Yvonne Kempen ist tot

Die frühere Meckenheimer Bürgermeisterin starb am Montag im Alter von 51 Jahren an einer schweren Krankheit.

 Zu Beginn ihrer Amtszeit: Yvonne Kempen im Jahr 2000 am Baugebiet "Merler Keil".

Zu Beginn ihrer Amtszeit: Yvonne Kempen im Jahr 2000 am Baugebiet "Merler Keil".

Foto: Frank Homann

Meckenheim. Energisch, ideenreich und kämpferisch, aber auch eigenwillig und polarisierend: Das war Yvonne Kempen als Meckenheimer Bürgermeisterin. Acht Jahre lang war sie im Amt, bis zu ihrer vom Rat eingeleiteten Abwahl im Jahr 2007.

Wie die Stadtverwaltung am Dienstag mitteilte, ist Yvonne Kempen am Montag im Alter von 51 Jahren gestorben. Sie erlag einer schweren Krankheit.

"Mit Betroffenheit haben wir vom viel zu frühen Tod von Frau Dr. Kempen Kenntnis genommen. Es ist immer wieder tragisch zu hören, wenn ein Mensch den Kampf gegen eine tückische Krankheit verliert", erklärte Bürgermeister Bert Spilles, der 2008 Nachfolger Kempens wurde.

Weiter heißt es in der neunzeiligen Erklärung der Stadtverwaltung: "Die Stadt Meckenheim wird Dr. Yvonne Kempen in Erinnerung halten als eine Bürgermeisterin, die die Geschicke Meckenheims über Jahre mitgestaltet hat."

Eigentlich, so erzählte Kempen einmal, habe sie gar nicht in die Politik gewollt. Aus Angst, der Öffentlichkeit ausgeliefert zu sein. Die Tochter eines Bundeswehr-Arztes aus Koblenz studierte Sport und lateinische Philologie, spielte in der Volleyball-Bundesliga und legte zum Thema "Krieger, Boten und Athleten. Untersuchungen zum Langlauf in der griechischen Antike" ihre Promotion vor.

In den 90er Jahren näherte sich die Sportwissenschaftlerin dann doch der Politik. Sie trat der CDU bei und brachte es in Bonn bis zur Referatsleiterin im Stab der Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, sie saß im Bundesvorstand der CDU und im Landesvorstand der Frauen-Union.

In Lüftelberg fand sie eine neue Heimat. Als die Meckenheimer CDU im Oktober 1998 einen Bürgermeister-Kandidaten suchte, setzte sich die kommunalpolitisch unerfahrene Kempen gegen den altgedienten Stadtdirektor Johannes Vennebusch durch. In Bonn war gerade die Ära Kohl zu Ende gegangen, in der CDU standen die Zeichen auf Veränderung.

Und Kempen, bei der folgenden Kommunalwahl 1999 zur ersten hauptamtlichen Bürgermeisterin der Stadt gewählt, packte es anders an. Sie war nicht nur die unverbrauchte, forsche und eloquente Enddreißigerin. Sie führte einen neuen Stil ein: Einmischen erwünscht, lautete die Devise.

Die Neue im Rathaus wertete die Bürgerbeteiligung auf, etwa in Fragen der Stadtentwicklung. Und sorgte schon früh für Misstöne im Rat, der sich bei manch einer Entscheidung überrumpelt fühlte. Die Verwaltungschefin scheute jedoch nicht die Konfrontation, weder mit den Fraktionen noch mit dem Landrat.

Nicht einmal mit Bundesinnenminister Otto Schily, als der 2004 den Standort des Bundeskriminalamtes in Meckenheim schließen wollte. Zusammen mit der Kommunalpolitik organisierte sie dagegen Widerstand, mit viel Getöse, vor allem aber mit Erfolg.

Bei der Kommunalwahl im selben Jahr wurde Kempen wiedergewählt - wohl der Höhepunkt ihrer politischen Laufbahn. Und zugleich ein Wendepunkt. Denn in ihrer zweiten Amtszeit mehrten sich die Konflikte mit dem Rat, mal bei der Entwicklung des Stadtteils Merl-Steinbüchel, mal wegen des Haushaltes, mal wegen Altlasten bei Lüftelberg.

Der Ton wurde schärfer, die Auseinandersetzungen nahmen bizarre Formen an. Der Rat brach seine Sitzung ab, die Bürgermeisterin betrieb ihrerseits die Auflösung des Rates. Folge: politischer Stillstand.

Bei der Abwahl im November 2007, initiiert von fünf Parteien, wurde Kempen durch ein deutliches Bürger-Votum abgesetzt - ein Vorgang, den es in NRW zuvor erst einmal gegeben hatte. Danach zog sich Yvonne Kempen aus der Öffentlichkeit zurück. Sie kämpfte gegen eine Krankheit, an deren Folgen sie jetzt gestorben ist.

Reaktionen##ULIST##

Eike Kraft, CDU-Vorsitzender: "Ihr Tod hat uns sehr betroffen gemacht. Ich habe sie Ende der 90er Jahre als eine begeisternde Persönlichkeit kennengelernt, die in der Stadt Akzente gesetzt hat. Trotz der bedauerlichen Entwicklung werden wir ihr Wirken für die Stadt in Erinnerung behalten."

  • Joachim Russ, FDP-Chef: "Sie hat es uns Ratsmitgliedern nicht leicht gemacht. Vielen Bürgern auch nicht. Sie hat aber Vieles angestoßen. Mir tut es leid, dass ich ihr nicht mehr sagen konnte, auf welche beiden gemeinsamen Erfolge ich stolz bin: die Sicherung des BKA-Standortes und die Ansiedlung von 'Herkules' in Merl."
  • Ilka von Boeselager, Landtagsabgeordnete (CDU): "Die Nachricht von ihrem Tod macht mich betroffen. Ich habe sie als kreative und eigenwillige Persönlichkeit wahrgenommen. Es war schade, dass sie zu viele Probleme im Alleingang lösen wollte."
  • Erika Meyer zu Drewer, frühere Ortsvorsteherin von Merl: "Es tut mir sehr leid, dass sie so früh gehen musste. Sie war eine sehr fähige Frau, sie hatte viele Ideen und hat Impulse gesetzt."
  • Reinhard Diefenbach, Vorsitzender Bürger für Meckenheim: "Die Meckenheimer haben dieser tatkräftigen, initiativreichen, kämpferischen, wenn auch zuweilen streitbaren Frau viel zu verdanken. Sie hat unsere Stadt in vielen Bereichen vorangebracht."
  • Thomas Meurer, UWG-Vorsitzender: "Sie hat sich zu viel zugemutet. Sie ist zu jung gestorben."
  • Ulrich Becker, SPD-Vorsitzender: "Eine tragische Sache, die uns sehr traurig macht. Da spielen die politischen Differenzen keine Rolle mehr." (hpf/pd)
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