Krisenstab der Bezirksregierung Köln Walsken: Wir können das nicht auf Dauer tragen

REGION · Im Zwei-Schicht-Betrieb arbeitet der Krisenstab der Bezirksregierung Köln derzeit, um schnell weitere Unterkünfte für die in Nordrhein-Westfalen Zuflucht suchenden Menschen zu schaffen. Aber nicht nur an der Kölner Zeughausstraße kommen die Experten von Verwaltung, Polizei, Feuerwehr, Hilfsdiensten und der Bundeswehr zusammen, um nach Unterbringungsmöglichkeiten zu suchen.

Gisela Walsken lobt die Zusammenarbeit der Kreise und Kommunen.

Gisela Walsken lobt die Zusammenarbeit der Kreise und Kommunen.

Foto: Volker Lannert (Archiv)

Auch in vier Kreisen des Regierungsbezirks, darunter Euskirchen und der Rhein-Sieg-Kreis, sind entsprechende Stäbe aktiviert, wie Regierungspräsidentin Gisela Walsken gestern bei einer Pressekonferenz sagte. Mit Erfolg: Im Regierungsbezirk seien in wenigen Wochen 9715 Unterbringungsplätze für Flüchtlinge geschaffen worden.

Primär haben die Krisenstäbe der Kreise und Kommunen die Aufgabe, kurzfristig Unterkünfte für jeweils bis zu 500 Menschen zu benennen. Da in dieser Woche täglich bis zu 3500 Asylsuchende nach Nordrhein-Westfalen kommen, sei nun auch ausdrücklich die Unterstützung von Kommunen gefragt, die unterhalb der 40 000-Einwohnergrenze liegen", betonte die Regierungspräsidentin. "Wir können das nicht auf Dauer tragen", sagte die Behördenchefin. Im Rheinisch-Bergischen Kreis und dem Oberbergischen Kreis existierten die Krisenstäbe noch nicht - die Kreise seien aber "in Alarmbereitschaft".

Wie lange die Notunterkünfte gebraucht werden, könne derzeit niemand sagen. Nur so viel: Die von den Kommunen in Amtshilfe für das Land errichteten Notunterkünfte werden mindestens für weitere sechs Monate benötigt, so Walsken. Wo in den kommenden Wochen neue Erstaufnahmestellen geschaffen werden, lasse sich noch nicht sagen. "Wir bekommen jeden Tag Meldungen der Kreise und Kommunen über neue Plätze. Einige Kreise haben noch nicht geliefert", erklärte sie. Sicher sei aus ihrer Sicht nur, dass immer neue Aufnahmemöglichkeiten entstehen müssen, wenn der Strom nicht abebbt. "Alle tragen jetzt Verantwortung, wir brauchen jede helfende Hand", sagte Walsken.

In 128 Notunterkünften, 21 zentralen Unterbringungseinrichtungen und fünf Erstaufnahmeeinrichtungen kann das Land derzeit rund 39 000 Menschen unterbringen. Im Regierungsbezirk Köln gibt es vier Notunterkünfte, darunter in Köln-Chorweiler, Simmerath und Schleiden-Gemünd. Dazu kommen 28 temporäre Notunterkünfte, darunter in Köln, Leverkusen, Bedburg, Bergheim, Brühl, Erftstadt, Frechen, Hürth, Kerpen-Sindorf, Pulheim, Wesseling, Bornheim, Hennef, Königswinter, Siegburg, Troisdorf, Bergisch-Gladbach und Gummersbach. Zentrale Unterbringungseinrichtungen sind etwa in Bonn-Bad Godesberg, Bonn (Ermekeilkaserne), Sankt Augustin und Kerpen geplant oder in Betrieb, so Walsken. Geplant seien unter anderem weitere Unterkünfte in Leverkusen und Euskirchen.

Schnell geliefert hat etwa der Rhein-Sieg-Kreis, der gestern eine Notunterkunft in einer Turnhalle in Troisdorf mit 300 Plätzen eingerichtet hat, weitere 200 in einer Turnhalle in Hennef. In der Region stelle die Stadt Niederkassel 120 Plätze zur Verfügung, im Kreis Euskirchen werden derzeit noch verschiedene Möglichkeiten geprüft, berichtete die Regierungspräsidentin. Walsken lobte die Zusammenarbeit mit den Kreisen und Kommunen in einer Zeit, in der die Zusammenarbeit elementare Bedeutung habe: "Alle machen mit." So sei es bis dato seitens der Behörde auch nicht nötig gewesen, mögliche Liegenschaften zum Zwecke der Unterbringung von Flüchtlingen zu beschlagnahmen. Zukünftig sei die temporäre Nutzung von Messestandorten mit ihren großen Hallenflächen eine denkbare Option, Menschen unterzubringen - insbesondere im Bezug auf den nahenden Winter.

Was Walsken optimistisch stimmt, ist eine "Riesenwelle der Hilfsbereitschaft", wie sie sagt. Überall in der Region sammelten Privatleute und Firmen und spenden Geld, Kleidung, Dinge des täglichen Bedarfs, Lebensmittel und Spielzeug. "Im Moment ist die Hilfe groß. Unser Wunsch ist, dass wir das halten."

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