Eishockey-Nationalteam Sportler des Jahres in Baden-Baden ausgezeichnet

Baden-Baden · Erstmals in der Geschichte wird das Eishockey-Nationalteam als Mannschaft des Jahres ausgezeichnet. Diese nahmen einige Strapazen auf sich, um bei der Wahl dabei zu sein.

 Gut behütet und gut gelaunt: Die Eishockeyspieler gewannen die Mannschafts-Wahl.

Gut behütet und gut gelaunt: Die Eishockeyspieler gewannen die Mannschafts-Wahl.

Foto: dpa

Als Deutschlands Fußballer im Jahr 2014 nach ihrem WM-Triumph verdientermaßen als Mannschaft des Jahres ausgezeichnet wurden, nahm Trainer Joachim Löw die Trophäe entgegen. Die Weltmeister? Weilten im Urlaub, nutzten die kurze Winterpause zur Erholung. Kann man verstehen, muss man aber nicht. Einziger Spieler bei der Zeremonie: Christoph Kramer. Und den plagten, lässt sich ketzerisch anfügen, auch noch Erinnerungslücken, was den Finalsieg gegen Argentinien betraf.

Was für ein Kontrast, wie anders die Szenerie an diesem dritten Adventssonntag 2018 in Baden-Baden beim „Sportler des Jahres“: Erstmals in der Geschichte wird das Eishockey-Nationalteam als Mannschaft des Jahres ausgezeichnet – Lohn für das legendäre Olympia-Silber von Pyeongchang nach dem Finaldrama gegen den 26-maligen Weltmeister Russland. Insgesamt 18 Olympiahelden geben sich im mondänen Kurhaus die Ehre, feiern bis tief in die Nacht – fühlen sich sichtlich wohl beim Treffen der Sportfamilie.

„Wir haben Geschichte geschrieben“, sagt Christian Ehrhoff, „und können unglaublich stolz auf das sein, was wir mit der Mannschaft erreicht haben“. Der 36-Jährige führte auf dem Eis Regie, trug bei der Schlussfeier die deutsche Flagge aus dem Olympiastadion – und hat 2018 seine Karriere bei den Kölner Haien beendet. Ehrhoff ist mit 862 Einsätzen in der nordamerikanischen Profiliga NHL im Eishockey eine Ausnahmefigur, fast wie Dirk Nowitzki im Basketball und Heiner Brand im Handball.

Im Eishockey gilt vielleicht am allermeisten: Der Star ist die Mannschaft. Deshalb sind im Kurhaus auch fast alle erschienen, die das „Märchen von Pyeongchang“ geschrieben haben. Die Siege gegen den amtierenden Weltmeister Schweden, gegen das Eishockey-Mutterland Kanada, die 3:2-Führung bis kurz vor Schluss im Finale gegen die „Sbornaja“ – all das war so wahrscheinlich wie hitzefrei am Nordpol. Das Rezept für die Sensation? „Ehrgeiz, Wille und Disziplin.“, sagt der Ex-Kölner Marcel Goc, nachdem er zwischen Angelique Kerber und Patrick Klein Platz genommen hat.

Wegen der Auszeichnungwurden zwei Spiele verlegt

In der ZDF-Fernsehübertragung waren „nur“ acht Spieler und der aus Los Angeles zugeschaltete „Silberschmied“ Marco Sturm präsentiert worden, die Hälfte der späteren Feierbiester. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hatte alles daran gesetzt, das Team rechtzeitig möglichst komplett nach Baden-Baden zu bringen – wie schon der Deutsche Handball-Bund 2007 nach seinem WM-Titelgewinn. Das Problem: der auf Hochtouren laufende DEL-Spielbetrieb.

Zwei Begegnungen verlegte der DEB. Nicht möglich war dies wegen der Pay-TV-Rechte bei der Partie zwischen Augsburg und München. Die ging zwar nicht in die Nachspielzeit, doch dann verhinderte das Winterwetter in Augsburg den Start des gecharterten Fliegers mit den ungeduschten Protagonisten an Bord. Ein Szenario, das die Sportler-des-Jahres-Organisatoren Kurt und Beate Dobbratz fordert, aber nicht verzweifeln lässt: Also ab ins Auto mit den kostbaren Nationalspielern, Shuttle zum Flughafen München, Flug zum Baden-Airport, per Polizeieskorte ins Kurhaus.

Das Ergebnis der Hetzjagd: Erst zehn Minuten nach Ende der Fernsehaufzeichnung waren sie da. Und durften nun direkt zur Theke, wo sie ihre Teamkollegen trafen. Die trugen kleinkarierte Pepita-Hüte, in Erinnerung an den bis dahin größten deutschen Eishockey-Erfolg von 1976 und Trainer Xaver Unsinn – überreicht von den damaligen Helden Alois Schloder und Erich Kühnhackl. „Der Teamgeist war’s“, erklärt Schloder das „Märchen von Pyeongchang“, das so gesehen den Fußballern als Lehrstück dienen kann. Joachim Löw, auch diesmal unter den Gästen, hat jedenfalls aufmerksam zugehört.

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