Handball-WM Patrick Groetzki ist der Dauerbrenner im DHB-Team

Köln · Keiner spielt so viel in der deutschen Nationalmannschaft bei der Handball-WM wie Patrick Groetzki. Der 29-Jährige hat bislang neun Tore für die DHB-Auswahl erzielt.

Patrick Groetzki sah noch ganz frisch aus. Keineswegs gezeichnet, frei von blauen Flecken. Langsam ging er durch die Mixed-Zone im Bauch der Lanxess Arena, blieb überall stehen, wo er angesprochen wurde. „Danke der Nachfrage“, sagte Groetzki nach dem 24:19-Erfolg über Island. „Aber ich bin topfit.“

Dabei hatte der 29-Jährige beinahe durchgespielt. 57 von 60 Minuten, doch das kennt er mittlerweile. Groetzki ist der einzige Rechtsaußen im Kader. Und nachdem Tobias Reichmann seine Nicht-Nominierung mit einem Trip nach Florida beantwortet hatte, wird er das wohl auch bleiben. Immerhin verfolgte Reichmann das Spiel gegen Island in der Kölner Arena und sah eine starke Leistung Groetzkis.

Der Mann von den Rhein-Neckar Löwen hat bislang von allen deutschen Akteuren mit Abstand die meisten Minuten gespielt. Nach dem sechsten WM-Spiel sind es exakt 4:54:47 Stunden. 6:00 Stunden wären das Maximum, und von den 1:05 Stunden Pause entfielen 30 Minuten auf die zweite Halbzeit gegen Serbien, als ihn die Rückraumspieler Fabian Wiede und Franz Semper mal vertraten. 120 weitere Sekunden hatte er einem Schiedsrichter zu verdanken, Zwei-Minuten-Strafe.

Groetzki zweifelt nicht daran, dass er diese Maloche auch bis ins Finale durchziehen könnte. „Da sind noch Reserven“, sagt er. „Und außerdem ist es ein Privileg, bei einer Heim-WM dabei zu sein.“ Der eine oder andere Mannschaftskollege wirkt inzwischen vielleicht ein wenig müde oder schleppt sich mit den üblichen Zipperlein durchs Turnier. Aber das Thema Belastung will Bundestrainer Christian Prokop gar nicht erst aufkommen lassen. „Das ist für uns ganz weit weg“, sagte er nach dem Island-Spiel. Groetzki eingeschlossen.

Wahrscheinlich hat ein Außen – neben dem Torwart – die besten Chancen, unbeschadet durch maximal zehn Spiele zu kommen. Die Links- und Rechtsaußen rennen die weitesten Wege, von einer Ecke des Feldes in die gegenüberliegende. Und sie müssen jeden Tempogegenstoß mit Maximalgeschwindigkeit durchziehen. Doch andererseits nehmen sie manchmal minutenlang kaum am Spiel teil. Fangen den Ball, spielen ihn wieder in den Rückraum, ohne in den Körperkontakt zu gehen. Wenn Kreisläufer und Rückraumspieler längst windelweich geprügelt sind, haben die Außen womöglich noch gar nicht auf sich aufmerksam gemacht.

Es sagt einiges aus, dass der Spieler mit den zweitmeisten Minuten der Mann auf der anderen Seite ist. Linksaußen Uwe Gensheimer kommt auf 4:28:38 Stunden, erst dann folgt Torhüter Andreas Wolff mit 3:58:12 Stunden. G & G tun also das in der Nationalmannschaft, was sie jahrelang gemeinsam im Verein taten: Sie bilden eine Flügelzange. Wobei Kapitän Gensheimer immerhin noch den Magdeburger Matthias Musche hinter sich weiß. Nicht auszuschließen, dass das Nationalmannschaftsduo bald auch wieder in der Bundesliga vereint ist. Gensheimers Vertrag in Paris läuft zum Saisonende aus, über seine Zukunft will er aber erst nach der WM entscheiden.

Neun Tore hat Patrick Groetzki bislang in sechs WM-Spielen erzielt. Das ist nicht besonders viel und weniger als bei den Rhein-Neckar Löwen, wo er durchschnittlich knapp drei Mal trifft. Den Kabinen-DJ und Bayern-Fan stört das allerdings nicht groß. Er macht seinen Job und genießt die WM im eigenen Land. Zumal, wenn er an Tobias Reichmann denkt. „Ich fühle mit ihm“, sagt er. „Als Tobias nicht nominiert wurde, war das ein scheiß Tag für ihn. Ich möchte so etwas nicht erleben.“

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