Ostersonntag live aus Siegburg ZDF überträgt den Gottesdienst aus der Auferstehungskirche

SIEGBURG · Die Tore Jerusalems müssen weichen wie auch der Garten Gethsemane, der Abendmahltisch bleibt ungedeckt, der Thron des Pilatus unbesetzt. Nur zwei Stationen des traditionellen Ostergartens sind der Auferstehungskirche geblieben: das Kreuz und die Auferstehung. "Für mehr ist kein Platz", sagt Pfarrer Joachim Knitter mit Blick auf Ostersonntag. Mit großer Technik rückt dann das ZDF an, das seinen Gottesdienst live aus der evangelischen Kirche überträgt.

 Blick auf das neue Leben: Die Auferstehung ist eine der verbliebenden Ostergartenstationen.

Blick auf das neue Leben: Die Auferstehung ist eine der verbliebenden Ostergartenstationen.

Foto: Eisner

Dabei war es gerade der über die Jahre gewachsene, von tiefer Symbolik geprägte Ostergarten, der vor anderthalb Jahren die Aufmerksamkeit der ZDF-Senderbeauftragten Elke Rudloff gen Siegburg lenkte. Nun verdrängen Licht, Ton und Kamera den Großteil seiner Stationen. Kameras fahren über den Mittelgang, unter der Empore, vor dem Kirchenfenster. Lichtmasten stehen im Schiff, Scheinwerferbatterien lagern auf der Empore. "Das nennt man wohl Ironie des Schicksals", sagt Pfarrer Knitter, der mit seinem Team und den Verantwortlichen des ZDF seit vergangenen Mai auf den Ostersonntag hingearbeitet hat.

Knitter selbst musste für den TV-Auftritt ein Kameratraining absolvieren. "Es ging darum, wie ich mich vor der Kamera zielgerichtet bewege", erklärt er. Und darum, deutlich zu sprechen und mit den Menschen vor dem Fernseher zu kommunizieren. Auch seine Predigt haben die Profis auf ihre Fernsehtauglichkeit überprüft.

Bereits Ende Februar musste Knitter sie daher vorlegen. "Die Senderbeauftragte hat sie redigiert", so Knitter. Lediglich 25 Prozent seines ursprünglichen Textes seien verblieben. "Aber", betont Knitter, "es sind meine Worte, nur auf sehr viel weniger Worte komprimiert." Seine Botschaft: "Wie Ostern das Sehen verändert."

Fünf Minuten Redezeit gibt ihm das Drehbuch, dann folgt eine Gesangseinlage, wahlweise von der Gemeinde oder vom Gospel-Chor Rising Voices, der von Hubert Arnold am Klavier, Anke Kreuz an der Flöte und Katrin Wissmann an der Orgel begleitet wird. Der Zeitplan ist streng reglementiert. Daher wird die Gemeinde vor dem Gottesdienst instruiert. "Wird die Zeit knapp, streicht die Regie kurzfristig eine Strophe in einem Lied", weiß Knitter.

Die zeitintensiven Vorbereitungen haben dem Pfarrer vor allem Spaß gemacht: "Ich habe selten so intensiv an Texten und Performance gearbeitet." Lampenfieber kennt er auch angesichts von Scheinwerferlicht und Fernsehkameras nicht, wohl aber eine gewisse Angespanntheit. Er sei frohgemut und gelassen, versichert Knitter, wohl wegen der Gewissheit: "Ich stehe nicht alleine da."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort