"Wir können uns noch wehren"

SWISTTAL-BUSCHHOVEN · Buschhovener wollen Quarzabbau-Pläne in der Nachbarschaft nicht hinnehmen. Schutzvereine informieren

 Geschundene Landschaft: Die Kiesgrube zwischen Witterschlick und Buschhoven.

Geschundene Landschaft: Die Kiesgrube zwischen Witterschlick und Buschhoven.

Foto: HENRY

"Seit 1975 kämpfen wir", sagten die Buschhovener Heike und Ralf Petzold am Donnerstag beim Informationsabend des Landschaftsschutzvereins Kottenforst (LSK) in der Gaststätte "Zum Römerkanal". Etwa 80 Vereinsmitglieder, Politiker und betroffene Bürger versammelten sich zur Lagebesprechung: Der langwierige Kampf um die Ausweisung einer Konzentrationszone für den Quarzabbau spitzt sich langsam zu. Die Bürger erwarten schon für Frühsommer einen rechtskräftigen Regionalplan, der dann ein neues Quarzabbaugebiet ermöglicht. Wie berichtet, prüft die Bezirksregierung die Standorte Weilerswist-Nord, Witterschlick, Flerzheim, Bornheim-Rösberg (Sonnenhof).

Klares Ziel des LSK ist es, bei der Entscheidungsfindung im Kölner Regionalrat zu verhindern, dass in Buschhoven und Flerzheim Kies abgebaut wird - eine Lösung, zu der die Bezirksregierung aktuell tendiert. Dazu mobilisieren die Landschaftsschützer noch einmal alle Kräfte. An die Bezirksregierung Köln gerichtete Musterbriefe für Einsprüche machten am Donnerstag die Runde, von denen der Buschhovener Wolfgang Tilgner (75) bereits rund 90 im Ort verteilt hat. "Welche Gebiete abgebaut werden, ist noch nicht festgelegt. Wir können uns noch wehren", ermunterte LSK-Vorsitzender Thomas Klodt die Bürger. Den Leuten wurde die Dringlichkeit bewusst: Nur wer sich jetzt schriftlich äußert, ist zum Erörterungstermin am 3. Februar in Köln zugelassen. Der Bornheimer Klaus Fietzek vom Landschaftsschutzverein Vorgebirge (LSV) nahm 50 Briefe mit und meinte: "Wir in Bornheim sind gegen den Abbau in Flerzheim/Buschhoven genauso intensiv, wie Sie gegen den Sonnenhof sein werden." Die Schutzvereine favorisieren die Ausweisung des Gebiets in Weilerswist. doch die Bezirksregierung sträubt sich dagegen, weil damit in ein FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) eingegriffen würde. Einen Überblick über den aktuellen Stand hinsichtlich des Abbaus von hochreinem, weißen Quarzkies gab der juristische Berater des LSK Uwe Hartleb.

Den für die Buschhovener entscheidenden Punkt sah Hartleb in der Beeinträchtigung des Menschen. Der Ort werde durch das Vorrücken des Kiesabbaus gegen seinen Ortsrand zur "wenig attraktiven Grubenrandsiedlung". Ferner wies Hartleb auf die möglichen volkswirtschaftlichen Verluste hin, was dem öffentlichen Interesse widerspräche. So bezifferte Hartleb den Gesamtschaden für etwa 1 000 Buschhoven Einfamilienhäuser, die etwa zehn Prozent ihres Wertes durch Kiesabbau verlören, auf 20 Millionen Euro. Dem stünden mögliche Gewinne des Kiesunternehmers in Höhe von etwa 7,5 Millionen Euro "abzüglich einem Drittel Gewinnkosten" gegenüber. Anwesende Flerzheimer bestätigten zudem die Minderung von Wohnqualität durch im Sommer aufgewirbelten Staub sowie Lärm: "Wenn der Wind entsprechend steht, ist der Abbau zu hören", sagte ein Teilnehmer. Als Zeichen des Widerstandes beschlossen die Bürger. Schilder aufzustellen - Aufschrift: "Hier soll ein Loch entstehen."

www.rettet-den-kottenforst.de

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