Zwischen Finanzierbarkeit und Finanznot

Politiker diskutieren sachlich über die Schließung des Ahrweiler Freibads - Erste Ideen für neue Freizeitanlage

  Aus und vorbei:  Nie wieder werden Kinder im Ahrweiler Freibad schwimmen.

Aus und vorbei: Nie wieder werden Kinder im Ahrweiler Freibad schwimmen.

Foto: Vollrath

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Trotz eines emotionsbeladenen Themas und manchmal Beifall klatschenden Zuschauern, die Debatte über die Schließung des Ahrweiler Freibads im Rat der Kreisstadt lief erstaunlich sachlich ab. Keiner der Redner bezweifelte, dass das Freibad einer umfassenden Erneuerung bedurfte ( der GA berichtete).

Bauexperte Hans Seul von der Stadt hatte knapp und überzeugend dargestellt, dass das Becken zutiefst marode und der Wasserverlust nicht mehr tragbar war. Wolfgang Heinen hatte ausgerechnet: "225 000 Badewannen voll Wasser laufen aus". So fiel denn das erste Votum des Stadtrats auch einstimmig aus: das Bad in der Saison 2005 nicht zu öffnen.

Nicht verständlich aber blieb für SPD-Fraktionschef Rudi Frick, weshalb ein Naturerlebnisbad aufgegeben werden sollte. Er erinnerte, dass vor den Etatberatungen Ende 2004 "überraschend für meine Fraktion" ein "unabdingbarer Sanierungsbedarf für das Twin von 1,69 Millionen präsentiert wurde" und zugleich Haushaltsmittel für ein Naturbad Ahrweiler in 2005 eingeplant wurden.

Vom plötzlichen Abschied vom Freibad sein noch Ende Februar keine Rede gewesen. Natürlich, die Sanierung des Twin sei so zügig wie möglich zu realisieren, um Fehler wie beim Freibad zu vermeiden, "sonst stehen wir womöglich eines Morgens auf und haben gar kein öffentliches Bad mehr in unserer Stadt". Werner Jahr (SPD) sah die Prioritätenliste im Vergleich zu anderen Investitionen der Stadt als nicht nachvollziehbare Benachteiligung für das Freibad an.

Die Grünen hielten das Argument fehlender Finanzierbarkeit eines Naturbades für wenig glaubhaft, so Wolfgang Schlagwein, zumal Einsparpotenzial durch eine preiswerte Variante, damals vom Stadtrat abgelehnt, bestehe. "Doch noch vor einem Jahr hat man aus dem Vollen geschöpft." Bürgermeister Hans-Ulrich Tappe sprang ein: "Unsere Einnahmen sind drastisch weggebrochen, eine neue Situation."

Für den FWG-Chef Rolf Deißler stand immer Reduzierung der laufenden Defizite beim Freibad an erster Stelle, auch bei der Machbarkeitsstudie für ein Naturerlebnisbad. Die aber keine wesentliche Einsparung bei den laufenden Kosten ergeben. Und nach der Besichtigung des renovierungsbedüftigen Bads sei klar, nur ein Bad könne sich die Stadt leisten. Das sah auch Heinz-Joachim Seidel (FDP) so, der anfangs gerne die Entscheidung über ein Naturerlebnisbad verschoben wissen wollte.

"Nein, es tut weh, im Herzen weh, weil Erinnerungen an die Jugend mit dem Ahrweiler Freibad verbunden sind", sagte Wolfgang Heinen (CDU). Er wies das "Märchen vom Freibad" zurück, das der ehemalige Vorsitzende des Fördervereins Freibad, Hans Dieter Neumann, in einem Leserbrief im General-Anzeiger geäußert hatte. Heinen: Die Freibad-Besucher haben auch früher nicht den Stadtsäckel gefüllt. Angesichts der Gesamtsituation der zwei städtischen Schwimmbäder und der desolaten Haushaltslage seien die laufenden Kosten für ein Freibad - auch als Naturbad - nicht mehr zu verkraften.

Erste Ideen für eine alternative Nutzung des Freibad-Geländes stellte Gregor Terporten vor. Eine Freizeitanlage Ahraue - ein Vorbild die weit größere Rheinaue in Bonn - biete sich an. Liege- und Freiflächen an der Ahr für Familien und als Jugendtreffpunkt kämen infrage - "viele Besucher des Freibads sind gar nicht ins Wasser gegangen -, mit einem Spielbach und Teich für Kinder, mit Minigolfanlage und einem Beach-Volleyball-Feld, zwei Holzhütten sowie Sanitäranlagen mit Duschen. Die Schwimmbad-Holzbrücke könnte im Zuge der Erneuerung verlegt werden, um auch einen günstigeren Zugang für Schüler zur Grundschule zu ermöglichen.

Übereinstimmung, weitere Vorschläge sind hoch willkommen, auf eine aktive Beteiligung gerade auch der Bürgerschaft an der Gestaltung dieser Freizeitanlage wird gesetzt. Die Jugend wird dabei mit ihrem Arbeitskreis gesondert miteinbezogen. Allein die SPD blieb bei ihrer Linie, für ein Naturerlebnisbad, und stimmte dagegen. Die Grünen enthielten sich, wollten offenbar, wenn alles andere nicht durchzusetzen war, den Weg zu einer Freizeitanlage für Familie und Jugend offen halten.

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