Kommentar zu DFB-Sportdirektor Hansi Flick Ein Stratege muss her

Meinung | Bonn · Mitten im Florida-Urlaub erreichte den deutschen Fußball-Bundestrainer Joachim Löw die Nachricht vom überraschenden Rücktritt von DFB-Sportdirektor Hansi Flick.

 Es war einmal: Hansi Flick bei einer Pressekonferenz der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Es war einmal: Hansi Flick bei einer Pressekonferenz der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

Foto: dpa

Bei den finalen Vorbereitungen auf die WM-Titelverteidigung muss der Bundestrainer nun plötzlich ohne einen seiner wichtigsten Mitarbeiter und engsten Vertrauten auskommen. Der DFB sucht 17 Monate vor der Fußball-WM in Russland notgedrungen wieder einmal einen neuen Sportdirektor und behilft sich auf unbestimmte Zeit mit Horst Hrubesch als naheliegende Interimslösung.

Der Posten des DFB-Sportdirektors hat seinen Reiz – dennoch geht nach Matthias Sammer und Robin Dutt bereits der dritte vorzeitig. Verlässt freiwillig die Kommandobrücke, der sogar Bundestrainer Joachim Löw – von der Hierarchie her – untergeordnet ist. Hansi Flick will nicht länger die Entwicklung des Spitzensports im Deutschen Fußball-Bund verantworten. Der frühere Assistent von Löw nennt private Gründe für den Ausstieg.

An mangelnder Bedeutung des Jobs kann es nicht liegen. Dem strategischen Planer obliegt die Weisungsbefugnis über 366 DFB-Stützpunkte und rund 1300 Trainer. Vielleicht fehlt Flick der Geruch des Rasens, die Nähe zu Spielern, vielleicht ist ihm „die Umsetzung einer einheitlichen Spielphilosophie in enger Abstimmung mit dem Bundestrainer“ – so das offizielle Stellenprofil – einfach zu viel der Theorie. Mutmaßlich ist er kein Schreibtischtäter. Weshalb auch Horst Hrubesch, interimistisch eine logische Wahl, als klassischer Mann der Praxis keine Dauerlösung sein kann.

Warum auch immer sich Flick wie aus heiterem Himmel zurückzieht – aufgeworfen ist die Frage: Braucht der DFB überhaupt einen Sportdirektor?

Die klare Antwort lautet: Ja. Sogar mehr denn je vor dem Hintergrund der geplanten Mammut-Investition in eine Akademie, in der alle sportlichen und logistischen Abläufe des größten nationalen Sportverbandes der Welt zentralisiert werden sollen. Zudem geht mit Sammers Wirken ab 2006 die vorbildliche Organisation der Nachwuchsarbeit einher. Die DFB-Leistungszentren produzieren Weltklassespieler am Fließband, bilden die Grundlage des WM-Triumphs 2014. Um diese Erfolgsgeschichte fortzusetzen, muss ein Stratege her.

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