Streuobstwiesen Rekord in Wachtberg liegt bei 10.000 Flaschen Saft

Wachtberg · Seit 25 Jahren kümmert sich der Streuobstwiesenverein um den Erhalt und die Pflege der Bäume in Wachtberg. Vorsitzender Stefan Thomas wünscht sich noch mehr jüngere Mitstreiter.

Wer an Wachtberg denkt, denkt an Fraunhofer Institute und Rodderberg, an Pferde und Landwirtschaft. Und an die Streuobstwiesen, die über das gesamte Drachenfelser Ländchen verteilt sind. Dass auf den 20 Arealen Äpfel und Birnen wachsen, dass die Bäume gut gepflegt werden, dass Kinder und Erwachsene Apfel- und Birnensaft oder auch Obst in hochprozentiger Form genießen können – dafür sorgt der Streuobstwiesenverein, der in diesem Jahr ein Jubiläum feiert. 1994 gegründet, wird der Verein um den Vorsitzenden Stefan Thomas 25 Jahre alt.

„Wir sind recht schnell gewachsen“, erinnert sich der 61-Jährige, der von Anfang an dabei ist. Mit sechs Männern und Frauen fing es an, heute sind 114 Mitglieder mit dabei. Was ihn daran besonders freut, ist nicht allein die hohe Zahl an Aktiven – in letzter Zeit seien einige junge Familien dazu gestoßen. „Trotzdem aber haben wir Nachwuchsprobleme“, betont Thomas, der in Mehlem wohnt, dessen soziales Leben sich aber „immer in Wachtberg“ abgespielt hat. „Die Alten“, so wie er selbst, würden eben immer älter. Ihre Kinder seien zwar stets dabei gewesen, ab einem gewissen Alter aber seien die Interessen anders gelagert, einige zögen außerdem weg. „Die meisten kommen bestimmt wieder, aber erst, wenn sie selbst Kinder haben“, sagt der promovierte Geologe. Dabei brauche man die Jüngeren dringend – gerade bei der Ernte. Denn: „Wir tragen einen 25 Kilogramm schweren Sack nicht mehr so leicht.“

Im Herbst steht die aufwendige Ernte an

Das ganze Jahr über gibt es viel zu tun. Los geht es im Winter, wenn die Bäume geschnitten werden. So wird dafür gesorgt, dass die Äste die Früchte auch weiterhin tragen können und nicht brechen. Im Lauf der Jahrhunderte nämlich seien die Kulturpflanzen auf größere Früchte und mehr Ertrag hin gezüchtet worden, erklärt Thomas, dessen drei Kinder und vier Enkel „alle hier im Umfeld“ leben. Diesem „Mehr“ würden die Äste ohne Pflege nicht standhalten. Im Sommer dann dreht sich alles um die Wiese. „Früher haben das die Kühe erledigt.“ Heute müssen die Vereinsmitglieder ran. Im Herbst müssen die Früchte geerntet werden. Kirschen und Pflaumen für den Eigengebrauch, Äpfel und Birnen für den Verkauf. „Das ist wirklich sehr aufwendig“, sagt Thomas. Daher brauche man viele helfende Hände.

Wie viele Früchte später verarbeitet werden, kann er nicht sagen. Denn die Höhe des Ertrags variiert von Jahr zu Jahr. „2017 zum Beispiel lag die Ernte bei Null“, so der 61-Jährige. Damals seien die Blüten gefroren. Im vergangenen Jahr hingegen sei einiges zu tun gewesen: 3500 Flaschen Saft wurden befüllt. Ein Rekord ist das noch nicht: 10.000 Flaschen waren laut Thomas bisher das Maximum. „Birnen ernten wir bis zu zwei Tonnen“, sagt Thomas. Aus diesen wird aber nur selten Saft gemacht. „Die Nachfrage ist zu gering.“

Das sieht beim Birnenbrand anders aus. „Der geht weg wie geschnitten Brot.“ Doch nicht nur aus den Birnen wird Hochprozentiges hergestellt, auch aus einigen Äpfeln wird Schnaps gemacht. Die Früchte sind ausnahmslos alte Sorten. „Das sind Sorten, die es schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab“, erläutert Thomas. Der Vorteil: Sie sind „schmackhafter und krankheitsresistenter als neue, sehen allerdings nicht so schön aus“. Und: Für Biodiversität, also für biologische Vielfalt, ist gesorgt. Die alten Sorten wachsen nämlich an hochstämmigen Bäumen, deren Verzweigung bei 1,80 Meter anfängt, so Thomas. Diese böten viele verschiedene Lebensräume.

Neben der Pflege der Bäume und der Ernte der Früchte gibt es ein weiteres Aufgabengebiet: „Erhalten heißt auch neu anlegen“, sagt Thomas. Die Bäume überalterten und müssten neu angepflanzt werden. So betreut der Verein auch so genannte Ausgleichsflächen. Auf diesen werden Ersatzbäume gepflanzt, die vorher an anderer Stelle gefällt wurden, zum Beispiel bei einer Baumaßnahme.

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