Kommentar Das neue Schalke

Meinung · Die beste Schalker Saisonleistung bis Donnerstagabend? Dass relative Ruhe herrschte. Trotz Platz elf in der Bundesliga und trotz arg hölzernen Fußballs wurde Trainer Markus Weinzierl nicht wirklich hinterfragt. Das war schon mal anders bei diesem Club, der eigentlich immer so geführt wurde, wie ein jordanischer Investor einen torkelnden Zweitligisten führen würde. Eigentlich war es immer anders.

 Vorbild, Kämpfer, Kapitän: Schalkes Benedikt Höwedes erinnerte in der Halbzeit an die Aufholjagd des FC Barcelona gegen Paris.

Vorbild, Kämpfer, Kapitän: Schalkes Benedikt Höwedes erinnerte in der Halbzeit an die Aufholjagd des FC Barcelona gegen Paris.

Foto: AFP

Andre Breitenreiter wurde vergangenen Saison entlassen, nachdem er die Mannschaft auf direktem Weg in die Europa League geführt hatte. Mirko Slomka musste einst sogar gehen, obwohl er mit Schalke auf einem Champions-League-Platz stand. Vergleichbare Fälle gibt es im Dutzend. In Schalke sitzt nur fest im Sattel, wer zumindest Meister der Herzen wird.

Irgendwas ist anders geworden westlich von Herne. Fleischmogul Clemens Tönnies meldet sich kaum zu Wort, fade Spiele werden stoisch ertragen. Vielleicht liegt das ja an Christian Heidel. Seit der neue Sportvorstand aus Mainz kam, wurde aus dem Haifischbecken ein Forellenteich. Schalke bemüht sich glaubhaft, ein seriöser Bundesligist zu werden.

Die erste Rendite warf diese Metamorphose jetzt in Mönchengladbach ab. Schalke kam nach einem 0:2-Rückstand wieder zurück, qualifizierte sich durch ein 2:2 für das Viertelfinale der Europa League und träumt jetzt von alten Eurofighterzeiten. Solche Spiele können einer ganzen Saison einen anderen Dreh geben. Sie zeigen, dass ein Trainer noch Einfluss hat auf seine Mannschaft.

Es war Weinzierls erster richtiger Erfolgsnachweis in Schalke – nach neun Monaten. Man kennt das bei ihm. Als er zur Saison 2012/13 den FC Augsburg übernahm, beendete er die Hinrunde mit neun Punkten. Der FCA hielt dennoch an dem Bundesliganovizen fest, wurde zuerst mit dem Klassenerhalt und schließlich sogar mit der Qualifikation für die Europa League belohnt. Markus Weinzierl ist offenbar kein Trainer, der kommt, sieht und gewinnt. Um eine Mannschaft zu entwickeln, braucht er Zeit. Nicht auszuschließen, dass er sie sogar in Schalke bekommt.

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