Zehn Jahre Internationale Fachhochschule Bad Honnef

Der Blick geht über den Turm hinaus: Ein ehemaliger und ein heutiger Student erzählen von ihren Erfahrungen.

Es rauscht im Hörer. "Am besten ist, Sie rufen noch mal an. Dann baut sich die Leitung vielleicht besser auf." Nach dem erneuten Anwählen der Bandwurm-Rufnummer ist Alexander Grunewald einwandfrei zu verstehen. Erstaunlich schon, irgendwie: Der Anruf erreicht ihn an seinem Arbeitsplatz in Taiwan.

An der I-Shou University lehrt er Angewandte Business-Ethik, Rechnungswesen und vieles mehr. Seine Fakultät: "International Business Administration". Vor zehn Jahren drückte Alexander Grunewald noch selbst die Hochschulbank: Er gehörte zu den Pionieren der Internationalen Fachhochschule Bad Honnef/Bonn.

Der heute 33-jährige gebürtige Essener erinnert sich gerne an die Zeit am Rhein. Was er vermisst? "Die frische Luft, die Spaziergänge im Siebengebirge, gerne auch an einem kalten Wintertag. Hier können Sie acht, neun Monate kein Fenster aufmachen, so heiß ist es." Er macht aus dem Stolz auf seine Alma Mater, zu der er nicht nur durch regelmäßige Telefonate mit Rektor Peter Thuy Kontakt hält, keinen Hehl.

"Es ist toll zu sehen, dass der Anspruch der Internationalität, der ja von Anfang an bestand, perfekt erfüllt wird. Und das bei weitem nicht nur durch Mehrsprachigkeit, sondern im gesamten Curriculum. Die FH bietet eine Super-Möglichkeit, sich international auszurichten."

Alexander Grunewald weiß, wovon er spricht. Nach Schule, Abitur und Ausbildung zum Hotelfachmann studierte er ab 2000 Tourismusmanagement in Honnef, schloss 2004 ab. Es folgten wissenschaftliche Mitarbeit, bald erste Lehraufträge. Und 2006 der "Sprung" nach Asien: Grunewald bewarb sich mit Erfolg auf ein Stipendium an der Polytechnischen Universität Hongkong - und promovierte dort über "Markteintrittsstrategien für Hotelinvestoren in China". Magna Cum Laude.

Heute pendelt er zwischen Hongkong und Taiwan. "Die Menschen hier sind ausgesprochen charmant", sagt er. Und die Küche - einfach klasse. Er lenkt den Blick auf ein weiteres Pfund, mit dem die FH wuchern könne: Die Verbindung aus Theorie und Praxis, aus breitest angelegter Wissenschafts-Vermittlung und Nähe zu Wirtschaft und Berufsrealität. So gehörten für ihn Praktika, etwa bei der Lufthansa in Brüssel, Projekte und Auslandsaufenthalte wie an der Partneruniversität Brighton zum Studium. "Das alles hatte ich gesucht." Und in Honnef gefunden.

"Internationalität heißt nicht, aus Deutschland oder Europa wegzukommen, sondern Neues kennenzulernen", sagt er. Und nicht nur mobil zu bleiben, sondern offen, mental beweglich. Das Rüstzeug dazu bekam er in Bad Honnef. Grunewald: "Ich bin sehr froh, dass die Dinge sich so entwickelt haben."

Ursprünglich hatte Torben Sens vor, Medizin zu studieren. Aber das Herz des Einser-Abiturienten mit der Null hinter dem Komma schlug schon damals für eine andere Fachrichtung, weshalb er sich als Trainee bei der Deutschen Lufthansa bewarb.

Aus der Zeitschrift Aero erfuhr er vom Studiengang Luftverkehrsmanagement. Und die Information traf bei dem damals 18-Jährigen einen Nerv. Er fuhr nach Bad Honnef, ließ sich beraten - und war begeistert. 2007 ging es los. Im November nun steht die Abschlussprüfung ins Haus, dann folgt die Bachelorarbeit - "nur noch", wie Torben Sens halb schmunzelnd, halb ironisch sagt.

Mit nicht einmal 23 Jahren wird er sich einreihen in die Liste der mehr als 900 jungen Frauen und Männer, die in zehn Jahren FH-Bestehen in Honnef ihr Studium abgeschlossen haben. "Sicher, anfangs war das schon eine Hürde, eine private Hochschule mit hohen Kosten", sagt er.

Studiengebühren von mehreren tausend Euro pro Semester, dazu Kosten für die Lebenshaltung - ohne Unterstützung, das war dem Delmenhorster und seinen Eltern, klar, würde es nicht gehen: "Wir hatten Respekt vor der Entscheidung." Aber er war überzeugt, hätte einen der möglichen Studien-Kredite in Kauf genommen: Internationale Ausrichtung, die Nähe zur Praxis, die engen Kontakte in die Wirtschaft zählt er als Gründe auf.

"Man wird viel schneller in die Berufswelt eingeführt als anderswo, und auch die Persönlichkeitsbildung spielt hier eine große Rolle." Zudem: Die Berufsaussichten seien perfekt; die Abbrecherquote geht gegen Null.

An der Hochschule riet man ihm, sich auf ein Stipendium zu bewerben. Sein Einsatz wurde belohnt: Sens bekam ein Vollstipendium. Zudem ist er Teilnehmer eines Stipendiaten-Programms der Lufthansa, das ebenfalls viel Praxis beinhaltet. London, Barcelona, Frankfurt, Mailand und Bangkok waren schon Stationen, nährten seinen Wunsch, beruflich das operative Geschäft einer Airline anzusteuern.

Auch die Stiftung für die Deutsche Wirtschaft unterstützt den 22-Jährigen, der in bisher fünf Semestern an die 30 FH-Projekte und "bestimmt 80 Power-Point-Präsentationen" mitgestaltet hat: "Man lernt, alle Medien zu nutzen und sich perfekt zu präsentieren - in mehreren Sprachen."

Er ist sicher: "Mit dem Studium sind wir extrem breit aufgestellt." Den Abschluss vor Augen, schwingt Wehmut mit in den Worten. Das Studentenleben in der WG "30 Sekunden zu Fuß vom Campus entfernt - aber nur, wenn ich langsam gehe", die Freunde, Bad Honnef, das "weit mehr bietet als zunächst gedacht": Torben Sens stellt dem noch jungen Hochschul-Standort ein Einser-Zeugnis aus. Mit einer Null hinter dem Komma.

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