Mehrere Rekorde bei Schwimm-WM Schwimmer Wellbrock erreicht WM-Finale: "Riesig"

Budapest · Darauf hat das deutsche Team in Budapest lange gewartet. Endlich erreicht ein Beckenschwimmer das Finale. Florian Wellbrock will über 800 Meter Freistil im Endlauf "noch ein bisschen schneller" schwimmen. Die Vorgabe des Chefbundestrainers hat er schon erfüllt.

 Florian Wellbrock bei der WM in Budapest.

Florian Wellbrock bei der WM in Budapest.

Foto: Jens Büttner

Das deutsche Schwimm-Team hat einen neuen Hoffnungsträger und seinen lang ersehnten ersten Finalteilnehmer bei der WM in Budapest. Nach zwei durchwachsenen Tagen zog der 19-jährige Florian Wellbrock überraschend in den Endlauf über 800 Meter Freistil ein.

Mit persönlicher Bestzeit von 7:50,89 Minuten war der Magdeburger Siebtschnellster in den Vorläufen. Bisher war den Athleten von Chefbundestrainer Henning Lambertz bei allen Medaillen-Entscheidungen die Zuschauerrolle geblieben. "Dass ich das Finale schwimmen darf, ist riesig", sagte Wellbrock. "Ich hoffe, dass es am Mittwoch noch ein bisschen schneller geht. Aber wenn nicht, bin ich auch nicht enttäuscht."

Mit seiner Final-Qualifikation übertraf der Youngster die Erwartungen des Chefbundestrainers. Als Ziel für die jungen Schwimmer, zu denen auch die erst 16 Jahre alte Celine Rieder, Damian Wierling und Poul Zellmann (beide 21) gehören, hatte Lambertz lediglich ausgeben, "Erfahrung zu sammeln". Ganz ohne Druck und Platzierungsvorgaben.

"Ich bin ein bisschen selbst überrascht, dass ich es ins Finale geschafft habe", sagte Wellbrock, dem man seine Begeisterung in der Duna Aréna deutlich anmerkte. Der Teenager redete ohne Punkt und Komma. Meisterschaften machten nur Spaß, "wenn man morgens und abends schwimmt", erklärte er. "Es ist ein bisschen blöd, wenn man abends nur zuschaut."

Diese unangenehme Erfahrung machten außer Aliena Schmidtke, die am Sonntag über 100 Meter Schmetterling das Halbfinale erreicht hatte, und jetzt eben Wellbrock bei den acht weiteren Starts alle deutschen Sportler. "Es ist schon komisch, abends nur zuzuschauen", sagte auch Christian vom Lehn nach seinem Vorlauf-Aus über 50 Meter Brust am Dienstag. "Aber wir geben hier alle unser Bestes, da schwimmt keiner locker."

Für vom Lehn reichte es immerhin zu einer persönlichen Bestzeit. Der 25 Jahre alte deutsche Meister schlug nach 27,68 Sekunden als 23. an und war damit neun Hundertstel schneller als bei den nationalen Titelkämpfen Mitte Juni in Berlin. Ausnahmekönner Adam Peaty benötigte für die gleiche Strecke im Vorlauf 26,10 Sekunden und verbesserte diesen Weltrekord im Halbfinale am Nachmittag nochmal auf 25,95 Sekunden. Der 22 Jahre alte Brite blieb insgesamt 47 Hundertstelsekunden unter seiner alten Bestmarke von den Weltmeisterschaften in Kasan 2015.

Auch die Kanadierin Kylie Jacqueline Masse über 100 Meter Rücken und Lilly King aus den USA über 100 Meter Brust stellten am Dienstag Bestmarken auf. Die 21 Jahre alte Masse war in 58,10 Sekunden zwei Hundertstel schneller als die Britin Gemma Spofforth vor acht Jahren bei der WM in Rom und holte das erste WM-Gold ihrer Karriere. Die noch ein Jahr jüngere Doppel-Olympiasiegerin King unterbot in 1:04,13 Minuten die vier Jahre alte Bestmarke der Litauerin Ruta Meilulyte um 22 Hundertstel. Damit gab es bei den internationalen Titelkämpfen in Ungarn nun fünf Weltrekorde. Für die erste Bestmarke hatte die Schwedin Sarah Sjöström am Sonntag über 100 Meter Freistil in 51,71 Sekunden im Staffel-Rennen gesorgt.

Für einen weiteren Rekord sorgte Katie Ledecky. Die 20 Jahre alte US-Amerikanerin sicherte sich mit dem Sieg über 1500 Meter Freistil ihre zwölfte WM-Goldmedaille und ist damit die alleinige Rekordweltmeisterin im Schwimmen. "Es ist eine Ehre", sagte Ledecky, die nun auf der Langbahn einen Titel mehr als ihre Landsfrau Missy Franklin. Die spanische Silber-Gewinnerin Mireia Belmonte, 19 Sekunden langsamer als Ledecky, sagte anschließend: "Katie ist auf einem anderen Planeten". Und ergänzte: "Deshalb war mein Ziel für das Rennen die Silbermedaille. Das ist für mich wie Gold." Darauf angesprochen sagte Ledecky lächelnd: "Ich denke schon, dass ich auf der Erde bin."

Ledecky, die im Finale in der ungarischen Hauptstadt nach 15:31,82 Minuten anschlug, gewann bei den laufenden internationalen Titelkämpfen bereits ihre dritte Goldmedaille. Am Sonntag hatte sie über 400 Meter Freistil und mit der Staffel über 4 x 100 Meter Freistil triumphiert.

Seinen zweiten Titel bei der laufenden WM sicherte sich der Chinese Sun Yang. Er gewann auf der 200-Meter-Freistil-Strecke. Sein Landsmann Xu Jiayu siegte über 100 Meter Rücken.

Wellbrock ist von solchen Erfolgen noch ein gutes Stück entfernt. Vor zwei Jahren in Russland war er noch im Freiwasser gestartet. "Mir macht beides Spaß und es klappt beides ganz gut", sagte er. Deswegen wollte er sich nicht festlegen, ob er künftig seinen Fokus aufs Freiwasser oder das Becken richtet. Er wird am Mittwoch wohl noch nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen können. Die deutschen Hoffnungen auf Edelmetall ruhen weiterhin auf Lagenspezialist Philip Heintz, Schmetterlings-Schwimmerin Franziska Hentke und 200-Meter-Brust-Weltmeister Marco Koch.

Die Weltranglistenersten Heintz und Hentke wollen sich am Mittwoch für die Endläufe qualifizieren, Koch springt am Donnerstag ins Wasser. Dann hat Wellbrock sein erstes WM-Finale im Becken schon hinter sich.

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