Kommentar zu Laura Dahlmeier Lieber Berge statt Biathlon

Meinung | Bonn · Mit nur 25 Jahren beendet Laura Dahlmeier ihre Biathlon-Karriere. Sie habe keine Ziele mehr, sagt die Weltmeisterin und Olympiasiegerin. Biathlon war zwar ihre Leidenschaft, aber nicht ihr Leben, kommentiert GA-Redakteur Guido Hain.

Das wohl größte Verständnis erntete Laura Dahlmeier bei jener Person, die sie einst als beste deutsche Biathletin beerbt hatte: Magdalena Neuner. Die hatte wie sie im Alter von 25 Jahren Abschied vom Leistungssport genommen. Überraschend. Die Familiengründung hatte Vorrang. Sie könne Laura gut verstehen, meinte Neuner nun, dass „sie sagt, sie macht in ihrem Leben etwas anderes“. Das Erstaunen bei manchen Außenstehenden dürfte dagegen enorm sein und die Alarmsirene läuten lassen. Ist da etwa wieder jemand von Burnout bedroht? Bei Dahlmeier ist es eher so, dass sie der ganze Rummel nicht überfordert, sondern unterfordert hat. Die Glitzerwelt war nie ihr Ding. Ihre Welt sind die Berge.

Sie liebt das Klettern und Kraxeln. Touren bis auf 6000 Meter und höher – dadurch steigerte sie zwar ihre Fitness und das Konzentrationsvermögen für den Sport, das kam bei ihren Trainern aber nicht immer gut an. Einmal stürzte sie dabei, zog sich einen Bänderriss und Knöchelbruch zu. Im Sommer muss sie sich jetzt keine Gedanken mehr über die Gedanken anderer machen. Sie hat Zeit. Kein quälendes Sommertraining mehr – ohne Ergebnisse und Erfolgserlebnisse. Auch das zermürbt.

In ihrem Sport gilt Dahlmeier als „Wunderkind“. Sie hat im Biathlon alles erreicht, was man erreichen kann: Olympiasiegerin, Weltmeisterin. Was soll denn noch kommen? Ein Aufenthalt in der Endlosschleife immer neuer Ewigkeitsrekorde? Das Gespür für den richtigen Zeitpunkt eines Rücktritts haben schon viele der Großen verpasst: Martin Schmitt etwa, Lothar Matthäus.

Mit 25 geht Dahlmeier nun einen ungewöhnlichen Weg. Raus aus dem Scheinwerferlicht, raus aus einer Glamourwelt, die ihr nicht behagte, in der sie aber auch viel Geld verdient hat. Die Fans hätten sie gerne länger laufen, schießen und siegen gesehen. Sie aber sucht eine neue Herausforderung. Und das ist nur konsequent. Biathlon war zwar ihre Leidenschaft, aber nicht ihr Leben.

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