Kommentar zu neuen Fußballregeln Warum die Aufregung?

Meinung | BONN · Dauert ein Fußball-Spiel in Zukunft nur noch 60 statt 90 Minuten? Mit einer Ideensammlung unter dem Titel „Play Fair!“ haben die Regelhüter des Fußball-Weltverbandes Fifa am Rande des Confed Cups für Diskussionen gesorgt. Die Ideen sind gut, findet GA-Sportchef Berthold Mertes.

 Marco van Basten soll als Fifa-Direktor die Entwicklung des Fußballs vorantreiben.

Marco van Basten soll als Fifa-Direktor die Entwicklung des Fußballs vorantreiben.

Foto: AP

Nach den unvermeidlichen Unmutskundgebungen in sozialen Netzwerken wird die Entrüstungswelle schnell ausrollen: Denn wirklich Grund zur Aufregung liefert das Ideenpapier der obersten Regelhüter zur Reform des Fußballs nicht.

Der Ball bleibt rund, gekickt wird weiterhin vornehmlich auf Rasen, auf einem nach wie vor rechteckigen Spielfeld mit unveränderten Maßen , und selbst die Tore werden weder kleiner noch größer. Dabei wäre letztere Vision den Missionaren aus der Züricher Schaltzentrale des Weltfußballs zuzutrauen. Schließlich scheinen ihnen für den globalen Siegeszug ihres Spiels viele Mittel recht. Warum also nicht die nur zögerlich zu begeisternden Nordamerikaner mit einer höheren Torquote bekehren?

Nein, das Gehäuse bleibt 7,32 Meter breit und 2,44 Meter hoch. Und wer sich Details der Reformvorschläge anschaut, erkennt sinnvolle Vorschläge mit Blick auf die Zielsetzung „Play Fair“. So lautet der Titel der Ideenliste.

Rot für Spieler, die Tore mit der Hand erzielen: Richtig. Harte Maßnahmen gegen die Unsitte, den Schiedsrichter zu bedrängen: Ebenfalls gut, zumal der beim Confed Cup in Russland getestete Videoassistent mehr Entscheidungssicherheit verspricht.

Zündstoff birgt auf den ersten Blick die Einführung der effektiven Spielzeit von zweimal 30 Minuten. Dabei würde sich an der Dauer einer Partie nichts ändern – in 90 Minuten brutto sind nun mal netto ziemlich genau 60 Minuten drin. Auch Last-Minute-Tore wie das des FC Bayern in Hamburg, das Schalke im Jahr 2001 die bereits sicher geglaubte Meisterschaft kostete, werden weiterhin vorkommen. Aber transparent für alle, weil die Uhr sichtbar an der Anzeigetafel runtertickt.

Sollte es dazu kommen, wären alle Diskussionen schnell vergessen. Wie bei der Änderung der Abseitsregel, beim Verbot des Rückpasses zum Torwart und der Einführung der Torlinientechnik. Denn am Charakter des Spiels würde sich nichts ändern.

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