Kommentar zu Tottis Abschied Ein Mann, ein Verein

Meinung | Rom · Francesco Totti wird nicht mehr für AS Rom spielen. Für ihn und die Fans ist das eine Tragödie.

 Ein Mann und seine Rückennummer: Francesco Totti.

Ein Mann und seine Rückennummer: Francesco Totti.

Foto: AFP

Es gibt bessere Spieler als Francesco Totti. Und erfolgreichere. Und klügere. Und pflegeleichtere. Aber wohl bei keinem anderen Verein der Welt wird ein Fußballer derart verehrt wie Totti bei AS Rom. Warum? Weil er immer da war. Auch jetzt, da sein letztes Spiel für die Roma gespielt ist, wird er bleiben. In irgendeiner Funktion oder auch nur als Schatten, aus dem so schnell niemand heraustreten kann.

Der Fußball ist ein Geschäft der Durchreisenden. Verträge werden geschlossen, um spätestens ein Jahr vor ihrem Ablauf gebrochen oder neu verhandelt zu werden. Besitzer der Serie-A-Vereine sind längst nicht mehr die Superreichen aus der jeweiligen Region, sondern Indonesier, Chinesen und Amerikaner. Alles wechselt, alles ist im Fluss. Und mittendrin, fest verwurzelt – Totti.

Mal angenommen, jemand wäre 1995 von Rom aus ins All geschossen worden und 2015 zurückgekehrt. Bei AS Rom hätte er nichts mehr wiedererkannt – außer Totti.

(Vereins-)Treue ist eine relative Sache. Wer 4,5 Millionen Euro im Jahr verdient, kann sie sich leisten. Aber andere erlagen halt doch dem Reiz, beim nächsten Verein zehn Millionen zu kassieren. Totti hat das nicht interessiert. Selbst ein Angebot von Real Madrid schlug er aus. Vielleicht war er aber auch einfach nur zu bequem, um seine Geburtsstadt, seine Mama und seinen Verein zu verlassen.

Auch Philipp Lahm, Paolo Maldini oder Lionel Messi haben ein Fußballerleben lang bei ihren Vereinen gespielt. Mit dem Unterschied, dass sie in München, Mailand oder Barcelona jedes Jahr Titel gewinnen konnten. Totti hingegen verzeichnet mit einer Meisterschaft und zwei Pokalsiegen in 24 Jahren bei AS Rom eine karge Ausbeute. Er blieb dennoch, weil er es richtig fand zu bleiben. Und wo, wenn nicht in Rom, könnte das Ewige mehr geschätzt werden?

Obwohl die beiden Typen so unterschiedlich sind und einer anderen Zeit entstammen, hört sich das sehr nach Uwe Seeler an. Ein Mann, ein Verein. Es ist wunderbar altmodisch, aber gleichzeitig auch verdammt modern. Die Menschen schätzen solche Karrieren mehr denn je.

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