GA-Serie "Rheinische Redensarten" Wämme mehnt, me hätt ene Kihsje, senn de Würem drenn

Bonn · In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen.

Aus der Rubrik Lebensweisheiten stammt unsere heutige Rheinische Redewendung. Mundartsprecherin Agnes Dübel hat sich an sie erinnert. Ihre Mutter hatte sie früher häufiger gebraucht und damit eine Warnung und Mahnung verbunden. Sie lautet: „Wämme mehnt, me hätt ene Kihsje, senn de Würem drenn.“ Auf gut Hochdeutsch bedeutet das: Wenn man meint, man könnte einen Käse sein eigen nennen, dann sind mit Sicherheit die Würmer drin.

Wie so oft versteht man den Satz nur, wenn man sich in die früheren Zeiten versetzt. Agnes Dübel weiß Rat: „Die Redewendung stammt aus der Zeit, als es noch keine Kühlschränke gab. Da passierte es dann leider, dass die Fliegen ihre Eier im Käse ablagerten, und die entwickelten sich dann zu Würmern und machten den Käse ungenießbar.“

Folglich war im übertragenen Sinne gemeint: Wenn man meint, man hat einmal Glück gehabt, dann ist bestimmt ein Haken daran. Wenn man es aus erzieherischer Sicht sieht, ist das ein Ausrufezeichen, jeglichem glücklichen Zufall mit einer gehörigen Portion Misstrauen zu begegnen. Eine weitere Bedeutungsebene kann dann sein: Man bekommt im Leben nichts geschenkt. Die Zuwendung eines Fremden muss man immer hinterfragen, denn sie ist selten uneigennützig. Nun kann man bedauern, dass das Vertrauen unter den Menschen derartig begrenzt ist, die Realität dürfte da allerdings ein Lehrmeister sein. Schade, aber wohl wahr.

In der Serie „Rheinische Redensarten“ beleuchten wir mit Unterstützung von Dialektsachverständigen bedeutungstiefe Redewendungen. Haben auch Sie einen Lieblingsspruch, dann mailen Sie uns: rheinisch@ga.de

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