Drahtseilakt über der Ahr So sieht die neue Brücke in Ahrbrück aus

AHRBRÜCK · Radfahrern und Wanderern kommt die 400 000 Euro teure neue Brücke in Ahrbrück zugute. Am Donnerstag wurde sie in einem "Drahtseilakt" auf Widerlager und Stützpfeiler montiert.

 Die neue Brücke in Ahrbrück schwebt ein.

Die neue Brücke in Ahrbrück schwebt ein.

Foto: Matin Gausmann

Vom Ahrufer am Ahrbrücker Feuerwehrhaus aus wirkt das Panorama flussabwärts so, als müsste es so sein und als sei es immer schon so gewesen. Unter der Brücke hindurch fließt die Ahr breit und munter in eine Naturidylle mit Bäumen und dichtem Gebüsch rechts und links. Dabei ist die Brücke funkelnagelneu. In der Nacht kam sie per Schwertransport vom Bodensee und wurde am Donnerstag in zwei Teilen auf die beiden Widerlager an den Ufern und den Stützpfeiler montiert. Über die Brücke wird künftig der Ahr-Radweg führen. Zum Radaktionstag am 16. Juni soll alles fertig sein.

Auftraggeber ist der Landesbetrieb Mobilität, in dessen Regie bis dahin noch der Radweg angeschlossen werden muss. Er kommt vom Bahnhof, quert die Ahr und wird am linken Ahrufer durchs Dorf und weiter flussaufwärts geführt. Damit bleibt Radlern und Wanderern das gefährliche Stück Bundesstraße 257 in Ahrbrück erspart.

Bei der Firma Peter Meyer Leichtbau (PML) in Singen am Bodensee wurden die beiden 25 und neuneinhalb Meter langen und 7,3 beziehungsweise drei Tonnen schweren Brückenteile gebaut. Mit Absicherung durch die Polizei legte der Transport in der Nacht die 534 Kilometer zurück und war schließlich um 3.26 Uhr am Bestimmungsort. Nicht ganz reibungslos, denn da vom linken Ufer aus gearbeitet wurde, ging der Transport, der über Ulmen geleitet worden war, am Ende über die schmale alte Straßenbrücke. Nach einer halben Stunde war diese letzte Klippe aber genommen, berichtet Projektleiter Robert Helmrich von der beauftragten Firma Augel in Weibern.

Viel Maßarbeit für die Brückenbauer

Dann war Nachtruhe bis zum Morgen um 7 Uhr. Die Firma Augel hatte die Widerlager und den Stützpfeiler aus Stahlbeton vorbereitet. Bis die Brücke darauf zu liegen kam, sollte allerdings noch einige Zeit vergehen. Wenn auch der mächtige Kran der Firma Floßdorf parat stand und das größere Brückenteil schon daran befestigt war, war noch viel zu tun. So mussten zunächst mit viel Sorgfalt Leerrohre für mögliche künftige Versorgungsleitungen unter der Konstruktion eingepasst werden. Danach entwickelte sich der Einhub auf dem schmalen Weg zwischen Wasser und Steilhang als Zentimeterarbeit. „Wann geht es endlich los?“, fragte ein Kind ungeduldig. Es ging los. Imposant hievte der Kran das Brückenteil in die Luft, drehte es um 90 Grad quer zur Ahr, was die Zuschauer gespannt beobachteten. Mit schweren Drahtseilen halfen Männer vom Ufer aus bei der Justierung. Dann dauerte es lange Minuten, bis der exakte Auflagepunkt des Brückenendes auf dem rechten Widerlager erreicht war. Mit Akribie wurde anschließend das andere Brückenende auf den Stützfeiler gebracht.

War damit der schwierigste Teil der Montage geschafft, so galt es anschließend auch das kleinere Brückenteil ebenso präzise auf den Pfeiler und auf das linke Widerlager zu platzieren. Die Zweiteilung des Bauwerks war erforderlich, weil während der Vorarbeiten am linken Ufer wichtige Versorgungsleitungen zutage gekommen waren, die jetzt mit dem zweiten Brückenteil überspannt werden.

Alte Brücke wird nicht vermisst

Das hatte aufgrund neuer Planungen zur Verzögerung des Projekts geführt. Zur Sicherheit der Benutzer werden rechts und links auf der Brücke Gitter und Handläufe angebracht. Hergestellt ist das Bauwerk aus Aluminium, die Oberflächen sind in Bronze eloxiert gestaltet, was etwa der Farbe des umgebenden Geästs entspricht. Folglich hebt sich die neue Brücke kaum von ihrer Umgebung ab. Einige Zuschauer beobachteten das Spektakel zufrieden. Sie vermissen die 100 Jahre alte ehemalige Eisenbahnbrücke an der Stelle nicht. Diese konnte nicht für den Radweg genutzt werden, weil sie im Innern marode und durchfeuchtet war, berichtet Bürgermeister Walter Radermacher, der trotz des kalten Windes die Arbeiten eisern vom Ufer aus beobachtete. „Ich bin froh, aber wie“, strahlte er. „Mit der Brücke können wir den Gefahrenpunkt für die Radfahrer eliminieren. Sie brauchen nicht mehr in den Verkehr auf der Bundesstraße und können am Ahrufer weiterfahren.“ Durch das Dorf geleitet werde der Radweg, damit Benutzer die Möglichkeit hätten, zu rasten und sich mit Proviant zu versorgen.

Auf 400 000 Euro ist das gesamte Projekt kalkuliert. Jedoch kann der Bürgermeister die Sache locker sehen. Denn da der Radweg offiziell zur Bundesstraße gehört, übernimmt der Bund die gesamten Kosten. Der Gemeindesäckel bleibt verschont.

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