NRW-Meisterschaften im Gardetanz Wenn Karneval zum Sport wird

HENNEF · Sobald ein Funkemariechen auf der Bühne in adretter Uniform durch die Luft wirbelt, kann es sich nur um eine Karnevalsveranstaltung handeln - könnte man meinen.

 Landesmeisterschaften im Gardetanz: Die Drittplatzierte Maike Jager vom TSC Gisingen beim Sprung vor der Siegerehrung.

Landesmeisterschaften im Gardetanz: Die Drittplatzierte Maike Jager vom TSC Gisingen beim Sprung vor der Siegerehrung.

Foto: Ingo Eisner

Am Wochenende traten die jungen Tänzerinnen in der Mehrzweckhalle Meiersheide gleich reihenweise auf. Allerdings nicht bei einer Prunksitzung, sondern bei den NRW-Meisterschaften im Gardetanzsport. 44 Vereine hatten Gruppen angemeldet.

Wie seit vielen Jahren zeichnete die Karnevalsgesellschaft Husaren Schwarz-Weiß Siegburg für die Ausrichtung verantwortlich und konnte sich bereits am Samstag über einen Sieg bei den sechs-bis elfjährigen Mädels freuen. Sie setzten sich gegen die Gruppen der KG Rot-Weiß Meindorf und KG Eulenspiegel 1907 Aachen durch, und nehmen nun an den Deutschen Meisterschaften teil.

"Viele verbinden den Gardetanz natürlich immer mit Karneval. Das ist aber schon ein richtig anspruchsvoller Sport", sage Steffen Büchel, Sprecher der KG Husaren Schwarz-Weiß Siegburg. Bis jeder Schritt, jede Drehung und jeder Spagat sitzt, ist es oftmals ein langer Weg.

Vier Trainingseinheiten pro Woche sind da keine Seltenheit. An den Meisterschaften nahmen auch Vereine aus Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland teil. Mit der achtjährigen Kira Theobald vom saarländischen TSC Gisingen stellte sich eines der jüngsten Tanzmariechen des Tages am Samstag dem fachmännischen Urteil der Juroren. Sie erreichte zwar nur den 16. Platz, war aber trotzdem glücklich.

"Mir macht das Tanzen einfach riesigen Spaß", sagte Kira, die mit ihrer Trainerin Margit Dillinger die Reise nach Hennef auf sich genommen hatte. "Das ist natürlich ein langer Tag für ein Kind, darum müssen wir auch schauen, dass der Spaß im Vordergrund steht. Schließlich ist das immer noch ein Hobby und so soll es auch bleiben", sagte Dillinger, die zudem zu den Juroren gehörte.

Die sieben Preisrichter achteten auf Ausstrahlung, Temperament sowie die Exaktheit der Bewegungen und die Choreografie. Die maximal zu erreichende Punktzahl war eine "10,0". "Da kann man schon beim kleinsten Fehler Punkte verlieren. Das ist besonders bei Gruppen problematisch", sagte Steffen Büchel, dessen Tochter Chantal ebenfalls zum Teilnehmerfeld gehörte.

Die Uniform muss sitzen, die Schuhe müssen sauber sein und beim Showtanz muss das Kostüm zum Thema passen. "Man kann nicht mit einem Tennis-Dress auf die Bühne gehen, wenn sich der Tanz um Fußball dreht", sagte Büchel.

Mit vier Jahren beginnen die Jüngsten bereits mit ihren ersten Schritten auf dem Weg zum Tanzmariechen. "Da fangen wir aber erst einmal spielerisch an. Es dauert im Durchschnitt zwei Jahre, bis alles passt", sagte Dillinger. Etwas länger dabei ist die gemischte Junioren-Gardetanztruppe der Husaren Schwarz-Weiß, die sogar zwei männliche Mitglieder hat.

Die zwölf bis 15-jährigen Tänzerinnen und Tänzer betreiben den Sport bereits seit ein paar Jahren. Mit ihrer Darbietung überzeugten sie die Punktrichter und landeten mit einer Gesamtpunktzahl von 44,2 auf Platz zwei. Sie verfehlten den Sieg denkbar knapp. Die KG Eulenspiegel aus Aachen lag mit 44,3 Punkten vorne und wurde NRW-Meister. "Unsere Junioren hatten sich aber bereits vorher für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert", sagte Büchel. Die werden am 6. Dezember in Aachen ausgetragen.

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