Kommentar zur Transferpolitik des FC Bayern Nur ein halber Umbruch

Meinung | Bonn · Vor einigen Monaten hat Uli Hoeneß angedeutet, dass der FC Bayern schon etliche Spieler für die neue Bundesliga-Saison verpflichtet hat. Bislang stehen aber erst drei Neuverpflichtungen fest - zu wenig, wie unser Autor meint.

 Bayern-Präsident Uli Hoeneß (rechts), hier beim Basketballspiel mit seinem Bruder Dieter, ist genervt von Nachfragen zu möglichen Transfers.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß (rechts), hier beim Basketballspiel mit seinem Bruder Dieter, ist genervt von Nachfragen zu möglichen Transfers.

Foto: dpa

Wer Uli Hoeneß in Interviewsituationen kennt, kann sich die Szene bildlich vorstellen. Hier der Reporter, der den Bayern-Präsidenten ausgerechnet im Freudenrausch nach dem feststehenden Titelgewinn der Münchner Basketballer auf die Transferpolitik für das Fußballteam anspricht. Und dort Hoeneß, dessen Gesichtsfarbe angesichts der Frage plötzlich ins Tiefrote changiert und sich damit Ton in Ton seinem Bayern-Schal anpasst. Wenn dem Boss des Rekordmeisters etwas nicht passt, steigt der Blutdruck. Dann sind keine Worte nötig, um seine Befindlichkeit auszudrücken.

Dass Hoeneß derzeit regelmäßig Fragen nach möglichen Zugängen beantworten muss, hat sich der FCB-Präsident allerdings selbst eingebrockt. Seine Aussage in der Sport1-Talkrunde Doppelpass Ende Februar („Wenn Sie wüssten, was wir alles schon sicher haben für die kommende Saison...“) hat Erwartungen geweckt. Mittlerweile aber drängt sich der Eindruck auf, dass Hoeneß diesen Satz auf die Tischtennis- oder Kegel-Abteilung des Clubs bezogen hat. Denn bei den Fußballern sieht die Transferbilanz noch mau aus: Den namhaften Abgängen, darunter Mats Hummels, Arjen Robben und Franck Ribéry, stehen drei Zugänge gegenüber, die die entstandenen Lücken nicht auf Anhieb werden füllen können.

Frankreichs Weltmeister-Verteidiger Lucas Hernández hat zwar 80 Millionen Euro gekostet, aber mehr als die Hälfte der vergangenen Saison wegen einer Knieverletzung verpasst. Sein Weltmeister-Kollege Benjamin Pavard, der auch stolze 35 Millionen gekostet hat, überzeugte in der Abstiegssaison des VfB Stuttgart nur bedingt. Und Jann-Fiete Arp, die ehemals große Sturmhoffnung des Hamburger SV, ist in seiner Entwicklung zuletzt stehen geblieben.

Wenn die Bayern wirklich den angestrebten und nötigen Umbruch im Kader vollziehen wollen, muss bis zum Ende der Transferperiode am 2. September noch mehr kommen. Ansonsten wird es angesichts des aufrüstenden Konkurrenten aus Dortmund schwer mit der nächsten Titelverteidigung. Das dürfte Uli Hoeneß genauso wenig gefallen wie unliebsame Reporterfragen.

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