Infoabend zu den Ausbauplänen des Bundes Zugverkehr über die Siegstrecke entlastet Rheintal nicht

Hennef · Nach Auffassung des VRS-Geschäftsführers Norbert Reinkober kann das Siegtal keinerlei Entlastung für das vom Güterverkehr geplagte Rheintal sein.

 Zahlreiche Bürger hören Norbert Reinkober zu, der auf Einladung der Kolpingsfamilie in Hennef zu Gast war.

Zahlreiche Bürger hören Norbert Reinkober zu, der auf Einladung der Kolpingsfamilie in Hennef zu Gast war.

Foto: Ingo Eisner

Weit oben angesiedelt ist der geplante Ausbau der Bahnstrecke entlang der Sieg im aktuellen Bundesverkehrswegeplan. Das Projekt birgt allerdings reichlich Zündstoff, denn viele Bürger befürchten, dass mit dem zweigleisigen Ausbau der Siegtalstrecke auch eine massive Erhöhung des Güterverkehrs und somit ein Anstieg des Lärmpegels einhergehen könnte. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS), war einer Einladung der Hennefer Kolpingsfamilie gefolgt, um im Pfarrzentrum Sankt Simon und Judas vor zahlreichen Zuhörern über den derzeitigen Sachstand des vom Bund geplanten Projektes zu informieren.

Eigentlich sollte es bei der Diskussionsveranstaltung um das Für und Wider des geplanten Streckenausbaus gehen. Reinkober stellte aber klar, dass er das Thema nicht problematisieren, sondern über die Pläne informieren wolle.

Bei der Lösung des Problems, auch mit Blick auf den Güterverkehr, muss laut Reinkober die gesamte Region, also auch das Rheintal, betrachtet werden. Und das Rheintal könne nur durch eine neue Trasse inklusive Tunnel zwischen dem Ruhrgebiet und Frankfurt entlastet werden.

Siegstrecke ist keine wirkliche Alternative für das Rheintal

„Das wird die wichtige Strecke sein“, sagte Reinkober. Das Siegtal könne keinerlei Entlastung für das vom Güterverkehr geplagte Rheintal sein. „Nach Angaben des Bundes rollen derzeit neun Güterzüge pro Tag durch das Siegtal, nach dem Ausbau wären es 17“, sagte Reinkober. „Für diese Steigerung wird der Bund keine 80 Millionen Euro in die Hand nehmen, weil der volkswirtschaftliche Nutzen in keinerlei Relation steht“, sagte der VRS-Geschäftsführer.

Täglich 75 Güterzüge

„Laut eines Gutachtens könnten nach einem Ausbau 75 Güterzüge pro Tag durch das Siegtal rollen“, sagte dazu Martin Grünewald, Geschäftsführer der Kolpingsfamilie, und bezweifelte die offiziellen Zahlen. Bereits ohne Ausbau ist laut Reinkober eine Erhöhung des Güterverkehrs möglich. „Wenn das Rheintal dicht ist, fahren die Güterzüge bereits jetzt durch das Siegtal“, sagte Reinkober. Dennoch sei diese Strecke nicht unbedingt eine attraktive Alternative für den Güterverkehr, da das Siegtal einen Umweg mit höheren Trassenpreisen bedeute und mit Steigungen verbunden sei, für die pro Zug eine zweite Lokomotive eingesetzt werden müsse.

Bei einer Erhöhung des Güterverkehrs sei auch der Nahverkehr betroffen, weil Güterzüge vor Personenzügen Vorrang hätten. Der Nahverkehrsspezialist stellte klar, dass ein Ausbau, besonders der eingleisigen Abschnitte zwischen Blankenberg und Merten und zwischen Schladern und Rosbach, für den VRS zwar mehr Flexibilität bringen würde, die bisherige Infrastruktur aber durchaus funktioniere.

Siegstrecke im Bundesverkehrswegeplan weit oben

Warum der Ausbau der Siegstrecke einen so prominenten Platz im Bundesverkehrswegeplan einnimmt, kann Reinkober nur vermuten. „Erstmalig wurde darüber bei der letzten Landtagswahl in Rheinland-Pfalz gesprochen.“ In punkto Lärmschutz werde sich zwar in den nächsten Jahren einiges tun, weil deutsche Güterwaggons bis 2020 mit Flüsterbremsen ausgestattet sein müssen.

Nur Lärmsanierung

Allerdings gebe es bei einem Ausbau der Siegstrecke nur eine Lärmsanierung. „Einen effektiven Lärmschutz gibt es nur bei einem Neubau“, sagte Reinkober. Ob und wann der Ausbau kommt, der für das auf Tourismus und Naherholung ausgelegte Siegtal nach Meinung vieler Zuhörer schädlich ist, steht noch nicht fest. Reinkober gab allerdings einen Rat: „Suchen Sie sich Verbündete, gründen Sie eine Initiative und schließen Sie sich mit dem Rheintal zusammen.“

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