Interview mit dem einzigen Weinkabarettisten Deutschlands Weinkabarettist Ingo Konrads kommt es auf den Genuss an

Am 25. August feiert Weinkabarettist Ingo Konrad in Remagen die Premiere seines dritten Programms mit dem Titel: "Zwei Herzen und drei Viertele".

Dem General-Anzeiger verriet der einzige Weinkabarettist Deutschlands, Ingo Konrads, was für ihn Inspirationsorte seiner Stücke sind, wie es zu seinem grünen Schal gekommen ist und welchen Wein er auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde.

Herr Konrads, Sie haben in Bonn Germanistik, Geschichte und Volkskunde studiert. Auf den ersten Blick wirkt es so, als ob da kaum Verbindungslinien zu heute zu finden wären. Auf den zweiten Blick auch?

Ingo Konrads: Meine Studienfächer gehen sehr stark auf die Alltagskultur ein, auf die Sprache, auf die Sprachgewohnheiten. Aus dem Alltag schöpfe ich im Grunde meine Gags. Ich beobachte die Mitmenschen in der Weinwelt oder erzähle von Dingen, die mit selbst passiert sind. Das wird dann zum Programm.

Konrads: Wein ist schon immer meine große Leidenschaft gewesen, wobei ich zugeben muss, dass ich mich erst viele Jahre mit dem Bier beschäftigt habe. Dann kam der Wein als regionaltypischer Aspekt. Ich bin viel unterwegs und viel gewandert: Nichts kann eine Region so repräsentieren, wie der Wein. Die Weinlandschaft Deutschland finde ich total spannend. Es hat sich unheimlich viel getan in den letzten Jahren. Da kann man überall das Regionaltypische schmecken: den Boden, den Stil, die Sorten. Beim Wein lernt man nie aus.

Was hat sich mit der Zeit verändert?

Konrads: Der Wein ist immer besser geworden. Man spricht sogar vom Weinwunder Deutschland. Es kommen junge Männer und Frauen, die den deutschen Weinmarkt regelrecht revolutionieren: Gut ausgebildete Leute, die nicht grundsätzlich mit allen Traditionen brechen, aber durchaus ihren eigenen Stil finden und damit auf dem Weltmarkt bestehen können.

Konrads: Ich war in meinem alten Beruf nicht mehr richtig glücklich und hatte auf einmal den Wunsch, meinem Leben eine völlig neue Richtung zu geben. Ich habe mich beraten lassen und in mich reingehorcht, für was ich eigentlich wirklich brenne. Heraus kam: für Wein und Entertainment. Da war der Weg zur Wein-Comedy nicht mehr weit.

Konrads: Es gibt das geflügelte Wort: Comedy macht man wegen dem Geld und Kabarett wegen des Geldes. Mein Wein-Programm nenne ich Comedy, weil es nicht politisch ist. Es ist lustig und hat hohen Unterhaltungscharakter. Ich bezeichne mich jedoch lieber als Weinkabarettist und nicht als Comedian, weil ich denke, dass ich einen gewissen Anspruch im Niveau habe.

Konrads: (lacht) Weingüter, Weinhandlungen, Restaurants, Gespräche in der Bahn und das unglaublich weite Feld der eigenen Erinnerungen.

Konrads: Mein neues Programm geht ja über Wein und Liebe. Da muss ich meinem Publikum ja auch Tipps geben, wie man beim Wein seinen Traumpartner findet. Früher fuhr man, um jemanden kennenzulernen, ja gerne an die Ahr. Legendär war der Spruch: „Wer an der Ahr war und weiß, dass er da war, der war nicht an der Ahr.“ Von dort aus kam ich zur Unschärferelation von Werner Heisenberg, der quantenphysisch zeigt, dass man zugleich da und nicht da sein kann. Das lässt sich prima in eine Metaebene bringen. Und schon hat man eine Nummer über das Kennenlernen an der Ahr und Quantenphysik.

Wie kam es zu ihrem Markenzeichen, dem grünen Schal?

Konrads: Als ich vor sechs Jahren begonnen habe, da war Franz Müntefering häufig in der Zeitung. Der hatte immer seinen roten Schal an. Da habe ich gedacht: Der ist so unverwechselbar, man sieht immer sofort, wenn er auf einem Bild ist. Da wollte ich einen weingrünen Schal als Markenzeichen haben. Als der jedoch bei mir per Post eintraf, war ich total entsetzt über das schreiende Grün, das im Internet ganz anders ausgesehen hatte. Aber ich musste sofort auf die Bühne damit und dann habe ich ihn einfach so gelassen. Mittlerweile ist die Farbe des Schals ja richtig hip geworden.

Konrads: Das kommt drauf an, wo die Insel liegt. Wenn Sie im Norden liegt, dann würde ich am liebsten einen Frühburgunder, gerne von der Ahr, mitnehmen. Wenn es heiß ist und die Insel im Süden liegt, dann würde ich hoffen, dass irgendwo die Kühlmöglichkeit für einen schönen Riesling besteht.

Konrads: Wenn ich Durst habe. Wein ist ja nicht so der große Durstlöscher, außer in der Form als Schorle, aber dafür ist er mir zu schade. Ich gehe in meinem Programm auch immer auf das Bier ein, da ich sage: Genießende finden sich, ob sie nun Wein oder Bier trinken. Es kommt auf den Genuss an, es kommt auf die richtige Lebenseinstellung an, mit rheinischen Prinzipien das Leben zu gestalten. Das ist doch das, was wir alle eigentlich wollen.

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