Wohlige Wärme aus der Tiefe

GA-Serie Erneuerbare Energien: Im ehemaligen Rheinhotel Bellevue in Bad Honnef wird mit einer Grundwasserwärmepumpe geheizt. Der Charme der 120-Kilowatt-Anlage liegt in der Energieeffizienz.

Wohlige Wärme aus der Tiefe
Foto: Frank Homann

Bad Honnef. Ein bisschen sieht es aus wie in einem U-Boot, findet Uwe Franz von der Bonner Rheinvest GmbH, unter deren Ägide das frühere Rheinhotel Bellevue in Rhöndorf zum exklusiven Wohnstandort umgebaut worden ist. Tatsächlich wirkt der Raum futuristisch.

Und irgendwie gehört sich das auch so für die zukunftsweisende Technologie, die das Haus mit Wärme für Raumluft und Brauchwasser versorgt: eine Grundwasserwärmepumpe. Die Rohre der Anlage reichen 20 Meter in den Boden. Bereits acht Meter unter der Erdoberfläche liegt Wasser, das einem Kreislauf zur Wärmegewinnung zugeführt wird.

Grundsätzlich kann der Luft, dem Erdboden und dem Grundwasser durch Einsatz von Sonden beziehungsweise einer Wärmepumpe Wärme entzogen werden. Das Prinzip einer Wärmepumpe sei in anderer Varianz in jedem Haushalt zu finden, sagt Paul Dobelke, Chef der Troisdorfer Fachfirma, die die Technik in Rhöndorf installiert hat: im Kühlschrank.

Vereinfacht ist eine Wärmepumpe eine Maschine, die thermische Energie aus einem Reservoir mit niedrigerer Temperatur aufnimmt und als Nutzwärme auf das zu beheizende System überträgt. Dasselbe Prinzip kommt eben anders auch beim Kühlen zum Einsatz.

Ausgangspunkt ist stets das sogenannte Kältemittel als Arbeitsmedium der Wärmepumpe, das bei niedrigen Temperaturen verdampft. Leitet man die Wärmequelle - im Falle des Bellevue Grundwasser, das eine Temperatur von sieben bis neun Grad Celsius aufweist - über einen Wärmetauscher, in dem dieses Medium zirkuliert, wird der Wärmequelle die nötige Verdampfungswärme entzogen; das Medium geht vom flüssigen in den gasförmigen Zustand über. Dabei wiederum kühlt sich die Wärmequelle ab, im Falle des Systems im Bellevue um etwa vier Grad Celsius. Ein Verdichter saugt im nächsten Schritt das jetzt gasförmige Medium ab, presst es zusammen - und durch den Druck entsteht Wärme.

Die Wärme wird gepuffert wie in einer Thermoskanne und an das Umlaufsystem der Heizung abgegeben. Das Medium verflüssigt sich wieder, das Wasser wird zurück in den Boden gepumpt, wo es sich wieder erwärmt, und der Kreislauf beginnt erneut. Die "Ausbeute": Bis zu 55 Grad Celsius werden so auch im Bellevue erzielt, und das ganzjährig. Dabei durchlaufen 26 Kubikmeter Wasser pro Stunde das System.

Der Charme der 120-Kilowatt-Wärmepumpenanlage, die im Bellevue 22 Parteien mit insgesamt 3 500 Quadratmetern Wohnfläche beheizt, liege in der Energieeffizienz, sagt Franz. "Das ist immer häufiger auch ein Kaufanreiz." Die Mehrkosten gegenüber einer herkömmlichen Gasanlage amortisierten sich in weniger als zehn Jahren, so Dobelke.

Bei der Art Grundwasserwärmepumpe wie in Rhöndorf handele es sich um die teuerste in der Anschaffung, aber auch um die wirtschaftlichste, sagt Franz, der über die Höhe der Investition keine Angaben macht. "Hier gibt es keine weitere Wärmequelle, die Versorgung für Heizung und Warmwasser ist autark", ergänzt Dobelke.

Wer sich für eine Wärmepumpe interessiert, sollte sich individuell beraten lassen. Solche Anlagen benötigen eine wasserrechtliche Erlaubnis, aber auch eine gute Gebäudedämmung und eine Flächenheizung sind erforderlich. Auch muss geprüft werden, welches System - Grundwasserwärmepumpe oder Erdwärmepumpe - möglich ist. In Rheinnähe etwa gibt es gute Voraussetzungen für eine Grundwasserwärmepumpe: Mit einer Wassersäule von zwölf Metern seien die Bedingungen am Bellevue optimal, so Dobelke-Mitarbeiter René Hoppenstock.

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