, wenn der Erfolgscoach im Berliner Olympiastadion seinen Abschied feiert. Von den Beliebtheitswerten, die Heynckes, dem Bayern-Flüsterer, zukommen, können Politiker jedenfalls nur träumen. Und auch Niko Kovac.

Kovac kann angekratztes Image aufpolieren

Wie für seinen Trainerkollegen markiert das Pokalfinale auch für den Eintracht-Coach das Ende eines Reisekapitels, das jedoch ab der nächsten Saison ausgerechnet beim Finalgegner aus München eine Fortsetzung findet. Anders als sein Gegenüber Heynckes geht Kovac alles andere als unbeschadet in sein Abschiedsspiel.

Das Zustandekommen seines baldigen Wechsels vom Main an die Isar hat in Frankfurt viele Scherben produziert, bei vielen Fans der Eintracht ist der 46-Jährige seitdem unten durch. Seine im Frühjahr getroffene Aussage, es gebe derzeit keinen Grund, an seinem Verbleib in Frankfurt zu zweifeln, um wenig später doch ein Angebot der Bayern anzunehmen, verfolgt ihn bis heute.

Für Kovac geht es in seiner Heimatstadt Berlin also darum, sein erheblich angekratztes Image wieder aufzupolieren – was ihm nur mit einem Sieg über seinen künftigen Arbeitgeber gelingen kann. Dass dies äußerst schwer werden wird, daraus machte Kovac am Freitag gar keinen Hehl: „Wir müssen an unser Maximum kommen und hoffen, dass die Bayern nicht so einen Tag erwischen wie normal. Wenn beide Teams ihr Maximum zeigen, wird es für uns sehr, sehr schwer.“

Respekt der Bayern trotz Negativlauf der Eintracht

Auch die vergangenen Wochen in der Bundesliga bieten sich für die Eintracht nicht gerade als Mutmacher an: Obwohl nach dem 27. Spieltag mit acht Punkten Vorsprung auf Rang acht exzellent im Rennen um die Europapokalplätze positioniert, verspielte das Team im Saisonendspurt seine Chancen auf eine direkte Qualifikation. Um auch in der kommenden Saison im europäischen Wettbewerb vertreten zu sein, muss Frankfurt das Pokalfinale für sich entscheiden.

Dass die Mannschaft das Zeug für Überraschungen hat, hat sie in der Ära Kovac schon bewiesen. Exemplarisch dafür stehen die Finalteilnahme vor einem Jahr – die Eintracht unterlag Borussia Dortmund 1:2 – und der 1:0-Sieg im diesjährigen Halbfinale bei Vizemeister Schalke 04. Wenig verwunderlich also, dass sie auch beim FC Bayern gewarnt sind. „Die Eintracht ist seit vielen Jahren eine schwer zu bespielende Mannschaft. Uns ist allen bewusst, dass es eine schwierige Aufgabe wird“, gab Müller-Vertreter Mats Hummels in den Katakomben des Olympiastadions zu Protokoll. Ähnlich sah es Heynckes: „Frankfurt spielt eine sehr gute Runde. Ich sehe den Ausgang des Finals nicht so klar wie die Öffentlichkeit.“

Während sich der Noch-Bayern-Trainer bezüglich der persönlichen Bedeutung des Finalspiels deutlich zurückhielt, gab Kovac einen Einblick in sein Seelenleben. Die erneute Teilnahme am Endspiel sei für ihn ein schönes Abschiedsgeschenk, die letzten 90 oder 120 Minuten seien mit viel Wehmut verbunden angesichts von mehr als zwei Jahren Arbeit mit dem Team.

Und da war noch eine andere Sache, die Kovac vor seinem letzten Spiel an der Frankfurter Seitenlinie loswerden wollte: In diesem Moment zähle für ihn nur die Eintracht, alles, was danach komme, sei jetzt unwichtig. „Das“, legte er mit fester Stimme und entschiedenem Blick nach, „können Sie mir glauben.“

Voraussichtliche Aufstellungen: München: Ulreich; Kimmich, Süle, Hummels, Alaba; Martinez; Thiago, James; Müller, Lewandowski, Ribéry. Frankfurt: Hradecky; Abraham, Hasebe, Salcedo; da Costa, Mascarell, Boateng, Willems; Wolf; Jovic, Rebic. – SR: Zwayer (Berlin).

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