Neuer Radarzielsimulator Wachtberger Forscher machen Autos sicherer

Wachtberg · Die Forscher am Fraunhofer-Institut in Wachtberg haben die Entwicklung von Automobilradaren ein Stück weiter gebracht. Der neue Simulator soll nicht nur mehr Sicherheit bringen, sondern auch das autonome Fahren "in greifbare Nähe zu rücken".

Automobilradare sind unerlässlich beim Einsatz von Fahrassistenten und dem Traum vom Fahren ohne Fahrer. Regen und Nebel machen ihnen nichts aus, sie blicken auch durch Sträucher und Gras. Mit Atrium haben die Experten des Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR in Wachtberg nun die Entwicklung ein gutes Stück nach vorn gebracht.

Dabei handelt es sich um einen digitalen Radarzielsimulator, der kritische Verkehrsszenarien umfassend simulieren kann. Wie Sprecherin Christiane Weber mitteilt, haben die FHR-Ingenieure ihr Projekt zum zweiten Mal einem hochrangigen Beratergremium aus Vertretern der Automobilindustrie sowie Messgeräteherstellern vorgestellt. Die seien begeistert gewesen. Das liege unter anderem daran, dass sie mit dem Simulator aus Wachtberg viel Geld sparen können.

Denn die Entwicklung von Automobilradaren ist komplex: „Jeder neue Sensor muss an das Design und Material jedes Fahrzeugmodells angepasst werden, damit der Sensor seine Aufgabe zuverlässig erfüllen kann“, so Weber. Damit alles nachher klappt, sind bislang aufwendige Fahrtests notwendig. „Das wird dadurch erschwert, dass die Radare auch in komplexen Verkehrssituationen, zum Beispiel an innerstädtischen Kreuzungen, fehlerfrei funktionieren müssen. In realen Testfahrten können all diese Bedingungen nicht gezielt und nur unter erheblichen Zeit- und Geldaufwand abgebildet werden“, so das FHR.

Als Alternative gibt es bereits Radarzielsimulatoren, deren Messbereich allerdings bis heute eingeschränkt ist. Mit Atrium (Automobile Testumgebung für Radar In-the-loop Untersuchungen und Messungen) soll sich das ändern: Er soll mehr als 100 virtuelle Radarziele erzeugen können, „was eine realitätsnahe Wiedergabe von Verkehrsteilnehmern durch die Simulation von Reflektionen beispielsweise an Heck, Stoßstangen und Rädern ermöglicht“, so Weber. „Diese sogenannten Radarziele lassen sich relativ frei in der digitalen Testumgebung positionieren, sowohl in unterschiedlichen Entfernungen, als auch in unterschiedlichen Winkeln. Auch ihre Bewegung kann simuliert werden.“ Die Software Toolchain hilft dem Benutzer, der nur noch ein Verkehrsszenario vorgeben muss. Die Positionierung der Sensoren erfolgt dann automatisch.

Atrium wird auch als Prüfstand aufgebaut, vor den ein mit Radarsensorik ausgestattetes Auto gestellt werden kann. So können radarbasierte Fahrerassistenzsysteme sehr ausgiebig und dennoch einfach, schnell und damit kostengünstig getestet werden. Das helfe nicht nur, „neue Automobilradare zu verbessern und die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen, sondern auch das autonome Fahren in greifbare Nähe zu rücken“, so die Sprecherin..

Bei der Vorstellung des Projekts waren einige Teilnehmer aus den USA ins Ländchen gereist. „Die Performance des Systems ist beeindruckend“, war nur eine der zahlreichen positiven Rückmeldungen aus dem Beraterkreis. „Wir sind wirklich zufrieden mit dem Verlauf des Meetings“, sagt Thomas Dallmann, Projektleiter am Fraunhofer FHR.

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