Weltcup in Hochfilzen Polizei wegen Doping-Ermittlungen bei Russlands Biathleten

Hochfilzen · Russlands Skijäger sehen sich weiter Ermittlungen wegen Dopings ausgesetzt. In Österreich ermittelt die Staatsanwaltschaft konkret gegen zehn Personen, darunter Olympiasieger Anton Schipulin. Die Polizei kommt beim Weltcup in Hochfilzen in das Teamhotel.

 Auch im Biathlonsport hat es Dopingfälle gegeben.

Auch im Biathlonsport hat es Dopingfälle gegeben.

Foto: Sergei Ilnitsky/EPA

Den russischen Biathleten drohen im nicht enden wollenden Dopingskandal erneut drastische Konsequenzen.

Die Behörden in Österreich ermitteln wegen möglicher Dopingverstöße bei der WM 2017 in Hochfilzen erstmals konkret gegen zehn Mitglieder der Nationalmannschaft, darunter auch Superstar Anton Schipulin. Die Wiener Staatsanwaltsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption bestätigte: Es laufen Ermittlungsverfahren gegen fünf Betreuer wegen "der Anwendung verbotener Substanzen bzw. Methoden zum Zweck des Dopings" und gegen fünf Sportler wegen "schweren Betruges im Zusammenhang mit Doping".

Am Mittwochabend, einen Tag vor dem Start des Weltcups in Hochfilzen, hatte die Polizei der Team-Unterkunft einen Besuch abgestattet. "Die Vertreter der Polizei haben einige russische Sportler und Spezialisten befragt", hieß es in einer Mitteilung des russischen Verbands. Laut Staatsanwaltschaft wurden jedoch keine Durchsuchungen oder Vernehmungen vorgenommen. Den Beschuldigten wurde wie in der Alpenrepublik üblich "eine Verständigung von der Führung eines Ermittlungsverfahrens ausgehändigt", hieß es.

Ungeachtet des Vorfalls treten die Russen bei den Rennen in Österreich an, zeigten sich an den Strecken jedoch gereizt. Offiziell äußern wollte sich niemand. Auch der Deutsche Ricco Groß, bei der WM im vergangenen Jahr Cheftrainer der russischen Männer, vermied klare Aussagen. "Erstmal abwarten", sagte er.

Der gewöhnlich sehr gut informierte russische TV-Sportkommentator Dmitri Gubernijew veröffentlichte auf Instagram zuvor ein Dokument mit allen Namen. Von den Sportlern sind Anton Schipulin, Alexander Loginow, Jewgeni Garanitschew, Alexej Wolkow sowie Irina Starych betroffen. Starych schaffte es beim Sprintsieg der Italienerin Dorothea Wierer über 7,5 km als Neunte auch im vierten Saisonrennen wieder unter die Top 12.

Während Loginow und Starych bis Ende 2016 bereits mehrere Jahre wegen Epo-Missbrauchs gesperrt waren, verwahrte sich Schipulin gegen jeden Dopingverdacht. "Ich habe die Anti-Doping-Regeln niemals verletzt. Ich habe immer guten Gewissens alle Dopingtests absolviert", schrieb der 31 Jahre alte Olympiasieger von 2014 bei Instagram. "Ich bin äußerst verärgert, dass diese Hexenjagd weitergeht." Schipulin, der in Österreich Weltmeister mit der Männer-Staffel wurde, befindet sich nicht in Hochfilzen und bestritt in dieser Saison noch kein Rennen.

"Es gibt noch keine positiven Proben, deswegen sollten wir uns nicht an Spekulationen beteiligen und abwarten, was die österreichische Polizei herausfindet", sagte Erik Lesser, der Mitglied der Athletenkommission des Weltverbandes IBU ist. Das Thema sei "hochkomplex". Der Ex-Weltmeister forderte: "Man sollte sich deswegen jetzt Zeit nehmen und keine Schnellschüsse machen."

Seit Ende 2017 ermittelt in Österreich die Staatsanwaltschaft gegen den von Krisen geplagten Weltverband. Im Zuge dessen kam es nun zu den neuen Entwicklungen im Fall Russland. Der Verband kämpft um die Glaubwürdigkeit, nachdem Indizien aufgetaucht sind, dass Doper aus Russland gedeckt und positive Dopingproben vertuscht worden sind. Am Sonntag wird sich der erst im September neu gewählte Präsident Olle Dahlin bei einer Pressekonferenz den Fragen der Journalisten stellen.

Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht Dahlins Vorgänger Anders Besseberg, der alle Anschuldigungen bestreitet. Im April hatte es am IBU-Sitz in Salzburg eine Razzia gegeben, die Auswertung der Daten dauert an. Ende November sind zumindest die russischen Olympiasieger Jewgeni Ustjugow und Swetlana Slepzowa wegen des Verstoßes gegen die Anti-Doping-Regeln offiziell von der IBU angeklagt worden. Kurz zuvor wurden neun Kasachen wegen Dopingverdachts vorläufig gesperrt.

Der russische Verband verlor bereits den Status als vollwertiges IBU-Mitglied und muss zwölf strenge Kriterien erfüllen, um künftig wieder aufgenommen zu werden. Zudem werden bis mindestens 2022 keine Biathlon-Wettkämpfe in Russland stattfinden. Die IBU nahm die neuen behördlichen Maßnahmen gegen die Russen zunächst zur Kenntnis und kündigte weitere eigene Untersuchungen an.

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