Kommentar zu Klitschkos Karriereende Punktsieg

Meinung | Bonn · Wladimir Klitschko hat mit sofortiger Wirkung das Ende seiner Profikarriere bekannt gegeben. Die richtige Entscheidung, findet GA-Redakteur Simon Bartsch. Ein Rückkampf hätte das Denkmal des Champions beschädigen können.

Per Videobotschaft, schlicht in T-Shirt und Sakko gekleidet, erklärt Wladimir Klitschko seinen Rücktritt. Keine zwei Minuten dauert der Clip, als wäre die Nachricht nicht mehr als eine Randnotiz. Sein Karriereende gestaltet der 41-Jährige so unspektakulär wie viele seiner Auftritte im Ring.

Ein ganzes Jahrzehnt hat „Dr. Steelhammer“ das Schwergewicht dominiert. Mehr als zehn Millionen Menschen verfolgten in Deutschland die Kämpfe des Ukrainers. Der Doktor der Sportwissenschaft war ein Erfolgsgarant und für die übertragenden TV-Sender ein lukrativer Quotenrenner. Auf ein ähnliches Kaliber werden die Fernsehunternehmen lange warten müssen.

Millionen Anhänger haben sich den Rückkampf gegen den Briten Anthony Joshua gewünscht. Eine ähnliche Schlacht wie im April, als Klitschko schwer gezeichnet aus dem Kampf genommen wurde. Und doch: Der Rücktritt ist die logische Entscheidung. Klitschko hat bei der Niederlage in London einsehen müssen, dass er das Tempo der jungen Wilden nicht mehr mitgehen kann. Die Pleite war eindeutig, ein Rematch hätte nur noch schlimmer enden können.

Der leise Abschied zeigt aber auch, warum Klitschko international der Ruf des ganz großen Champions, wie ihn Muhammad Ali oder Joe Frazier besaßen, trotz ähnlicher Kampfstatistik verwehrt blieb. Klitschko war nie ein Mann der Show. Das aufgeplusterte Zetern auf Pressekonferenzen genauso wenig sein Ding, wie spektakuläre Kämpfe. Im Gegenteil. Nachdem man dem Boxer in jungen Jahren ein Glaskinn nachgesagt hatte, war Klitschko im Ring stets auf Sicherheit bedacht. Lieber aus der Defensive punkten, als auf den K.o. zu hoffen. Klitschko handelt mit Verstand. Und der hat ihn zum Rücktritt bewogen. Das Denkmal Klitschko soll nicht beschädigt werden. Warum auch? Er hat es sich hart erarbeitet.

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