Boxen Abraham verprügelt Norweger - Zeuge verpasst Titel

Berlin · Ex-Weltmeister Arthur Abraham kann es noch. Er gab gegen den Norweger Lihaug eine Kostprobe seiner Schlaggewalt. Tyron Zeuge muss sich noch gedulden. Zum historischen Titelgewinn reichte es nicht.

 Arthur Abraham wird vom Ringrichter zum Seiger erklärt.

Arthur Abraham wird vom Ringrichter zum Seiger erklärt.

Foto: Soeren Stache

Arthur Abraham ist drei Monate nach seiner WM-Pleite wieder zurück und und konnte sich der Wachablösung im eigenen Boxstall durch Tyron Zeuge vorerst entziehen.

Der entthronte Champion im Supermittelgewicht gewann in Berlin den Kampf um den internationalen Meistertitel der WBO gegen den Norweger Tom Robin Lihaug durch technischen K.o. in der achten Runde.

Kurze Zeit später ging sein Stallgefährte Zeuge im WM-Kampf um den WBA-Gürtel in der gleichen Gewichtsklasse leer aus. Zeuge trennte sich von Giovanni de Carolis remis, wodurch der Titelverteidiger aus Italien Champion bleibt. Zeuge verpasste dabei, jüngster deutscher Weltmeister der Box-Geschichte zu werden. Damit ist Abraham zumindest für die nächsten Monate weiterhin das Zugpferd im Sauerland-Stall.

"Das war ein wichtiger Schritt wieder zu einer WM", sagte Promoter Kalle Sauerland über Abrahams Leistung. Allerdings war der Norweger Lihaug nicht der Prüfstein, um Abrahams Standort nach dem desaströsen Auftritt im April in Las Vegas exakt zu bestimmen. Damals hatte der 36-jährige seinen WM-Titel sang- und klanglos an den Mexikaner Gilberto Ramirez verloren. Trainer Ulli Wegner war darüber so in Rage, dass er seinem Schützling kurzzeitig die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte. "Wenn er auf seinen Trainer hört, hat Arthur einiges Potenzial drin", meinte der 74-jährige Wegner jetzt.

Abraham hatte seinen gefürchteten Hammer wieder ausgepackt und den knapp 13 Jahre jüngeren Norweger mit Schlagserien eingedeckt. "Das war ein gelungenes Comeback", meinte Sauerland, kritisierte allerdings: "Die ersten drei Runden war Arthur noch in Las Vegas." In dieser Phase verfiel der gebürtige Armenier erneut in seinen phlegmatischen Stil. "Das kann ja wohl nicht wahr sein! Worauf wartest du denn? Hau endlich rein", schrie Wegner in den Ring.

Abrahams designierter Nachfolger Zeuge hatte gegen den robusten und konditionsstarken de Carolis Schwerstarbeit zu verrichten. Mitte des Kampfes hatte sich der 24-jährige Deutsche eine Verletzung der linken Schulter zugezogen und konnte den Arm nur noch sparsam einsetzen. "Es tat weh, ich konnte mich nicht mehr richtig bewegen", berichtete er. Beide Boxer waren in dem intensiven Gefecht am Ende völlig erschöpft. "Das war ein Wahnsinnskampf", befand Manager Wilfried Sauerland. "Tyron ist der Mann der Zukunft."

Das Ergebnis 114:114, 114:114 und einmal 115:114 für Zeuge ist nach dem Boxreglement ein Unentschieden, weil die Mehrheit der Punktrichter (Majority Decision) den Ausschlag für das Endresultat geben. Viele sahen de Carolis als Sieger wegen der höheren Trefferzahl, für andere war Zeuge der Gewinner. "Der Italiener hat klar gewonnen", sagte Ex-Weltmeister Graciano Rocchigiani, der am Ring saß. Zeuges neuer Trainer Jürgen Brähmer, selbst Weltmeister, sah seinen Schützling vorn. "Es ärgert mich, dass so gewertet wurde", meinte der Schweriner, der den früher disziplinlosen Zeuge umgekrempelt hat.

Der Sauerland-Stall kündigte für November einen Rückkampf an. "Ich habe mich extrem verbessert. Nächstes Mal werde ich noch stärker sein", versprach Zeuge. Eigentlich würde sich Abraham gern de Carolis schnappen, sein Boxstall will lieber einen Rückkampf gegen Ramirez. "Egal wer, ich will so schnell wie möglich wieder Weltmeister werden", bekannte Abraham. Von Kämpfen ohne WM-Gürtel hält er nichts. Abraham: "Das ist nicht meine Klasse, mein Niveau."

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