Schwerstes Beben seit zehn Jahren erschüttert NRW

Erdstöße richteten in der Region keine Schäden an - Unklarheit herrschte über die genaue Stärke: 4,7 bis 5,0 auf der Richerskala

Region. (dpa) Das schwerste Erdbeben in Deutschland seit mehr als zehn Jahren hat am Montag weite Teile Nordrhein-Westfalens und der Niederlande erschüttert und Sachschäden verursacht. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften in Hannover hatte das Beben eine Stärke von 5,0 auf der Richterskala.

Hunderte besorgte Bürger blockierten den Notruf von Einsatzkräften und Erdbebenwarten. Außer bei Geschirr sowie einigen Schornsteinen und Häuserwänden gab es aber keine größeren Schäden.

Das Beben war auch in Ostbelgien, Luxemburg und bis nach Kassel zu spüren.

Um 7.44 Uhr wurden Millionen Menschen in der Region beim Frühstück von den sekundenlangen Erschütterungen überrascht. Das Epizentrum soll nördlich von Aachen bei Alsdorf in zehn Kilometern Tiefe gelegen haben. Ein mehrstöckiges Wohnhaus in Herzogenrath sei durch einen größeren Riss im Mauerwerk beschädigt worden, teilte die Feuerwehr mit. Fachleute seien unterwegs, um die Standfestigkeit des Gebäudes zu prüfen. Im Dürener Raum knickten Schornsteine auf zwei Wohnhäusern um. In der Region fielen zudem Ziegel von den Dächern. In Gelsenkirchen lösten sich von einem unbewohnten Haus Steine und fielen zu Boden. Bei vielen Versicherungen läuteten unentwegt die Telefone.

Menschen wurden wohl nicht verletzt.

Nach Angaben der niederländischen Behörden hätten vor allem im Südosten des Landes viele Anrufer bei Polizei und Feuerwehr von Erschütterungen mit deutlich hörbaren Geräuschen berichtet. Wände und Möbelstücke hätten geschwankt, Fenster gezittert. Viele Menschen seien auf die Straße gelaufen. In Ostbelgien erkundeten sich rund 200 Anrufer beim Notruf der Provinzhauptstadt Lüttich nach der Ursache der Erschütterungen. Das Atomkraftwerk von Tihange bei Huy arbeitete nach Angaben des Betreibers störungsfrei weiter.

Unklarheit herrschte über die genaue Stärke. Der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalens nannte 4,8, die Erdbebenwarte in Straßburg ermittelte den Wert von 4,7 auf der Richterskala.

In der ersten Stunde danach gingen bei der Aachener Polizei knapp 400 Anrufe ein. Blumentöpfe hätten gewackelt, Bücher seien aus den Regalen gefallen, ein Spiegel sei gerissen, berichtete eine Polizeisprecherin. Auch die Düsseldorfer Polizei berichtete von 200 Anrufen. Auch im gesamten Ruhrgebiet, im Sauerland sowie im südlichen Westfalen spürten die Bürger die Erschütterungen. „Bei uns wackelten die Monitore“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Duisburg.

Das Erdbeben versetzte auch Tiere in Aufruhr: „Kurz vor dem Beben waren alle

Tiere gleichzeitig zu hören“, berichtete der Direktor des Aachener Zoos, Wolfram

Graf-Rudolf. Im Wuppertaler Zoo hätten die Affen an den Gittern ihrer Käfige

gerüttelt, sagte der Biologe Andreas Kalthoff.

„Dass die Erde in der niederrheinischen Bucht bebt, ist für uns nichts Überraschendes“, sagte der Sprecher des Geologischen Dienstes. Das letzte stärkere Beben hatte die deutsch-niederländische Region im Sommer vergangenen Jahres mit 4,0 auf der Richterskala erschüttert. Vor gut zehn Jahren war das „Roermond-Beben“ am 13. April 1992 mit Stärke 5,9 das heftigste seit 1756. Damals wurden im Rheinland 40 Menschen verletzt. Ein Beben der Stärke 5,6 im Jahr 1996 in Sachsen- Anhalt hatte mit einem Gebirgsschlag in einer

stillgelegten Kaligrube eine andere Ursache.

Die Erdbeben in der Niederrheinischen Bucht treten an einer bekannten geologischen Störungszone auf, die sich wie ein Riss quer durch Europa zieht. Der Geologische Dienst in NRW stufte die Gefahr von Nachbeben als unwahrscheinlich ein. Das Beben am Montag habe sich ohne jegliche Vorankündigung ereignet. Die hoch empfindlichen Seismometer hätten keine Vorbeben aufgezeichnet.

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