Vorläufiges Aus für die RSE-Bahntrasse Beuel und Hangelar

Nach Ansicht von Gutachtern lohnt sich der Ausbau für den Personenverkehr derzeit nicht - Stadtrat Trommer stellte die Ergebnisse vor - Chancen in der Zukunft

Bonn. Der Ausbau der RSE-Industrietrasse für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist "derzeit nicht zu begründen". Zu diesem Ergebnis kommt eine so genannte standardisierte Bewertung, mit der auf Beschluss des Hauptausschusses einige Ingenieurbüros beauftragt waren. Stadtbaurat Sigurd Trommer stellte das Gutachten am Mittwoch vor. Der Planungsausschuss und die Bezirksvertretung werden es in ihren Juni-Sitzungen beraten. Nach dem ÖPNV-Bedarfsplan des Landes steht die Strecke nach Kohlkaul im "vordringlichen Bedarf bis 2007".

"Standardisierte Bewertung" - das bezeichnet ein bundeseinheitliches Verfahren, mit dem sichergestellt werden soll, dass sich größere Verkehrsprojekte auch lohnen. Danach werden etwa Zuschüsse bewilligt oder abgelehnt. Sind alle Daten nach der gut 200 Seiten dicken Anleitung erfasst und ausgewertet, muss am Ende ein Faktor von mindestens 1,0 herauskommen.

Bei der Bahntrasse zwischen Beueler Bahnhof und Hangelar wurden vier Varianten untersucht - von der günstigsten eingleisigen Bahnverbindung, bei der Diesel-Triebfahrzeuge eingesetzt werden (17,5 Millionen Mark), bis hin zur aufwendigsten: kompletter zweigleisiger Ausbau, Vernetzung mit Linie 62, elektrifizierte Strecke, Niederflurbahnen und Fahrplantakte von unter 15 Minuten (55,9 Millionen Mark). Dabei wäre auch ein Tunnel unter der Königswinterer Straße her berücksichtigt. Den günstigsten Wert von gerade mal 0,1 erhält eine 44,6 Millionen Mark teure Variante, die im Gegensatz zur aufwendigsten nur eingleisig betrieben würde. Die Kosten würden den Nutzen nicht gerechtfertigen.

Allerdings, schränkt Trommer das Ergebnis ein, seien weder zukünftige Arbeitsplatz- und Zuzugsentwicklungen noch mögliche Verlagerungen von Busfahrten berücksichtigt worden: "Erste Abschätzungen der Verwaltung zeigen hierfür bereits Entwicklungspotenziale in Höhe von rund 8500 Beschäftigten und 6000 Einwohnern auf." Trommer wies auch auf die Entwicklungen an der Königswinterer Straße hin, wo zwischen Mobau Becker und Schwarzer Weg etliche Bürogebäude gebaut werden sollen. Erste Baugenehmigungen seien bereits vergeben, so Trommer.

Bei diesen Perspektiven sei es aber nur richtig, die Trasse auf jeden Fall für einen mittel- und langfristigen Einsatz frei zu halten. Beueler Politiker hatten in der Vergangenheit gefordert, die Trasse vor allem in Höhe Kohlkaul zu verschwenken - und zwar weiter zur Wohnbebauung hin. Damit, so argumentierten etwa Georg Fenninger (CDU) und Hans-Georg Masuhr (SPD), könnten weit mehr Fahrgäste angesprochen werden.

Die Bahnverbindung auf der RSE-Trasse ist Teil einer neuen Gesamtkonzeption der Bahn. Der Beueler Bahnhof soll dabei zu einem zentralen Verknüpfungspunkt des Nahverkehrs ausgebaut werden: S-Bahn, der städtische Schienenverkehr und Busse sollen nach dem vorliegenden Konzept dort zusammengeführt werden, um Fahrgästen optimale Verbindungen anzubieten. Zwei neue Gleise und ein Bahnsteig werden neu angelegt, um die geplante S-Bahnlinie 13 Düren-Köln Hauptbahnhof-Flughafen Köln/Bonn-Bonn realisieren zu können. Bis 2015 soll die rechtsrheinische Rheinuferbahn von Beuel über Niederkassel und Langel bis nach Köln fahren. Zukunftsmusik: Wenn die Hardtbergbahn realisiert ist, könnten die Herren vom Verteidigungsministerium direkt bis zum Materialamt der Bundeswehr nach Niederpleis fahren. Denn die Augustiner sind an einer Fortführung der Strecke interessiert. Im Flächennutzungsplan ist schon eine mögliche Trasse vorgesehen.

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