Bad Breisiger Pfarrkirche Sankt Marien Weihnachten glänzt das Gold in Sankt Marien wieder

BAD BREISIG · Ein ungewohnter Anblick bietet sich zurzeit in der Pfarrkirche Sankt Marien: Der linke Seitenaltar des barocken Hochaltar-Trios ist eingerüstet. Restauratoren sind am Werk.

 Karin Etringer trägt die Goldfolie auf.

Karin Etringer trägt die Goldfolie auf.

Foto: Martin Gausmann

Öffnungen klaffen, wo sonst Gemälde prangen – im Zentrum die Immaculata, Maria, die der Schlange den Kopf zertritt, oben der heilige Nikolaus und unten der heilige Rochus. So können sich die Diplomrestauratoren aus Koblenz, Katrin Etringer, Daniela Jacek und Valerio Di Finizio, ganz auf die aktuelle Restaurierung konzentrieren. „Die Maßnahme umfasst die drei Eichenholz-Altäre mit Schnitzereien und Profilen, die vergoldet sind, aber ohne die Gemälde. Diese sind bereits früher überholt worden“, sagt Etringer.

Mitte Oktober begannen die Spezialisten mit der Freilegung und Vergoldung des Altars. Wie das ganze Ensemble stammt er aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im Laufe der Zeit wurden die Altäre mit ihren prächtigen Architekturaufbauten immer düsterer. Holzrestauratorin Jacek: „Die Oberfläche ist oft bearbeitet worden, darauf fanden sich Lacke, Ruß, Wachs, Vergilbung.“ Regelrechte „Schmutzlasuren“ von der Restaurierung 1924/25 sollten den Anschein hohen Alters erzeugen. „Da wurde missverstanden, was Patina ist“, urteilt Jacek, die die Fassungen mit dem Skalpell freilegte.

Nicht nur die holzansichtigen Partien haben gelitten. „Wir haben vier Fassungen Vergoldung abgenommen“, berichtet Etringer: Bronze und gemalte Ölvergoldung waren darunter. Die Erstfassung – „sie ist die qualitätsvolle“ – wird erhalten, gereinigt und retuschiert, wenn die Fehlstellen aufgefüllt sind. Dazu schneidet die Gemälde- und Vergoldungsrestauratorin mit einem Vergoldermesser auf dem Vergolderkissen Blattgold zu und bringt es an der Oberfläche auf. Valerio Di Finizio poliert das Gold mit einem Achatstein. Gereinigt und ergänzt werden ebenso die mit Blattsilber belegten Säulentrios beidseitig der Immaculata.

Ziel ist es, Originales zu konservieren, Zutaten und Überarbeitungen zu entfernen und die Oberflächen auf einen Stand zu bringen. Stetig lernen die Akteure vom Objekt. „Man findet bei der Arbeit immer mehr Erkenntnisse, das macht sie so spannend“, sind sich die Erhaltungsprofis einig. Sie stellten etwa fest, „dass die Profile, auch an der Kanzel, einmal himmelblau waren“ und die Kassetten der Seitenaltäre zeitweilig entweder farbig gefasst, gelüstert oder marmoriert. Genaues ist nicht bekannt, so fällt die Entscheidung zugunsten einer holzfarbenen Fassung. Was geschieht mit den „Ohren“, wie die Restauratorinnen die später ergänzten geschnitzten und vergoldeten Altar-Wangen scherzhaft nennen?

Kreisarchivar Leonhard Janta nimmt als Urheber einen Breisiger Schreiner Kindler an. „Es könnte mein Urgroßvater Anton Josef Kindler, der von 1876 bis 1966 lebte, gewesen sein“, sagt Stephan Kindler, Inhaber der Schreinerei Karl Kindler und Verwaltungsratsmitglied. Vielleicht auch Ururgroßvater Anton Alois Kindler, der die Firma 1875 gründete und einen ganzen Altar gefertigt hat. Jedenfalls dürfen die „Ohren“ bleiben, „als gewachsener Bestand“, so Jacek. „Die haben ein Gewohnheitsrecht“ ergänzt Etringer.

Durch die Restaurierung wirkt der Seitenaltar heller, lebendiger. Abschließend mit Schellack überzogen „tritt die Maserung mit Brillanz hervor und erhält einen satteren warmen Holzton“. Gewiss ist auch: Weihnachten glänzt das Gold wieder! Denn in wenigen Tagen sind die Arbeiten abgeschlossen. Bleibt zu hoffen, dass neben dem Zuschuss des Bistums genug Spenden zur Kostendeckung – für die Seitenaltäre zusammen 90 000 und für den Hochaltar 85 000 Euro - eingehen. Geht es nach den Restauratoren, kann die Restaurierung nach Karneval an den übrigen Altären fortgesetzt werden. Gesucht werden übrigens noch alte Fotos, auf denen der Altar in der Zeit vor 1920 zu erkennen ist. Sie könnten wichtige Informationen über spätere Ergänzungen und bauliche Veränderungen enthalten.

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